Die neue Statthalterin
«Meine Mutter war mir ein Vorbild», betont Alexandra Grossenbacher. «Sie hat wie ich eine kaufmännische Ausbildung absolviert und ist bis heute erwerbstätig, war es auch während der Familienphase.» Ihre Schwester und sie habe es nie gestört, dass ihr Mami nicht immer da war. «Wir wussten genau, was wir dürfen und was nicht obwohl wir uns nicht immer daran gehalten haben, zum Beispiel beim Fernsehen …», schmunzelt die 49-Jährige. «Wir waren Migros-Kinder», fährt sie fort. Weil ihr Vater damals die Migros-Filiale Münsingen leitete, durfte sie schon mit 14 statt 15 Jahren in seinem Laden für ihr Taschengeld jobben. Auch das habe sie geprägt – um Geld zu bekommen, müsse man etwas leisten. «Mein Vater hat auch immer gerne politisiert. Dieses Interesse an Politik habe ich wohl von ihm mitbekommen», hält sie fest.
Beruflich dranbleiben
Nach der Verwaltungslehre auf der Gemeinde Münsingen bildete sich Grossenbacher zur Gemeindeschreiberin weiter, später absolvierte sie einen EMBA in Public Management. «Ich hatte immer gute Vorgesetzte, die mich zu Weiterbildungen ermu-tigten.» Auch wenn sie sich alles mit viel Einsatz hatte erarbeiten müssen, sei sie heute sehr dankbar dafür. So habe sich ihre Karriere in der Verwaltung ohne detaillierte Planung immer weiterentwickelt.
Alexandra erkannte früh, dass sie berufstätig bleiben und keine Familie gründen möchte. «Job und Kind hätte ich mir nicht vorstellen können», stellt sie klar. Es ist ihr wichtig, ihr Geld selbst zu verdienen. Doch sie ist mehrfache Tante, Gotti, und ihr Mann Walter hatte drei Teenagertöchter, als sie 2012 heirateten.
Als Vorgesetzte ermöglicht sie es Müttern gern, Beruf und Familie zu vereinbaren. Doch sie formuliert klare Mindestanforderungen: «Ein Teilzeitpensum ab 40 Prozent muss es schon sein, sonst ist man zu weit weg.» Sie sei nie wegen ihres Geschlechts diskriminiert worden. So wundert es sie nicht, dass im Kanton Bern mehr Frauen als Männer das Amt der Regierungsstatthalterin innehaben. «Es ist ein politisches Amt, beinhaltet aber doch einen grossen Anteil an Verwaltungstätigkeiten!» Und das hat sie von der Pike auf gelernt, arbeitet sehr strukturiert, und kann als Parteilose unabhängig wirken.
Karrieresprung
Vor ihrer Wahl arbeitete Alexandra Grossenbacher für die Zentrumsgemeinde Konolfingen, nun ist sie für 39 Gemeinden des Verwaltungskreis Emmental zuständig. «Das ist in gewisser Weise ein Karrieresprung und noch vielfältiger als vorher.» Als Regierungsstatthalterin ist sie das Bindeglied zwischen Kanton und Gemeinden. Sie vertritt den Regierungsrat im Verwaltungskreis und setzt sich beim Kanton für die Anliegen der Gemeinden und der Bevölkerung ein. Zudem nimmt sie gesetzliche Aufgaben im Bereich der Verwaltung und Verwaltungsjustiz wahr. Dabei komme ihr zugute, dass sie die Seite der Gemeinde kenne: «Ich bringe den Stallgeruch mit.» Grossenbacher möchte die Menschen kennenlernen, mit denen sie zu tun hat, sich vernetzen: «Ich versuche, möglichst viele Einladungen wahrzunehmen und ich spüre, dass dies sehr geschätzt wird.»
Die Belastung sei im gesamten Amt hoch und das Regierungsstatthalteramt hinke vor allem bei den Baugesuchen massiv hinterher. «Anfang Jahr habe ich eine Auslegeordnung gemacht, Prioritäten festgelegt und mit dem Team angeschaut, wie wir unsere Arbeit noch effizienter gestalten können.» Aus verschiedenen Gründen seien sie in Rückstand geraten. Der Fokus liegt daher auf der Abarbeitung der Pendenzen im Bereich Bau «Das geht leider nicht von heute auf morgen und wird noch längere Zeit in Anspruch nehmen.»
Auftanken
Ihr Mann ist selbstständig erwerbend, als Ausgleich treiben beide gern Sport, vor allem Wintersport, und sind auch mal in Finnland zum Langlaufen anzutreffen. «Langlaufen, Sauna, lesen, fein essen – danach komme ich topfit wieder zurück», lächelt die aktive Frau. Zusammen mit ihrem guten Team sei sie motiviert, die täglichen Herausforderungen zu meistern und sich fürs Wohl der Gemeinschaft zu engagieren.
Zur Person:
Was war Ihre mutigste Tat?
Skydiving in Neuseeland
Welches ist Ihre Lieblingsserie?
Türkisch für Anfänger
Welches ist Ihre liebste Jahreszeit?
Winter
Welche App auf Ihrem Mobile haben nicht alle?
Die App Moony