Läufer-Legende und Leuchtturm

Eric Liddell's Geschichte wurde sogar verfilmt.
Der Film «Die Stunde des Siegers» (1981) dokumentiert Eric Liddells Goldlauf an der Olympiade 1924 in Paris. 100 Jahre später finden die Spiele wieder in Paris statt – und die Geschichte des schottischen Leichtathleten leuchtet wieder auf.

An den Olympischen Spielen in Paris diesen Sommer werden rund 10'000 Sportlerinnen und Sportler aus über 200 Ländern erwartet. Was Eric Liddell dort vor genau 100 Jahren leistete, fand in Büchern, verfilmt und auf der Bühne grossen Widerhall.

Bibel und Laufschuhe

Eric Liddell kommt 1902 als Missionarssohn in China zur Welt. Die Spannung, ob er in die Schuhe seiner Eltern treten oder «nur» Sport treiben sollte, begleitet ihn viele Jahre. Während des Studiums in Edinburgh betreibt er diverse Sportarten, gilt bald als schnellster Läufer Schottlands. Als ihn andere Christen für sein scheinbar weltliches Erfolgsdenken kritisieren, entgegnet Liddell: «Gott hat mich schnell gemacht, und ich spüre seine Freude daran, wenn ich laufe. Zu siegen heisst, ihn zu ehren.»

Konsequenter Glaube und Gold

1924 wird Eric Liddell britischer Meister über 100 Yards (91,44 Meter) und bahnt sich so den Weg an die Olympischen Spiele nach Paris. Die Vorläufe zum 100-Meter-Lauf finden an einem Sonntag statt. Das kann Liddell mit seinem Glaubensverständnis nicht in Einklang bringen. Man bietet ihm die Möglichkeit, über 400 Meter anzutreten – eine Distanz, die er noch nie im Wettkampf gelaufen war. Überraschend gewinnt Eric Liddell und wird vom kritisierten «Mann, der sonntags nicht läuft» zum Nationalhelden.

Starker Streifen

Diesen Abschnitt seines Lebens zeigt Hugh Hudson im Film «Die Stunde des Siegers» von 1981. Das Werk ist in den vier Kategorien «Bester Film», «Bestes Drehbuch», «Kostüme» und «Beste Filmmusik» oscarprämiert. «Chariots of Fire», die weltbekannte Anfangsmelodie, gehört zu den erfolgreichsten Musikstücken des Komponisten Vangelis.

Rückkehr und Inhaftierung

1925 kehrt Eric Liddell als Missionar nach China zurück, heiratet und wird Vater von drei Töchtern. 1937 kommt es zum Japanisch-Chinesischen Krieg, der schliesslich im Zweiten Weltkrieg mündet. Liddell schickt seine Familie nach Kanada, in die Heimat seiner Frau. 1943 wird er von den Japanern verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht.

Kinder vor Prinzipien

Dort arbeitet Liddell als Lehrer und Pastor für die Insassen, treibt mit den Kindern Sport. Eines von ihnen ist die damals 13-jährige Margaret Holders, die sich später an «Onkel Eric» erinnert. Getreu seiner Prinzipien habe er sich zunächst geweigert, am Sonntag als Schiedsrichter für sie da zu sein – um schlussendlich doch über seinen Schatten zu springen.

Viele Leben gerettet

Eric Liddell kümmert sich auch um alte, schwache und kranke Menschen. Das Elend der offenen Kloaken, Ratten, Fliegen und Krankheiten in dem überfüllten Lager hätten viele ohne die Hilfe und den Humor von Liddell nicht überlebt. Er selbst stirbt am 21. Februar 1945 mit 43 Jahren an einem Hirntumor und ist bis heute ein inspirierendes Beispiel für Entschlossenheit, Glaube und Hingabe.

Dieser Artikel erschien in der Hope Schweiz Nr. 2.

Autor: Manuela Herzog
Quelle: Hope Schweiz Nr. 2