Mit der Kraft der Auferstehung rechnen
Ängstlich. Dezimiert. Isoliert. Es wurde schon oft beschrieben, wie es nach Karfreitag um Jesu engste Vertraute stand. Das war auch kein Wunder. Es sah alles nach dem abrupten Ende einer hoffnungsvollen Bewegung aus. Und diese Bewegung war schlecht vorbereitet auf den Tod Jesu. Alle hatten sich an ihm orientiert, er hatte sie zusammengebracht. Es gab auch keinen Plan B und keine Lehre, die man unabhängig von Jesus hätte fortschreiben können; ebenso keine Lebens- oder Ordensregel, die die gemeinsamen Erfahrungen über die Zeiten getragen hätte. Und doch setzte schon bald die beispiellose Ausbreitung des christlichen Glaubens ein. Wie konnte es dazu kommen? Klar ist, dazu brauchte es mehr als eine gute Strategie. Es brauchte…
Die Kraft der Auferstehung
Die Kraft der Auferstehung macht den Unterschied! Sie verwandelt nicht nur die Herzen der Jünger, sondern den Lauf der Welt. Zum ersten Mal gibt es einen konkreten, wahrnehmbaren Hinweis darauf, worauf die Geschichte der Welt und der Menschheit zuläuft. Indem sie Jesus anschauen, sehen die Jünger ihre eigene Zukunft. Ob sie das schon so hätten sagen können? Ob sie wohl Jesu Wort aus Johannes Kapitel 14, Vers 3 mit dieser Erfahrung verbinden konnten: «Und wenn ich gegangen bin und euch den Platz bereitet habe, dann werde ich zurückkommen und euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin». Wie auch immer, es ist ein Moment für die Ewigkeit!
Dabei lag ein solches Ereignis wie die Auferweckung von Jesus keineswegs in der Luft. Es war nicht so, als hätte jeder darauf gewartet. Sicherlich erwarteten viele Jüdinnen und Juden die Auferweckung der Toten am Ende der Zeit, wenn Gott sein Gericht hält (Johannes Kapitel 11, Vers 24). Dass aber ein einzelner Mensch nicht zur Verlängerung des diesseitigen Lebens, sondern in ein neues, ewiges Leben hinein auferweckt wird, sprengte jede Vorstellungskraft. Nun – aber genau das war geschehen!
Damit war für die Jünger sicher noch nicht automatisch klar, wie genau es nun weitergehen würde. (Es gab gute Gründe, auf die Ankunft des Heiligen Geistes zu warten!) Aber das Ziel sahen sie umso klarer vor sich: Gemeinschaft mit Jesus, die alle Dimensionen sprengt und gleichzeitig an die bereits erlebte Gemeinschaft anknüpft. Diese Beziehung zu ihm ist durch den Tod nicht zu unterbrechen und sie wird körperlich, ja regelrecht handfest sein. Der neue Himmel und die neue Erde sind keine Energiefelder für körperlose Seelen, sondern Hoffnungsorte für erlöste Menschen mit neuem Leib (1. Korinther Kapitel 15, Vers 44).
Diese Hoffnung war so konkret, dass sie durch schwerste Verfolgungen hindurch trug. Es ist nicht die vage Erwartung eines unbestimmten Jenseits, sondern überfliessendes Leben, auf das es sich zu hoffen und zu warten lohnt.
Was sind dir konkreten Auswirkungen?
Das Leben in der Nachfolge hat kein Ende, sondern ein Ziel. Und dieses Ziel ist wiederum: Leben! Die Kraft der Auferstehung reduziert daher die Angst und steigert die Freude, weil sie eine grosse Gewissheit über die letzten Fragen breitet. Wie lang auch immer das Leben auf dieser Erde dauert – und das kann ja sehr verschieden sein – es ist nicht mehr und nicht weniger als der Auftakt zu einem grossartigen Werk von unerhörter Qualität.
- An der Metapher vom Auftakt gefällt mir, dass dieser Takt zu Beginn eines Musikstücks immer ein unvollständiger Takt vor dem ersten vollständigen Takt ist. Irgendwie ein passendes Bild! Menschen sind für mehr geschaffen als für dieses Leben. Es wird nicht vollständig. Wir können in Raum und Zeit nicht ausschöpfen, was wir uns im Geiste ausmalen und erhoffen. Es zu versuchen, kann einem sogar eher den Frieden rauben als die Erfüllung bringen. Nun können Musiker natürlich einwenden, dass die gestalterischen Möglichkeiten bei einem Auftakt doch arg begrenzt sind. Deshalb biete ich noch ein paar weitere Bilder an: Wie wäre es mit der Ouvertüre zu einer Oper, dem Exposé zu einer traumhaften Wohnung, der Exposition zu einem spannenden Roman, dem Duft vor der Bäckerei, oder…?
- Ich hoffe, es ist etwas für Sie dabei, sonst vergleichen Sie ruhig noch ein bisschen weiter!
- Die Kraft der Auferstehung spornt ausserdem an, dem anderen mutig leben zu helfen. Es war die unübersehbare Hilfsbereitschaft der ersten Christen, die die Herzen der Menschen im Römischen Reich gewann. Obwohl ihr Umfeld ihnen offensichtlich nicht immer freundlich gegenüberstand, pflegten sie die Kranken, begruben die Toten und versorgten die Bedürftigen. Das taten sie auch dann, wenn alle anderen aus Angst vor Ansteckung längst die Flucht ergriffen hatten.
- Allein die Gemeinde in Rom versorgte dem antiken Kirchenhistoriker Euseb zufolge etwa 1500 Witwen und Hilfsbedürftige. Etwas desillusioniert wirkt daher ein Ausspruch des letzten heidnischen römischen Kaisers Julian: «Die gottlosen Galiläer ernähren ausser ihren eigenen Armen auch die unsrigen: Die unsrigen aber ermangeln unserer Fürsorge.»
- Und zum Schluss: Die Kraft der Auferstehung wirkt der Verbissenheit entgegen und fördert die Gelassenheit. Und die ist ein hohes Gut in unserer Zeit! Ich kann Probleme und sogar Katastrophen ernst nehmen und mich voll einsetzen, ohne mich von ihnen überwältigen zu lassen. Bei manchen Fragen steht wirklich viel auf dem Spiel, aber nie alles. Ich weiss, da ist die gute Hand Gottes, die mein Leben und diese Welt zum Ziel bringt. Das macht mich (hoffentlich!) nicht nachlässig, aber gerne gelassen. Ich kann Fehler besser verzeihen, und es entsteht ein Raum für Kreativität und neue Lösungen. Die gelingen unter Druck meistens nicht so gut. Wem das Beste schon versprochen ist, der kann mit Unvollkommenem besser leben.
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