Literarische Meisterwerke in der Bibel

Die Bibel ist mehr als simple Literatur
Die Bibel mehr ist als ein Buch. Das wird deutlich, wenn du siehst, dass sie zu fast jeder literarischen Form etwas beizutragen hat – auf Bestseller-Niveau. Kann die Bibel aber als «hohe Literatur» bezeichnet werden?

C. S. Lewis hat einmal behauptet: «Die Bibel, die ja nun einmal Literatur ist, kann gar nicht richtig gelesen werden ausser als Literatur.» (Das Gespräch mit Gott) Dass die Bibel meist in Buchform daherkommt, ist unstrittig. Aber ist sie deshalb das, was man als «hohe Literatur» bezeichnet? «Selbstverständlich» meinen einige und verweisen auf ihre Qualitäten als kultureller Klassiker. «Auf keinen Fall» argumentieren andere und sehen ihre Bibel bereits neben ausgedachten Romanen im Regal stehen.

Wenn du die wertende Grundhaltung dahinter einmal weglässt, ist die Einordnung allerdings ziemlich klar: Ihre Verfasser beweisen die literarischen Qualitäten der Bibel von Seite zu Seite – und die vorigen Beiträge in dieser Artikelreihe (siehe unten) zeigen ebenfalls, dass sie von Spannung bis Poesie, von Gleichnissen bis hin zu Briefliteratur vieles abdeckt. Was die Bibel beinhaltet, drückt sie in literarischer Form aus – ihren Inhalt und ihre Theologie kannst du also letztlich nur über die Form verstehen.

Und die Bibel?

Dass die Bibel der Bestseller schlechthin ist, ist bekannt, doch gleichzeitig ist klar, dass nicht jeder Bestseller auch ein gutes Buch ist. Die Bibel stellt ihre Qualität damit unter Beweis, dass sie seit Jahrhunderten Menschen berührt. Sie beschreibt zutiefst menschliche Erfahrungen und setzt sie immer wieder in Beziehung zu Gott. Dabei steht das Erzählen im Mittelpunkt und nicht etwa eine Sammlung von Regeln oder Informationen wie in einer Bedienungsanleitung. Selbst kurze Texte darin haben oft eine tiefe und tragende Bedeutung – denk nur an den bekannten Psalm 23: «Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln…» In nur sechs Versen wird eine Bildwelt entfaltet, die ihresgleichen sucht, begegnen wir Aussagen, die uns Kraft zum Leben und zum Sterben geben. Kann Literatur mehr erreichen als das? Vom christlichen Denken her steckt dahinter die Kraft Gottes, sein Heiliger Geist, aber das muss kein Widerspruch sein zu vollendet eingesetzten Sprachbildern, Metaphern und Gleichnissen. Solche Sprachgewalt und Schönheit sind in der Bibel nicht auf die poetischen Texte beschränkt. Sie begegnen uns praktisch durchgängig – besonders deutlich in den Reden von Jesus selbst.

Worte, die treffen

Du kannst die Bibel als theologischen Stichwortgeber lesen, dann erfährst du, was darin zu einzelnen Fragen steht. Du kannst dir sagen: «Ich nehme alles darin wörtlich und sehe es so, als wäre es an mich geschrieben.» Das wirst du nicht ernsthaft konsequent durchziehen. Diese und ähnliche «Lesarten» ignorieren nämlich, dass die Bibel Literatur ist. Sie beinhaltet kunstvoll aufgebaute Handlung, die dir eine Geschichte erzählt. Ihre Autoren haben Absichten mit den einzelnen Texten verknüpft – diese reichen vom Ermutigen bis zum Lächerlich-Machen. Ohne diesen Hintergrund verstehst du kaum, was gemeint ist. Ein besonders wortgewaltiger Autor in der Bibel ist als «Prediger» oder «Kohelet» bekannt geworden. Er schreibt in seinem Buch auch übers Schreiben selbst. Zum einen, dass «des vielen Büchermachens … kein Ende [ist]», vor allem aber über seine eigene Arbeit: «Der Prediger suchte gefällige Worte zu finden und die Worte der Wahrheit richtig aufzuzeichnen. Die Worte der Weisen sind wie Treiberstacheln, und wie eingeschlagene Nägel die gesammelten Aussprüche.»

Mehr als Literatur

Wer kam eigentlich auf die Idee, dass man die Bibel nicht lesen könnte wie ein Buch? Sicher geht es nicht darum, sie so schnell wie möglich zu lesen. Allerdings wird ein isoliertes Betrachten von einzelnen Bibelversen den verfassten Büchern darin nicht gerecht. Du siehst so weder Zusammenhänge noch gewinnst du einen echten Überblick. Du verstehst kaum, was die Autoren wollten. Kleiner Tipp: Lies die Bibel als Literatur und du wirst einen frischen und neuen Zugang dazu entdecken. Andere Blickwinkel werden sich auftun und du wirst das erleben, was Leserinnen und Leser bei ihren Lieblingsbüchern erfahren: Freude. Der tiefere Blick auf dich selbst und Gott kommt fast automatisch dazu.

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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