Gott macht das schon, oder?

Ein Paar in der Ehetherapie
Natürlich ist es wichtig, dass Gott Teil der Ehe ist. Paartherapeutin Ira Schneider erklärt, warum wir uns darauf aber nicht ausruhen sollten.

Kennt ihr sie auch? Diese Paare, die schnell mit einem frommen Satz das Ungemütliche in Ehen wegwischen. Die Aussage lautet dann oft: «Wenn wir Gott haben, wird unsere Ehe schon laufen.» Solche Sätze machen mich stutzig. Auf Gottes Eingreifen zu vertrauen und daraus Zuversicht zu haben, finde ich kraftgebend. Den Gedanken, dass wir in unserem Paargeschehen nicht alles allein bewältigen müssen, finde ich ebenfalls wohltuend.

Ohne eigenes Zutun?

Was mich irritiert, ist die Annahme, dass es ausschliesslich Gott dafür braucht. Für mich ist klar, dass ich Gott alles zutraue. Ich glaube nur, Gott wünscht sich, dass wir ihn in unser seelisches Innen und in unser alltägliches Aussen mit einladen, um Herausforderungen mit uns gemeinsam anzugehen. Es dabei zu belassen, dass Gott schon alles macht, finde ich schwierig. Es klingt so, als ob es kein eigenes Zutun bräuchte.

In unsere Beziehungen bringt jeder Teil ein biografisches Gepäck mit. Dieses Dort und Damals kann aus Mangel und Schmerz, aus Gewohnheit und Routinen, aus Traditionen und Werten, aber auch aus gewissen Vorstellungen und Wünschen bestehen. Sich dem als Paar zuzuwenden, ist unausweichlich. Wir alle sind biografisch Gewordene. Dabei das eigene Geworden-Sein und das des Gegenübers behutsam zu ergründen, kann eine bedeutsame Erfahrung sein. Dieses Verstehen-Wollen, Hinschauen und sich gegenseitig Raum geben, ist ein wichtiger Baustein, um einander zu kennen. Nur wer sich intensiver kennt, kann immer mehr Anteile des anderen lieben lernen. Es kann Paare berühren, wenn sie erfahren, dass ihr Gegenüber ihrem persönlichen Weg und ihrem Da-Sein einen hohen Wert beimisst. Sich sowohl gemeinsam zu entwickeln als auch gegenseitige Akzeptanz zuzusprechen, stärkt das Band der Liebe.

Verantwortung übernehmen

Auch im Hier und Jetzt zugewandte Möglichkeiten zu finden, Spannungen zu lösen und wertschätzend zu kommunizieren, ist ein wesentliches Entwicklungsfeld, um das Paare nicht drum herumkommen. Sowohl die Auseinandersetzung mit dem Dort und Damals als auch das Hier und Jetzt aktiv zu gestalten, kann bedeuten, Verantwortung zu übernehmen. Wenn Paare diese Prozesse weglassen und durch ein beschönigendes «Gott macht es schon» leugnen, verpassen sie wichtige Bindungsmomente.

Mit Gott unterwegs

Gott können wir dabei ganz unterschiedlich mit ins Boot holen. Wir können Gott bitten, uns Verständnis zu schenken, wir können füreinander beten oder Fürbitte in Anspruch nehmen und uns als Paar segnen lassen. Auch Austausch darüber, was Lieder und Predigten in uns zum Klingen bringen, kann eine Form sein, als Paar mit Gott in Begegnung zu treten.

Daraus möchte ich folgenden Satz formulieren, der uns und Gott zusammenbringt: «Wir tun das Unsere und Gott tut Seines mit und für uns und so sind wir zu dritt unterwegs.»

Ira Schneider arbeitet als Paartherapeutin & Referentin und sie produziert den Podcast «Voll Liebe! Der Beziehungspodcast», der in Kooperation mit FamilyNEXT entstanden ist. Interessiert an mehr solcher Impulse von FamilyNext? Gönne dir oder Freunden jetzt einen günstigen Jahresabogutschein des Magazins hier.

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Autor: Ira Schneider
Quelle: Magazin FamilyNext 04/2025, SCM Bundes-Verlag

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