Leuchtturm für die Region

Ruedi Saluz und Rolf Schuiver
2023 wurde die ehemalige Druckerei Papierhof in Buchs SG umgebaut und mit einem Bistro ausgestattet. Die Diakonie Werdenberg betreibt dort verschiedene Unterstützungsangebote, etwa Treffen für Asylsuchende und eine Trauergruppe für junge Menschen.

«Wir sind sehr glücklich, dass sich nun alle unsere Angebote unter einem Dach befinden», führt Rolf Schuiver, Theologe und Leiter Diakonie im Diakonieverein Werdenberg, aus. Seit gut 30 Jahren hatte der Wunsch bestanden, im Zentrum von Buchs einen Ort zu schaffen, wo Menschen sich begegnen, zu Hause fühlen und bei Bedarf Hilfe erhalten können. Kirchen, Stiftungen, Organisationen und private Spender sind Gönner und Träger des Papierhofs. Schuiver ergänzt: «Ohne unsere Freiwilligen wäre vieles nicht möglich, wir schätzen diese Personen und ihr Engagement sehr.»

«Begegnen, Begleiten, Befähigen»

Heute trifft er Ruedi Saluz, den Leiter Betriebe, für Kaffee und Austausch. Dieser erzählt: «Ich war früher selbst Drucker, absolvierte verschiedene Weiterbildungen und arbeite heute als Allrounder und Jobcoach im Haus.» Der fünffache Vater engagierte sich in der Arbeitsintegration und leitete eine soziale Institution. «Jetzt lerne ich wieder Neues», schmunzelt der 55-Jährige. «In Notsituationen praktisch zu reagieren, entspricht mir sehr – und es deckt sich mit dem Papierhof-Motto: ‹Begegnen, Begleiten, Befähigen.›» Die Familie von Saluz trägt das Projekt mit. «Mein Sohn hat als gelernter Koch die Küche eingerichtet und meine Tochter hilft ab und zu im Service.»

Mittel- und Treffpunkt

Das Bistro im Erdgeschoss dient als zentraler Treffpunkt. Beim Eintreten riecht es verführerisch nach frischem Kaffee und jeden Mittag stehen zwei Menüs zur Auswahl. Christliche Nächstenliebe prägt die Atmosphäre im hellen und freundlichen Raum. Wer möchte, kann für minderbemittelte Personen ein Getränk bezahlen. So erhalten jene Menschen einen sogenannten «Gold-Kaffee» zum halben Preis. Das Bistro bietet Spielmöglichkeiten für Kinder, es finden Konzerte, Lesungen, Spiel- und Singabende statt: «Unser Publikum ist jeweils bunt gemischt, das freut uns, so soll es sein», findet Rolf Schuiver. Wöchentlich treffen sich Asylsuchende oder Menschen mit spezifischen Anliegen. Dies kann Hilfe beim Ausfüllen von Formularen, dem Bedienen des PCs oder die Begleitung zum Arzt sein. Viele geniessen auch einfach das Zusammensein. Einmal im Jahr steigt ein richtiges Fest, wenn die Teilnehmenden des Angebots «bring & share» Gerichte aus ihren Herkunftsländern mitbringen und sie miteinander teilen.

«Ein Bauer kommt jede Woche vorbei und bringt uns Kartoffeln und Zwiebeln.»

Literatur und Lebensmittel

Im Papierhof gibt es das Chacao-Lädeli, eine christliche Buchhandlung, die auch schöne Geschenkartikel und Secondhand-Bücher verkauft. Neben den Angestellten sorgen insgesamt mehr als 70 Freiwillige dafür, dass der Betrieb im Papierhof läuft, zum Beispiel im Service oder bei der Verteilung von gespendeten Lebensmitteln der Organisationen «Schweizer Tafel» und «Tischlein deck dich» an 120 Bezüger. «Einige Geflüchtete aus der Ukraine helfen aus Dankbarkeit bei uns mit. Der Kontakt mit der Bevölkerung verbessert gleichzeitig ihre Deutschkenntnisse», freut sich der diakonische Leiter. Niemand muss die LEBA (Lebensmittelabgabe) mit leeren Taschen verlassen: Die beiden Landes- und verschiedene Freikirchen sammeln permanent haltbare Lebensmittel oder Hygieneprodukte, die dann abgegeben werden, wenn das Angebot an Frischwaren eher klein ist. Und: «Ein Bauer kommt jede Woche vorbei und bringt uns Kartoffeln und Zwiebeln», erzählt Rolf Schuiver. Solche Gesten berühren das Team.

