Wo Kinder Bagger fahren und Herzen heil werden
In seiner Kindheit zog Jacob Robinson oft um, sein Vater arbeitete landesweit an Krankenhaussystemen. «Rückblickend hat uns dieses Leben gezwungen, unsere Komfortzone zu verlassen, neue Freundschaften zu schliessen und zu lernen, wie man in neuen Umgebungen aufblüht.» Heute sei er sehr dankbar dafür.
Doch er kennt auch schwere Zeiten: «Meine Mutter hatte Krebs, als ich in der sechsten Klasse war. Zu sehen, wie meine Eltern damit umgingen, hat mich geprägt. Und im Abschlussjahr der Highschool wurde meine enge Freundin Hannah mit Krebs diagnostiziert. Sie starb im November unseres Abschlussjahres.»
«… dann ordnet man sein Leben neu»
Jacob Robinson erinnert sich: «Wenn man mit siebzehn Jahren auf der Intensivstation sitzt und sieht, wie die eigene Freundin eine Chemotherapie bekommt, wie sie leidet, sich sichtbar verändert und man erlebt, wie diese schreckliche Krankheit alles übernimmt – dann ordnet man sein Leben neu, ob man will oder nicht.»
Er stellte Gott grosse Fragen. «Und eine der wichtigsten Erkenntnisse war: Jesus hält diese schwierigen Fragen aus. Er sagt: ‘Ich sehe dich. Ich verstehe dich. Mein Herz bricht mit dir und ich liebe dich. Und es gibt einen grösseren Plan.’»
Für ihn sei der Samen gesät worden, «den Glauben wirklich zu leben und festzuhalten, dass Gott gut bleibt; ganz gleich, ob man es spürt oder nicht. Er hat immer die Kontrolle.»
75 Tage im Krankenhaus
2015 kam sein erster Sohn zur Welt. Pierce war ein fröhlicher, gesunder kleiner Junge. Alles lief zunächst ganz normal. «Doch 2017 änderte sich unser Leben schlagartig. Wir dachten, Pierce hätte nur eine normale Erkältung. Mehrere Ärzte sagten uns: ‘Das geht schon vorbei. Geben Sie ihm Ruhe und vielleicht etwas Tylenol.’»
Doch dann fand seine Frau Melissa den Kleinen bewusstlos in seinem Bettchen. Es stellte sich heraus, dass er eine bakterielle Meningitis hat und es war unklar, ob er überleben würde.
«Wenn man etwas über Krampfanfälle weiss: Dauert einer länger als fünf Minuten, kommt es zu einer Hirnschädigung. Pierce hatte über 18 Stunden lang Krämpfe, bevor er in ein künstliches Koma versetzt wurde. Er blieb zwölf Tage im Koma, insgesamt waren wir 75 Tage im Krankenhaus.»
Wohin, wenn das Leben zusammenbricht?
Als er entlassen wurde, war ihr Sohn nicht mehr derselbe. Heute ist Pierce auf beiden Ohren taub, kann nicht sprechen, hat Epilepsie und sitzt im Rollstuhl. «Aber er ist der fröhlichste kleine Junge, den man sich vorstellen kann. Er strahlt reine Freude aus. Er sieht das Leben so, wie Jesus will, dass wir es sehen: Er sieht keine Hautfarbe, kein Einkommen, kein Auto, kein Haus. Er will einfach nur bei dir sein. Wir sagen immer: ‘Wenn Pierce bei seinen Menschen ist, ist er glücklich.’ Mehr will er nicht – und ich glaube, genau so möchte Jesus, dass wir leben.»
Jemand, dessen Kind Krebs hatte, sagte einmal zu Jacob Robinson: «Versuch nicht, deinen Glauben auf der siebten Etage eines Krankenhauses zu finden.» Jacob Robinson: «Ein weiser Rat. Warte nicht, bis dein Kind im Koma liegt oder dein Leben Kopf steht. Finde vorher heraus, woran du glaubst – und halte an diesem Glauben fest, wenn die Stürme kommen. Denn sie werden kommen. Jesus hat uns das versprochen. Aber die Frage ist: Lehnen wir uns in solchen Zeiten an ihn?»
Der Traum eines Vaters – die Freude eines Sohnes
Pierce liebte schon immer Müllwagen, Kipplaster und Baufahrzeuge. «Seine Lieblingstage sind Mittwoch und Samstag; die Tage, an denen die Müllabfuhr kommt. Da er diese Leidenschaft für grosse Maschinen hat, entstand in mir der Wunsch, etwas zu schaffen, das Menschen zusammenbringt. So entstand die Idee eines Freizeitparks rund um Baugeräte – und wir sagten: ‘Ja, bauen wir doch einfach einen Freizeitpark! Wie schwer kann das schon sein?’»
Also begann Jacob Robinson mit intensiver Recherche, sprach mit unzähligen Menschen, las alles, was er dazu finden konnte – und griff zurück auf die Fähigkeit, sich auf Neues einzulassen, die er durch die vielen Umzüge in der Kindheit gelernt hatte.
240 Absagen … heute steht der Park
Jacob Robinson zeigte Ausdauer: «Nach über 240 Absagen mussten wir 33 verschiedene Investoren finden, um das Projekt zu finanzieren. Es war ein langer, verschlungener Weg.»
Heute steht der Park namens «Dig World». «Wenn ich ein T-Shirt oder eine Mütze mit dem Logo trage, greift Pierce danach, zieht es zu sich heran oder lächelt. Ich glaube, das ist Gottes Art, meinem Sohn eine Stimme zu geben – eine Art, mit mir über etwas zu sprechen, das wir gemeinsam erschaffen haben.»
Es klinge wie ein Klischee, «aber wirklich jeden Tag denke ich: ‘Kneif mich mal – das ist mein Job!’ Ich darf Kinder beobachten, wie sie vor Freude ausrasten, das ist das Coolste überhaupt. Jeder ab drei Jahren kann zu uns kommen. Wir lassen dich einen Kompaktlader fahren, einen Minibagger bedienen, mit einem Mini-Traktor arbeiten oder mit einer Hubarbeitsbühne in die Höhe fahren – natürlich alles in einem sicheren, speziell umgebauten Umfeld.»
«Ich habe dieses Privileg nicht verdient»
Die Familie hat zwei weitere Kinder mit besonderen Bedürfnissen, «und eines unserer Ziele war es von Anfang an, besondere Abende für Familien mit Behinderungen anzubieten. An diesen Abenden ist der Eintritt für die ganze Familie kostenlos, wenn jemand in der Familie eine Behinderung oder besondere Bedürfnisse hat. Diese Abende gehören zu den schönsten Momenten, die uns daran erinnern, warum wir tun, was wir tun.»
Jacob Robinson hält fest: «Ich habe dieses Privileg nicht verdient, etwas so Schönes und Einzigartiges zu erschaffen, aber ich bin dankbar, dass ich es darf, und versuche, dieser Berufung gerecht zu werden.»
Zum Thema:
Den Glauben entdecken
Hope-Kolumne von Cornelia Steiner: Hoffnung trotz Diagnose
Talk mit Sascha Feuz: Die längsten «drei Monate»