«Ich vergab meiner Mutter, dass sie mich abgetrieben hat»
«Meine Mutter war 17 und im 7. Monat schwanger, als sie sich bei Planned Parenthood meldete», erzählt Gianna Jessen. Die Organisation entschied, sie sei zu jung, um eine Familie zu gründen, und bot die Abreibung an. Das ungeborene Kind sollte durch die Injektion von Salzlösung tot geboren werden. «Der Böse wollte, dass meine Haut verätzt wird, dass ich erblinde und schliesslich sterbe – aber Jesus hat mich beschützt. Er sagte: Nicht sie! Wenn ihre Eltern sie nicht wollen, nehme ich sie.» Gianna kam lebend zur Welt. «Weil der Abtreibungs-Arzt nicht im Zimmer geblieben sei, liess die Krankenschwester schliesslich die Ambulanz kommen, erzählt die 47-Jährige. Und ein paar Wochen später wurde sie von Polly aufgenommen, einer Pflegemutter, die sich liebevoll um Kinder mit Behinderung kümmerte.
Schuld kann vergeben werden
Zwei Tage vor dem Marsch fürs Läbe, der am heutigen 20. September in Zürich stattfindet, gab die Lebensschützerin vor Journalisten ein Interview. Sie appellierte an Frauen, die eine oder mehrere Abtreibungen hinter sich haben: «Du musst diese Scham nicht für immer tragen. Jesus vergibt Schuld, wenn du sie bekennst. Du musst dich nicht selbst verurteilen: Er ging für unsere Schuld ans Kreuz – und wir sind alle Sünder.» Sie ist überzeugt, dass jedes abgetriebene Kind bei Jesus lebt und einen Namen bekommen hat. «Geh nicht durchs Leben und kasteie dich nicht unaufhörlich – Jesus hat den Preis für dich bezahlt.» Ein Neuanfang sei möglich: «Jeder Mensch ist geliebt und von Gott nicht vergessen.» Ihre biologische Mutter hat sie zweimal kontaktiert; Gianna versicherte ihr jedes Mal: «Ich habe dir vergeben.» Doch diese habe die Vergebung nicht gewollt: «Dann hätte sie zugeben müssen, dass sie etwas Falsches getan hat.»
Behindert
Giannas Prognose war schlecht: Eine cerebrale Lähmung wurde diagnostiziert. Sie werde nie sitzen oder laufen können, beschied man der Pflegemutter. Aber Penny trainierte mit dem kleinen Mädchen, brachte es zu Therapien. Um sie in der Familie behalten zu können, wurde sie mit gut drei Jahren von Pennys Tochter und deren Mann adoptiert. Heute zeugt ein Hinken von Giannas Einschränkung, kognitiv sind keine Schäden entstanden. Sie lebt eigenständig in ihrer Wohnung und fährt Auto.
«Wer entscheidet, ob ein Leben mit Behinderung lebenswert ist oder nicht?» Solchen Kindern durch Abtreibung das Leben zu «ersparen», sei übergriffig, betont die agile Frau. Ihnen das Leben zu schenken bedeute eine Chance, die mit der Tötung im Mutterleib unwiderruflich vernichtet werde. Gianna stellt klar: «Ohne die Abtreibung wäre ich gesund geboren. Und ja, es gibt harte Abschnitte im Leben. Aber Gott kann aus jeder noch so fürchterlichen Situation Gutes entstehen lassen.» Das Leben mit Behinderung könne spannend sein: «Jesus muss dir helfen, du bleibst du abhängig von ihm. Und so bleibst du bei ihm.» Trotz Einschränkung hat sie zwei Marathons absolviert: «Es war mir egal, wann ich über die Ziellinie laufe – aber ich wollte sie unbedingt erreichen!»
Wie helfen?
Wer einer ungewollt Schwangeren in Not begegne, solle zuerst einmal zuhören. Und ihr Mut zusprechen: «Das ist nicht das Ende deines Lebens – wir können gemeinsam nach einer Lösung suchen.» Als Gesellschaft könne man werdende Mütter unterstützen, anstatt ihnen Abtreibungspillen zu verschaffen. «Das geschieht manchmal so anonym, dass nicht mal die Eltern eines Teenagers wissen, dass sie abgetrieben hat – aber sie lebt mit dieser Last weiter...» Es brauche Zeit, Geduld, Liebe, manchmal Geld, um eine Frau zu ermutigen, ihr Kind auszutragen: «Jedes Kind, das geboren wird, kann weitere Kinder in die Welt bringen. Und mit jedem Kind, das fehlt, fehlt eine neue Familie.» Es handle sich um einen geistlichen Kampf, der hier ausgefochten werde.
Deshalb erzählt Gianna Jessen ihre Geschichte am Marsch fürs Läbe in Zürich – sie will damit Gott verherrlichen, der sie gerettet hat. «Es war nicht die extradicke Käseschmiere, die mich vor Verätzungen geschützt hat.» Der Arzt, der dies als möglichen medizinischen Grund erwähnte, ist wie sie überzeugt: «Das war Jesus!» Gianna ist das lebendige Beispiel, dass aus einem traumatischen Anfang durch Jesus erfülltes Leben entstehen kann.
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