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Paulus' Philipper-Perspektive

Freude, die mehr ist, als ein Gefühl
Dass Freude mehr ist als ein Gefühl, das einen ab und zu überwältigt, zeigt Paulus im Philipperbrief. Der ist leidgetränkt, sehr bodenständig und trotzdem voller Freude.

«Wir Christen sind zwar fröhlich… wir zeigen’s nur nicht so», hiess die Schallplatte einer Band aus den 1970er Jahren. Eigentlich könnte dieses Thema inzwischen altersbedingt in Rente gegangen sein, doch Fehlanzeige: Es ist aktueller denn je. Christen haben nach ihrem Selbstverständnis die beste Botschaft aller Zeiten. Genau das bezeichnet die Bibel als «Evangelium». Viele reden aber lieber über den Niedergang der Gesellschaft und darüber, dass alles immer schlimmer wird. 

Nun ist es auf keinen Fall hilfreich, die Realität zu verleugnen oder Schwierigkeiten zu ignorieren. Interessanterweise betonten frühe Christen wie Paulus allerdings nicht ihre Probleme, sondern eine Art «Trotzdem»-Freude. Ging es Paulus, Petrus & Co etwa besser als heutigen Jesusnachfolgern? Wohl kaum. Gesellschaftlich standen sie im Abseits, Religionsfreiheit war noch in weiter Ferne und politisch befand sich gerade der «sympathische» Nero an der Spitze des Römischen Reichs. Mitten in diesem katastrophalen Umfeld gerät Paulus auch noch in Gefangenschaft. Hier schrieb er seinen Freunden im griechischen Philippi einen Brief, der geradezu durchdrungen ist von «Trotzdem»-Freude. Woran freute sich der Apostel konkret?

Froh, gemeinsam unterwegs zu sein

Unterschiedliche Meinungen und schwierige Menschen gab es zu neutestamentlichen Zeiten genauso wie heute. Paulus setzt nicht hierauf seinen Fokus, sondern er dankt und betet freudig für die Leute in dieser Gemeinde, «wegen eurer Gemeinschaft am Evangelium vom ersten Tag an bis jetzt, weil ich davon überzeugt bin, dass der, welcher in euch ein gutes Werk angefangen hat, es auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi» (Philipper, Kapitel 1, Vers 3-6). Die gemeinsame Zukunftsperspektive freut ihn offensichtlich genauso wie das Wissen, dass da mehr ist, was ihn mit den Philippern verbindet, als was sie trennt.

Froh, dass Jesus verkündet wird

Die gute Nachricht ist für Paulus keine Predigt in drei Punkten, die die richtigen Themen in der richtigen Weise behandelt. Sie ist vielmehr eine Person: Christus. Und selbst wenn die Form der Verkündigung manchmal schwierig wird oder die Motivation dafür nicht astrein ist, erklärt Paulus fröhlich: «Jedenfalls wird auf alle Weise, sei es zum Vorwand oder in Wahrheit, Christus verkündigt, und darüber freue ich mich, ja, ich werde mich auch weiterhin freuen!» (Philipper, Kapitel 1, Vers 15-18)

Froh, dass Christus grösser ist als Leben und Tod

Wenn Paulus seine eigene prekäre Situation anschaut, dann schüttelt er anschliessend den Kopf und blickt nach oben. Egal, ob er gefangen ist oder frei, ob er sterben muss oder lebt: «Für mich ist Christus das Leben, und das Sterben ein Gewinn.» (Philipper, Kapitel 1, Vers 21)

Froh über Menschen, die sich entwickeln

Als Paulus auf seiner zweiten Missionsreise in Philippi ist, kommt dort einiges in Bewegung. Er ist nur «etliche Tage» dort, doch kann er die erste Gemeinde auf europäischem Boden gründen. Und der Kontakt zu den Menschen zeigt ihm: Sie gehen ihren Weg. Er sieht, wie sie im Glauben wachsen und sich weiterentwickeln. Das freut ihn. Gleichzeitig ist er überzeugt, noch einmal die Gelegenheit zu haben, «zu eurer Förderung und Freude im Glauben» (Philipper, Kapitel 1, Vers 25-26) selbst bei ihnen vorbeizukommen.

Froh über Einigkeit

Trotz aller Unterschiedlichkeit herrscht in der Gemeinde in Philippi eine bemerkenswerte Harmonie. «Liebe, … Herzlichkeit und Erbarmen» haben viel Raum. Paulus unterstreicht, wie wichtig ihm dies ist und wie sehr er sich über die gegenseitige Hochachtung freut: «Macht meine Freude völlig, indem ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und auf das eine bedacht seid.» (Philipper, Kapitel 2, Vers 1-3)

Froh über sinnvolles Leid

Paulus verallgemeinert nicht. Er klärt nicht abschliessend die Warum-Frage hinter dem Leid der Welt. Für sich selbst aber hält er fest: «Wenn ich aber auch wie ein Trankopfer ausgegossen werden sollte über dem Opfer und dem priesterlichen Dienst eures Glaubens, so bin ich doch froh und freue mich mit euch allen.» (Philipper, Kapitel 2, Vers17-18) Wenn seine Schwierigkeiten wenigstens für andere etwas Gutes haben, nimmt er sie froh auf sich.

Froh über Heilung

Direkt neben dem allgemeinen Hinweis über Freude im Leid schreibt der Apostel allerdings sehr menschlich, wie er sich freut, dass ein Freund und Mitarbeiter aus Philippi, Epaphroditus, bei ihm und wieder gesund geworden ist. Damit sich die Gemeinde mitfreuen kann, «habe ich es für notwendig erachtet, Epaphroditus zu euch zu senden» (Philipper, Kapitel 2, Vers 25-28).

Froh über Ewigkeitsperspektive

Wenn Paulus an die Philipper schreibt, weiss er, dass es römische Bürger sind, die dadurch in der Region eine besondere Stellung innehaben. Deshalb erinnert er sie an die viel weiter reichende Perspektive Gottes: «Unser Bürgerrecht aber ist im Himme…» (Philipper, Kapitel 3, Vers 20-21)

Froh über finanzielle Versorgung

Eigentlich könnte man meinen, dass die eben erwähnte Ewigkeitsperspektive nicht mehr zu toppen ist. Doch Paulus tut genau das – indem er ganz profan von Geld spricht. Die Philipper unterstützen ihn finanziell und Paulus betont, wie ihn das freut: «Ich habe mich aber sehr gefreut im Herrn, dass ihr euch wieder so weit erholt habt, um für mich sorgen zu können.» (Philipper, Kapitel 4, Vers 10) So schliesst er zum Ende seinen Brief der «Trotzdem»-Freude nicht mit einem Blick in den Himmel, sondern mit einem ins Portemonnaie. Aber wenn Gott dabei ist, ist beides Grund zur Freude.

Zum Thema:
Oft gehört, neu verstanden: Freude – Lebenselixier der Christen 
Serie «Heiliger Geist»: Freude – unabhängig von äusseren Umständen 
Mit dem Schöpfer unterwegs sein: Verbringe Zeit mit Gott und finde die Freude, die dir fehlt 

Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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