Im Familiencamp Folgen der Scheidung angehen

Eine alleinerziehende Mutter mit ihren Kindern
Lieben-scheitern-leben (LSL) ist ein Kurskonzept zur Aufarbeitung von Trennung und Scheidung. Die Leitenden haben selbst eine Scheidung erlebt, auch Esther Carlino. Im Interview berichtet sie vom neuen Feriencamp mit Programm für betroffene Kinder.

Was bietet ihr an für Eltern, die sich scheiden lassen?
Esther Carlino:
LSL ist ein Kurs von Betroffenen für Betroffene, durchgeführt von FAMILYLIFE, einem Arbeitszweig von Campus für Christus. Der Kurs basiert auf christlichen Werten, ist aber allen Interessierten zugänglich. An sieben Abenden oder drei Samstagen werden relevante Themen in kurzen Inputs und Gruppengesprächen vertieft.  Sie eignen sich für Betroffene mit oder ohne Kinder. Nun kann der Kurs für Erwachsene und der für betroffene Kinder im Rahmen einer Ferienwoche besucht werden. 

Alles am Stück erleben…?
Das Camp für Alleinerziehende und ihre Kinder ist unser neuestes Angebot bei (LSL). Im Hotel Grimmialp im schönen Berner Oberland besuchen die Mütter und Väter vormittags den LSL-Kurs. Gleichzeitig nehmen die Kinder am auf sie ausgerichteten Angebot teil. Es entspricht dem Kurs «Kinder im Zentrum» (KiZ). Dort begegnen Kinder an drei Samstagen anderen Kindern, die eine ähnliche Situation erleben. Geleitete Themenblöcke, Spiel und Spass bieten den kindgerechten Rahmen.

Wann startet das erste Familiencamp?
Das Camp findet erstmals vom 28.09. bis 04.10.25 statt. Jeweils nachmittags und abends können die Teilnehmenden an Ausflügen teilnehmen und haben Zeit für gemeinsame Spiele, Gespräche oder für Erholung. Das gemeinsame Essen ist gerade für alleinerziehende Eltern ein wohltuender Gegenpol zu den Mahlzeiten zu Hause. Sie können sich mit anderen Erwachsenen unterhalten, statt allein mit den Kindern am Tisch zu sitzen.

Wie seid ihr darauf gekommen, es anzubieten?
Ferien sind für Alleinerziehende oft eine grosse Herausforderung. Sie möchten Zeit mit ihren Kindern verbringen, fühlen sich aber allein überfordert – das Gegenüber fehlt. Oft spielen auch finanzielle Engpässe eine grosse Rolle. Was Spass machen würde, ist einfach zu teuer. Manche haben auch keine Möglichkeit, einen LSL-Kurs zu besuchen, weil die Kinderbetreuung fehlt. Darauf reagieren wir von LSL und KiZ. Dank vieler grosszügiger Spender können wir die Kosten für die Teilnehmenden tief halten.

Wird eine Kinderbetreuung angeboten?
Für Kleinkinder bis vier Jahre bieten wir vormittags eine Betreuung an, die 5- bis 14-Jährigen nehmen am KiZ-Kurs teil. Ältere Jugendliche können sich entweder als Hilfsleiter im Kurs oder in der Kinderbetreuung engagieren. 

Was sind die Chancen des neuen Angebots?
Der Alltag verlangt vielen Betroffenen alles ab. Es fällt ihnen schwer, sich – nebst der Erziehung der Kinder, der Arbeit oder dem Trennungsprozess – mit der Ferienplanung zu befassen. Sie sind auf Menschen in ihrem Umfeld angewiesen, die sie stärken und ermutigen und sie nicht zuletzt auf Angebote wie dieses Camp aufmerksam machen.

Esther Carlino, Leiterin des Feriencamps

Gibt es ergänzende Möglichkeiten?
Ergänzend zu den LSL- und KiZ Kursen bieten wir «Step by Step» an. Das sind regionale Treffen für Betroffene. Ausspannen-austauschen-auftanken ist das Moto unseres jährlichen Wochenendes – eine gute Möglichkeit, um Kontakte zu knüpfen. Hier sind schon tiefe Freundschaften entstanden. Bei Bedarf stehen wir auch für Beratungsgespräche zur Verfügung. Für längerfristige Coachings vermitteln wir gerne kompetente Fachpersonen.

Bietet ihr Selbsthilfegruppen an?
Die regionalen «Step by Step»-Gruppen funktionieren wie Selbsthilfegruppen. Betroffene treffen sich und tauschen über ihre Erfahrungen aus. Viele Getrennte und Geschiedene fühlen sich in ihrem Alltag allein oder von ihrem Umfeld unverstanden. Sie erklären uns: «Ich brauche dringend den Austausch mit anderen Betroffenen.» Auch Aussagen wie: «Im Moment ist finanziell noch nichts geregelt. Ich weiss nicht, wie es mit meinen Kindern weitergehen soll. Ich kann kein Geld für Ferien ausgeben» hören wir immer wieder.

Gibt es auch für Kinder eine Möglichkeit, die Scheidung der Eltern zu reflektieren?
Ja, viele betroffene Kinder kämpfen mit Schuldgefühlen. Im KiZ lernen sie, dass ihre Gefühle normal sind und sie keine Schuld am Scheitern der Beziehung ihrer Eltern haben. Hier lernen sie andere betroffene Kinder kennen und merken, dass andere Kinder ähnliche Erfahrungen machen wie sie.

Wie stark wird der Glaube einbezogen?
Alle Mitarbeitenden bei LSL und bei KiZ erleben ihren Glauben an Jesus Christus als wichtige Ressource. Wir lassen das da und dort einfliessen. Bei einer Trennung oder Scheidung erleben viele Betroffene auch eine Krise in ihrer Gottesbeziehung. «Warum hat Gott das nicht verhindert?», fragen sie sich. «Bin ich aus Gottes Gnade gefallen, jetzt, da ich geschieden bin?» Diesen Fragen begegnen wir im Kurs und setzen uns damit auseinander.

Was kostet das Angebot?
Für Erwachsene kostet das Camp inklusive Vollpension CHF 500.-, für Kinder CHF 300.-. Wenn das Familienbudget keine Ferien zulässt, können das die Betroffenen bei der Anmeldung angeben. Dank grosszügiger Spender können sie für einen Unkostenbeitrag von CHF 50.- dabei sein.

Weitere Infos und Anmeldung zum nächsten Camp finden sich auf der Website.

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Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet

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