Jesus als Vorbild

Die Mitarbeitenden im Papierhof orientieren sich an christlichen Werten. Für sie gilt, wozu Jesus seine Nachfolger ermutigt hat: «Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan» (nachzulesen im Matthäus-Evangelium, Kapitel 25, Vers 40). Rolf Schuiver war einige Jahre als Heilsarmee-Offizier tätig und hat sich deren Motto verinnerlicht: «Wir wollen den Menschen in ihrer Not begegnen – ohne Ansehen der Person.» Das Team sei sich einig: «Wir begleiten Menschen aus verschiedenen Glaubensrichtungen und Hintergründen und drängen unseren Glauben niemandem auf.» Das gilt auch bei der Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen sowie deren Angehörigen (WABE – wachen und begleiten). Freiwillige, die dafür ausgebildet sind, wachen bei ihnen und begleiten sie liebevoll, sei es im Spital, im Heim oder zu Hause.

«Diakonie heisst: das Herz im Himmel, die Hände beim Nächsten, die Füsse im Staub.»

Trauer teilen

Waltraud Eggenberger arbeitete 13 Jahre beim Diakonieverein, baute ihn mit auf und prägte ihn. Nun wurde sie pensioniert. In ihren Gesprächen begegnete sie oft dem Thema Trauer. Nicht nur Todesfälle lösen sie aus – auch eine Kündigung oder Scheidung. Das veranlasste sie, einen offenen Trauertreff zu gründen und ihn gezielt für Kinder und Jugendliche zu öffnen. Jeden Monat trifft sich eine Handvoll oder mehr von ihnen, um über das Erlebte und offene Fragen auszutauschen. Die jungen Menschen werden professionell begleitet, wo nötig auch in Einzelgesprächen. «Es herrscht ein sehr kreativer Umgang mit dem Thema», weiss Schuiver. Er zeigt Bilder der Kinder und Jugendlichen, die diese gestaltet haben, um ihr Befinden auszudrücken und Schmerz abzulegen. Das Angebot sei einzigartig in der Region und soll unbedingt weitergeführt werden. Deshalb wird Rolf Schuiver die Ausbildung zum Trauerbegleiter absolvieren und Waltraud Eggenberger ablösen. Diese hatte ihr Engagement treffend mit einem Zitat der Theologin und Diakonin Hanna Hümmer (1910-1977) beschrieben: «Diakonie heisst: das Herz im Himmel, die Hände beim Nächsten, die Füsse im Staub.»

ÜBER RUEDI SALUZ

Einer meiner Lieblingsplätze in Grabs:
Ein Bänkli mit Aussicht auf dem Studnerberg

Meine liebste Jahreszeit:
Frühling

Das bringt mich zum Lachen:
Laurel und Hardy

Das möchte ich gern erleben:
Einen Wüsten-Trip

Meer oder Berge:
Berg 

Heimlich altern oder riesige Geburtstagsparty:
Heimlich altern 

ÜBER ROLF SCHUIVER:

Lieblingsserie oder -buch:
«Morden im Norden und «The Chosen»

Meine liebste Jahreszeit:
Herbst

Das bringt mich zum Lachen:
Unsere 6-jährige Tochter und guter, trockener Humor

Das würde euch an mir überraschen:
Das wüsste ich auch gern …

Das möchte ich gern erleben:
Die Wiederkunft von Jesus

Heimlich altern oder riesige Geburtstagsparty:
Ganz klar: Party

Autor: Mirjam Fisch
Quelle: Hope Regiozeitung