Die Zeit zwischen den Jahren

Das neue Jahr wird wieder in Gottes Hand stehen
Woher kommt eigentlich die seltsame Bezeichnung «zwischen den Jahren» für die jetzigen Tage? Was ist das Besondere daran und wie lässt sich diese Zeit sinnvoll nutzen?

Streng genommen gibt es eine Zeit «zwischen den Jahren» nicht. Was sollte zwischen 23:59:59 Uhr am 31.12.2025 und 0:00 Uhr am 1.1.2026 auch hineinpassen? Jedenfalls nicht so viel, dass du dich ernsthaft fragen musst, wie du diese Zeit verbringen willst. Dass der Ausdruck sich bis heute gehalten hat, liegt daran, dass er das Lebensgefühl vieler Menschen in den Tagen nach Weihnachten gut zusammenfasst: Du befindest dich zwischen «nicht mehr» und «noch nicht». Das Familienfest ist vorbei, der Alltag hat noch nicht wieder begonnen. Die Zeit scheint irgendwie langsamer zu laufen und viele geniessen es, ohne grossen Trubel einmal herunterzufahren. Doch woher kommt der seltsame Ausdruck für diese Zeit?

Kalenderumstellungen sind schuld

Dass die Leute seit dem 14. Jahrhundert von der Zeit «zwischen den Jahren» reden, liegt daran, dass Kirche und Staat mehrmals am Kalender gearbeitet haben. Nach dem alten römischen Mondkalender begann das neue Jahr mit dem 1. März und der Wahl der neuen Konsuln (das zeigen zum Beispiel die Monate Oktober bis Dezember, die die Zahlen acht bis zehn im Namen tragen). Im Jahr 153 vor Christus verschob der Römische Senat den Jahresbeginn auf den 1. Januar, weil die Wahl der Konsuln wegen eines Feldzugs gegen Spanien vorverlegt werden musste. Einige Zeit später feierte die frühe Kirche ihr neues Jahr mit der Taufe von Jesus am 6. Januar. Als Kaiser Konstantin das Christentum im 4. Jahrhundert zur Staatsreligion erhob, wurde auch gleich das Weihnachtsfest zum Feiertag erklärt und auf den 25. Dezember festgelegt.

Zwischen diesen Daten Ende Dezember und Anfang Januar pendelte der Jahresbeginn viele Jahrhunderte hin und her. Eine einheitliche Regelung gab es nicht. Deshalb bewegte man sich in diesen Tagen «zwischen den Jahren» – erst mit dem Epiphaniasfest war man sicher im neuen Jahr angekommen. Diese unsichere Situation wurde tatsächlich erst 1691 beendet, als Papst Innozenz für die katholische Welt den 1. Januar als verbindlich festlegte. Für Unsicherheit oder ein Gefühl des Dazwischenstehens sorgte allerdings auch der Volksaberglaube rund um die «Raunächte», an denen die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits besonders dünn sein sollen. Was Menschen an diesen Tagen taten, schwankte zwischen Schutz vor Bösem und Nicht-nach-draussen-Gehen bis hin zum Willkommen-Heissen des neuen Jahres.

Ruhezeit gestalten

Die Wintertage, die vergangenen Feiern mit der Familie und vielem Essen und für etliche Menschen ein paar Tage Urlaub laden «zwischen den Jahren» dazu ein, diese Tage anders als sonst zu gestalten. Es gibt zwar Business-Ansätze, die dazu auffordern, Unerledigtes abzuschliessen und bereits in die konkrete Planung fürs kommende Jahr einzusteigen, doch die meisten Menschen in unseren Breiten neigen dazu, alles etwas langsamer anzugehen. Auszuschlafen. Ein Buch hervorzuholen. Die Serie zu schauen, für die bis jetzt keine Zeit war. Aber auch Zeit mit Gott zu verbringen, bei einem Spaziergang einfach mal zurückzuschauen ins ablaufende Jahr und es mit ihm zu besprechen. Du kannst auch eine Kunstausstellung besuchen oder den Streichelzoo um die Ecke, ein Fotoalbum gestalten, mit Freunden oder der Familie spielen oder am Kamin in aller Ruhe deine Lieblingsmusik hören. Rose Tremlett rät in der ZEIT dazu: «Die Zwischen-den-Jahren-Zeit ist die perfekte Chance, Ihr inneres Kind frei herumlaufen zu lassen – das ist entspannend und hilft, emotional vom Jahr zu heilen.»

Gelassen neu starten

Vielleicht gehörst du aber auch zu denen, die «zwischen den Jahren» immer arbeiten müssen, weil die Buchhaltung den Jahresabschluss macht oder du als IT’ler nur dann Ruhe findest, den neuen Server zu starten, wenn sonst keiner in der Firma ist. Du wirst trotzdem merken, dass es kein Alltag ist, schon weil das Telefon nie klingelt. Und selbst im Einzelhandel, im Krankenhaus oder bei der Müllabfuhr sind diese Tage nicht normal. Gestalte sie, so wie es dir möglich ist, als etwas Besonderes. Diese Zeit gemütlich und faul daheim zu verbringen, kann mehr Erholungswert haben als drei Wochen Sommerurlaub. Ein Schwebezustand «dazwischen» ist für viele nur schwer auszuhalten, doch hier kann dir die Perspektive helfen, dass auch das neue Jahr mit all seinen Fragen und Unklarheiten ein «Anno Domini» sein wird, ein Jahr, das in Gottes Hand steht.

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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