Vom Ultraschall-Gerät zur Erdnussbutter-Unternehmerin
Lea Hurley ist die Gründerin und CEO von «American Dream Nut Butter». «Ich stelle Gourmet-, gesunde, proteinreiche Nussbutter her … etwas, das eigentlich durch Zufall entstanden ist, weil ich zehn Jahre lang Krebs hatte, ohne es zu wissen.»
Zuvor arbeitete sie als Ultraschall-Technikerin. «Ich habe Ultraschall-Untersuchungen an allen Körperteilen gemacht; ich half also bei der Diagnose von Krebs, Unfruchtbarkeit und allem, wofür man eben einen Ultraschall braucht.»
Zehn Jahre lang war sie jedoch selber ständig krank. «Ich stellte meine Ernährung immer wieder um, weil mein Verdauungssystem so stark betroffen war. Ich litt auch unter ständiger Übelkeit.» Sie hatte das Gefühl, sich jederzeit übergeben zu müssen und fragte sich, was mit ihr nicht stimmt. «Am Ende ass ich nur noch drei Lebensmittel: Pute, Reis und Erdnussbutter. Ich habe ununterbrochen alles über Gesundheit, Wohlbefinden und Ernährung recherchiert und Lebensmittel weggelassen, um herauszufinden, ob es mir dadurch besser ging.»
Die Schock-Diagnose
Sie liess zahlreiche Bluttests machen, jedoch ohne Ergebnis. «Dann bekam ich Schmerzen an einer bestimmten Stelle im Bauch.» Nun machte sie einen Ultraschall bei sich selbst und entdeckte eine Masse mit starker Durchblutung und wusste aus Erfahrung, dass das nichts Gutes bedeutet.
Der ärztliche Befund war niederschmetternd: Neuroendokriner Krebs im Endstadium. Weil sie nicht ans Telefon gehen konnte, wurde die Diagnose am Freitag gegen Abend auf ihre Nachrichtenbox gesprochen. Für einen Rückruf war es vor dem Wochenende zu spät. «Die Prognose im Internet war katastrophal, weil die Krankheit meist zu spät entdeckt wird. Die Symptome sehen aus wie Magenprobleme oder Angststörungen; also Beschwerden, die viele andere Ursachen haben können. Die einzige Behandlung ist eine Operation, bei der der Tumor entfernt wird. Wenn das nicht möglich ist, gibt es praktisch keine Optionen mehr. Das ganze Wochenende starrte ich meine noch kleinen Kinder an und dachte: ‘Ich werde nicht miterleben, wie sie aufwachsen.’»
Riesige Operation
Am Montag rief der Chirurg an und erklärte, was getan werden musste. «Eine riesige Operation wartete: Ein Schnitt vom Brustbein bis zum Becken. Ein Teil meiner Leber musste entfernt werden, die Gallenblase und die Tumormasse. Die Operation verlief erfolgreich. Zum Glück brauchte ich weder Chemo noch Bestrahlung.»
Drei Monate konnte sie nicht arbeiten. «Mein Mann ebenfalls nicht. Er musste sich um mich und die Kinder kümmern. Ich konnte weder allein baden, noch allein zur Toilette gehen. Zwei Wochen lang musste er mich überallhin tragen. Wir wussten nicht, wie wir unsere Rechnungen bezahlen sollten, da wir beide nicht arbeiten konnten und keine Ersparnisse hatten. Aber meine Kollegen spendeten uns Urlaubstage und gaben uns Essensgutscheine. Unsere Nachbarn halfen ebenfalls. Die ganze Gemeinschaft kam zusammen, um uns in dieser Notzeit zu unterstützen.»
Die Grundzutaten für etwas Grösseres
Nach der Operation war ihr Immunsystem am Boden. «Ich konnte keine herkömmlichen Produkte essen, weil sie gehärtete Pflanzenöle, bestimmte Aromen, Milch oder Gluten enthielten. Pute und Reis werden sehr schnell langweilig. Da ich ein absoluter Dessertmensch bin, kam ich auf die Idee, Nussbutter so zu verfeinern, dass sie wie die Desserts schmeckt, die ich so sehr vermisste – nur eben mit Zutaten, die ich essen durfte.»
Lea Hurley hatte nicht vor, daraus etwas zu machen. «Doch mein Mann meinte: ‘Lass das doch unsere Bodybuilder-Freunde probieren.’ Ich sagte: ‘Nein, das wird niemandem schmecken.’ Heimlich nahm er es mit zu einem Bodybuilding-Wettbewerb … und alle waren begeistert. Plötzlich klopften Leute an unsere Tür oder riefen an: ‘Kannst du mir ein Glas Lea’s Peanut Butter abfüllen?’ So fing alles in unserer Küche an.»
Beginn mit zwölf Followern
Sie begann, auf Social Media zu teilen, was sie gerade machte. «Damals hatte ich zwölf Follower. Die Leute liebten es, mir dabei zuzusehen, wie ich Nüsse mixte und verschiedene Toppings hinzufügte. Bald bekam ich Nachrichten: ‘Ich will genau das Glas, das du da gemacht hast.’ Oder: ‘Kannst du eins machen, das wie mein Lieblingsgetränk bei Starbucks schmeckt?’»
So nahm sie individuelle Bestellungen an. Ihr Mann meinte: «Lass uns ein richtiges Business daraus machen. Ich baue eine Website, du machst die Gläser.»
Harte Arbeit folgte. «Inzwischen feiern wir unser siebenjähriges Bestehen, haben rund 70 Mitarbeitende und eine Produktionshalle mit 3’700 Quadratmetern. Wir stellen alles in Handarbeit her, deshalb brauchen wir so viele Leute.»
Für Lea ist klar: «Das kann nur Gott gewesen sein, denn mein Mann hat früher Garagentore eingebaut, ich habe Ultraschall gemacht und Personal Training gegeben; von Business oder Marketing hatten wir beide keine Ahnung. Wir verdanken unseren Erfolg allein Gott.»
Wenn Geben dazugehört
Das Schönste am Unternehmen sei die Community. «Eine Mutter schrieb mir, dass wir ihrer Tochter das Leben gerettet hätten. Sie lag wegen einer Essstörung im Krankenhaus, mit Magensonde und wollte nichts mehr essen. Sie hatte Angst vor jeder Art von Nahrung. Ihre Mutter erzählte ihr von unserem Produkt; da es weniger Fett und Zucker enthält, hatte sie nicht so viel Angst davor. Sie nahm 14 Kilo zu und durfte das Krankenhaus verlassen. Wir beide haben inzwischen eine Freundschaft aufgebaut und stehen noch immer in Kontakt.»
Zur karitativen Seite des Unternehmens gehört das Spenden von Gläsern an Krebspatientinnen und -patienten oder Überlebende. «Wer jemanden nominieren möchte, kann uns Namen und Adresse schicken, wir senden dann ein Glas mit einer kleinen Karte, auf der steht, dass wir für sie beten.»
Lea Hurley empfiehlt tägliche Andachten. «Für mich ist es wichtig, ständig mit Gott verbunden zu bleiben und Bibel zu lesen, damit man empfängt, was er einem sagen will und offen bleibt für die Wege, auf denen sein Wort zu einem kommt.»
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