Sonntag, 5. Mai 2024

«Der Krebs hat mein Gebetsleben revolutioniert»

Tim Keller
Der bekannte Pastor und Autor Tim Keller und seine Frau wollen niemals zu dem Gebetsleben zurück, das sie hatten, bevor bei ihm Krebs diagnostiziert wurde. Das erklärte er jetzt in einem TV-Interview.

In der Premier-Sendung «Unbelievable?» erklärte der bekannte Autor, er habe immer angenommen, sein Gebetsleben sei gut, bis er Krebs bekam. Das Leben mit Krebs in den letzten zwei Jahren habe die Worte aus Psalm 90, Vers 14 lebendig werden lassen: «Schenke uns deine Liebe jeden Morgen neu! Dann können wir singen und uns freuen, solange wir leben!».

Im Rückblick auf seine persönliche Erfahrung sagt der 72-jährige Autor heute: «Das klingt jetzt vielleicht übertrieben, aber meine Frau und ich würden niemals zu dem Gebetsleben und dem geistlichen Leben zurückkehren wollen, das wir vor der Krebserkrankung hatten, niemals.»

In andere Dimension vorgestossen

Er fügte hinzu: «Was das Gebet angeht, dachte ich früher, dass ich ein gutes Gebetsleben habe. Aber seitdem ich in eine andere Dimension vorgestossen bin, habe ich gemerkt, dass mein Gebetsleben nicht sehr gut war.» Die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs im vierten Stadium habe nicht nur sein Gebetsleben verändert, sondern «schlichtweg alles»: «Das Wissen, dass du wirklich sterben wirst, verändert die Sicht auf deine Zeit, deine Anschauung von Gott und wie du deinen Ehepartner wahrnimmst», sagte er. «Alles ändert sich, wenn du erkennst, dass die Zeit begrenzt ist und du sterblich bist.»

«Viel besseres Leben»

Trotz Krebs geht Keller so weit, zu sagen, dass er und seine Frau Kathy oft das Gefühl hätten, «dass wir jetzt ein viel besseres Leben haben». Nicht zuletzt schätzt er das langsamere Lebenstempo, das sich durch die Krebserkrankung ergeben hat; im Nachhinein hat er das Gefühl, dass er «zu lange zu aktiv» war und bekennt: «Ich bin näher an dem Punkt, an dem ich die meiste Zeit meines Lebens hätte sein sollen.»

Keller: «Ich bin sehr gesegnet, denn … meine Beziehung zu meinen Söhnen ist gut; meine Söhne sind gläubig. Ich habe eine tolle Beziehung zu meiner Frau, und das ist nichts anderes als Gottes Gnade, weil ich früher viel zu aktiv war.»

Psalmen und Sport

Keller räumte jedoch ein, dass die Angst vor dem Krebs häufig zurückkomme, vor allem, wenn es Zeit für eine weitere Untersuchung ist. «Du weisst, dass es keine Rolle spielt, wie gut die letzte Untersuchung war. Diese neue Untersuchung könnte zeigen, dass der Krebs ausser Kontrolle geraten ist», erklärte er.

Wenn er heute Angst bekommt, wendet Keller sich den Psalmen zu. «Es gibt nichts, wo du mehr lernen kannst als die Psalmen», sagt er. «Ich gehe mit meiner Angst um, indem ich die Psalmen lese und mich sportlich betätige.»

Bereits in früheren Interviews war der 72-Jährige auf die Psalmen zurückgekommen: «In Psalm 90 steht: 'Unser Leben dauert siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre'. Mit anderen Worten: Wenn du über 70 Jahre alt wirst, darfst du dich nicht beschweren.»

Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Times