Im Ungewissen nicht haltlos
«Heute würde man mir wohl ADHS attestieren», gesteht Niklaus Rieben lächelnd. In der Schule war er kaum eine halbe Stunde fähig, sich zu konzentrieren, dann wurde er unruhig und konnte auch schon mal heftig zuschlagen. Oft war er der Sündenbock, wenn etwas schieflief, und bekam den Eindruck vermittelt, nicht zu genügen. Später fand Niklaus beim Wandern und Skifahren ein Ventil für seine Energie. «In den Bergen genoss ich am meisten, dass mich niemand kritisierte und ich einfach tun konnte, was ich wollte.»
«In den Bergen genoss ich am meisten, dass mich niemand kritisierte und ich einfach tun konnte, was ich wollte.»
Erkenntnis und Bewahrung
Niklaus wuchs mit sieben Geschwistern in einer christlichen Familie auf und besuchte regelmässig die Gottesdienste. In der Folge einer Veranstaltung begriff er, was es mit dem Gottessohn auf sich hat, und entschied sich nach seiner Schreinerausbildung bewusst, Jesus Christus nachzufolgen. Ein Mentor führte ihn in die Weisheit der Bibel ein und leitete ihn in seiner Beziehung mit Jesus an. Niklaus erkannte immer mehr: «Gott liebt mich genau so, wie ich bin.» In diesem Sinn ging er später auch auf seine Mitarbeitenden zu und setzte sie ihren Gaben entsprechend ein.
18-jährig erlitt er einen schweren Skiunfall, renkte sich dabei die Hüfte aus: «Ich war zwar körperlich in bester Verfassung, lebte jedoch wochenlang mit der Ungewissheit, ob ich je wieder würde laufen können …» Eine zweite, äusserst kritische Situation in den Bergen verstärkte seinen Eindruck: «Gott hat noch etwas vor mit mir, sonst wäre ich gestorben.»
«Gott hat noch etwas vor mit mir, sonst wäre ich gestorben.»
Familie und Verantwortung
In der Jugendgruppe seiner Kirche, dem Evangelischen Gemeinschaftswerk EGW, lernte Niklaus Maja kennen und lieben. Seit 38 Jahren sind die beiden verheiratet und haben fünf Kinder. Vier Schwiegerkinder, eine langjährige Freundin des jüngsten Sohns und acht Enkel gehören heute zur Familie. Der Vater von Niklaus, Karl Rieben, war LKW-Unternehmer. Um die Nutzung von Schweizer Holz zu fördern, kaufte er Ende der 90er-Jahre eine Holzschnitzelheizung: «erneuerbare Energie, die vor unserer Haustür wächst», fügt Niklaus an. Damals bildete er sich im Bereich Unternehmensführung weiter und erkannte das Potenzial der Idee seines Vaters. Er stieg Teilzeit bei ihm ins Geschäft ein und verkaufte Schnitzelkessel.
«Mein Vater hielt uns finanziell sehr knapp, weil er fand, damit müsse man als Unternehmer auch leben können.»
Mit der Zeit übernahm er immer mehr Verantwortung, kündigte seine Arbeitsstelle und liess sich von seinem Vater anstellen. Sein Vater habe es nie ausgesprochen, aber Niklaus spürte, dass er in ihm seinen Nachfolger sah. Er fügt an: «Mein Vater hielt uns finanziell sehr knapp, weil er fand, damit müsse man als Unternehmer auch leben können.» Für das Ehepaar war das nicht immer einfach – es musste den Kindern so manchen Wunsch ausschlagen. «Aber wir wurden auch immer wieder beschenkt», erinnert sich Maja. «Manchmal stand einfach eine Tasche voller Lebensmittel vor der Tür.» Sie waren beide überzeugt, dass Gott die neue berufliche Ausrichtung von Niklaus befürwortete. Und nun erlebten sie, dass er auch für sie sorgte.
«Ein solches Erbe wollte ich meinen Kindern nicht hinterlassen!»
Die Kunden schützen
Zusammen mit einem Bruder übernahm Niklaus diesen Geschäftszweig seines Vaters schliesslich ganz: «Ich sah den wachsenden Markt, hatte eines der besten Produkte Europas in der Hand und meinen technisch versierten Bruder Rolf an der Seite.» Sie waren erfolgreich, belieferten die halbe Schweiz und Kunden in Frankreich. Rolf verliess später das Geschäft. Niklaus führte das Unternehmen während 16 Jahren und beschäftigte in dieser Zeit bis zu 30 Angestellte. Dann fand beim Hersteller ein Generationenwechsel statt und die Qualität der Produkte liess nach. «Wir erhielten immer wieder Reklamationen, der Umsatz brach ein.» Die Kosten der Garantiearbeiten beliefen sich pro Jahr auf einen mittleren sechsstelligen Betrag. Den Unternehmer plagte die Frage, wie lang es den Zulieferer und damit auch Ersatzteile noch geben würde. 2018 verkaufte Niklaus das Kerngeschäft der Rieben Heizanlagen AG mit den Zentralheizungen an die Schmid energy solutions AG in Eschlikon TG. Tausende seiner Kunden hätten sonst grossen Schaden erlitten. Und: «Ein solches Erbe wollte ich meinen Kindern nicht hinterlassen!»
Optimist mit Plänen
Weil die Firma Schmid energy ihm garantierte, den vollen Service zu gewährleisten, liess sich der 55-Jährige dort anstellen – mittlerweile seit bald acht Jahren. Im Frühjahr 2025 wurde Niklaus mit der nächsten Herausforderung konfrontiert: ein Prostata- Karzinom, das er vor Kurzem entfernen liess. «Es war und ist wieder ein permanentes Beten, Denken und Ringen – wie schon so oft im Leben», bekräftigt Niklaus, der auch in dieser Sache fest mit der Führung und Hilfe Gottes rechnet. Vor einigen Monaten hat er eine Coaching-Ausbildung begonnen. Vielleicht liegt seine nächste berufliche Etappe in diesem Bereich. Dazu hält Niklaus fest: «Ich möchte Menschen ermutigen, ihr von Gott geschenktes Potenzial zu entdecken und einzusetzen.» Auch als Coach wird er aus seiner reichen Lebenserfahrung schöpfen können.
«Es war und ist wieder ein permanentes Beten, Denken und Ringen – wie schon so oft im Leben.»
ZUR PERSON
Schönster Platz in Lenk:
einer mit Aussicht auf den Wildstrubel oder einen anderen Berg rund um Lenk
Beschäftigung am Sonntag bei Regen:
Ruhe geniessen und in den Gottesdienst gehen
Buch auf dem Nachttisch:
«Die 5 Sprachen der Liebe» – in Zusammenhang mit dem Thema Motivation