«Am Sonntag arbeite ich nicht!»

Dominik Blatti
Dominik Blatti führt seine Zimmerei in Oberwil in dritter Generation. Er blickt auf viele Jahre Unternehmertum zurück, in denen er immer wieder Gottes Hilfe erfahren hat. Daraus schöpft er Zuversicht für die Zukunft.

Den Duft von geschnittenem Holz kennt Dominik Blatti seit Kindsbeinen. Sein Grossvater legte 1957 den Grundstein für den Familienbetrieb. Nach der Lehre zum Zimmermann bildete sich Dominik an der Holzfachschule in Biel weiter. Er arbeitete einige Jahre in der Region Thun, bevor er ins elterliche Unternehmen zurückkehrte. 24-jährig wurde der Holzfachmann von seinem Vater Hanspeter Schritt für Schritt auf die Übernahme vorbereitet. Die langjährige Praxis hat den heute 56-Jährigen viel gelehrt: «Alles kann man sich nicht auswärts holen, man muss die Theorie den Voraussetzungen des eigenen Betriebs, der Region und der Kundschaft anpassen.»

Familientradition lebt weiter

Sohn Sandro ist ebenfalls als Zimmermann in die Fussstapfen der Vorfahren getreten und hat sich zum Holzbautechniker weitergebildet. Zwölf Zimmerleute und fünf Lernende arbeiten zurzeit bei der Gebrüder Blatti Holzbau AG. Zum Team zählt Stefan Blatti, der zehn Jahre jüngere Bruder von Dominik. Er hat sich auf den Treppenbau spezialisiert, führt diesen Bereich mit. Auch eine Sägerei gehört zur Firma. «Gesägt wird aber nur im Winter, im Sommer arbeitet unser Mitarbeiter in der Zimmerei mit», fügt Dominik an. Der Betrieb liegt etwas ausserhalb des Dorfes, daher finden die meisten Kunden durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu Blattis. Weil der Holzaufbau der prächtigen Simmentaler Häuser in der Region Vorschrift ist, kann der Unternehmer immer wieder Aufträge hereinholen. «Ob wir stets genug Arbeit für alle Mitarbeitenden haben, weiss ich nie», erklärt Dominik. Er vertraut darauf, dass immer wieder jemand einen Um-, Aus- oder Neubau benötigt. Manche Aufträge bleiben besonders in Erinnerung; etwa ein Alpgebäude, das durch einen Blitzeinschlag niedergebrannt war. Innerhalb kurzer Zeit wurde die neue Hütte samt Käserei, Küche und Stall geplant und aufgebaut. «Das Material musste mit dem Helikopter transportiert werden», erzählt Dominik. Seine Mannschaft fuhr mit dem Töff hinauf oder ging zu Fuss.

«Wir haben schon so oft erlebt, dass es doch noch eine Lösung gab, einen anderen oder sehr umfangreichen Auftrag.»

Zweites Ass im Ärmel

Die Zimmerei Blatti erstellt auch Ferienhäuser für ausländische Gäste, die sich in die Schönheit der Region verliebt haben. «Jeder Kunde ist einzigartig, ich stimme die Offerte genau auf ihn ab», führt der Geschäftsmann aus. Wenn keine Zusammenarbeit erfolge, sei dies schon enttäuschend. Aber Dominik hat ein zweites Ass im Ärmel: sein Gottvertrauen. «Wir haben schon so oft erlebt,  dass es doch noch eine Lösung gab, einen anderen oder sehr umfangreichen Auftrag. Ich erlebe keine schlaflosen Nächte», betont er.

Guter Boden

Die Familie Blatti stammt aus Oberwil, gehört der Freien Missionsgemeinde (FMG) an und bringt sich dort aktiv ein. «Hier habe ich auch Käthi kennengelernt», erzählt der dreifache Familienvater lächelnd. Der Glaube an Jesus ist das Fundament, auf dem die beiden ihr Leben bauen und ihre Familie gründeten. 1992 heirateten sie, zogen zwei Töchter und einen Sohn gross und freuen sich heute über vier Enkelkinder. Käthi unterstützt ihren Mann in allen Belangen, betreute erst die eigenen, heute regelmässig die Grosskinder. Sie erledigt Büroarbeiten und hat die Lohnbuchhaltung unter sich. «Ich habe immer viel gearbeitet und mich auch freiwillig engagiert», erzählt Dominik. Er war Jungschar-, Teenager-Club- und einige Jahre Gemeindeleiter der FMG. Er amtete als Gemeinderat, wirkte auch als Kommandant bei der Feuerwehr, gibt Sonntagsschule und sitzt nun seit bald vier Jahren für die EDU im Grossrat. 60 Tage pro Jahr verbringt Dominik deswegen in Bern – dann hat seine Familie nicht viel von ihm. «Ich habe mit allen Kindern bewusst Zeit verbracht und nach der Schule oder Ausbildung etwas Spezielles mit ihnen unternommen», blickt Dominik zurück. «Meistens war es mit einer Reise verbunden.» Diese Vater-Kind-Zeit hätten beide Seiten jeweils sehr genossen. Freie Zeit mit seiner Frau Käthi verbringt Dominik am liebsten in der Heimat.

Gesunder Rhythmus

«Am Sonntag arbeite ich nicht! Dieser Tag gehört Gott, der Familie und Freunden», sagt der Jesusnachfolger bestimmt. So hätten es schon seine Vorfahren gehalten, und dieser Ruhetag bewähre sich. Dann könne er runterfahren, sich erholen, in der Gemeinschaft mit seinem Schöpfer und seinen Lieben auftanken. So nährt der Beziehungsmensch auch immer wieder sein Gottvertrauen. Er liest in der Bibel, wie Gott den Menschen damals beistand, und erlebt dies noch heute. «Manchmal haben wir viele Aufträge im Treppenbau, aber nicht genügend Spezialisten, dafür fehlt in anderen Bereichen Arbeit. Dann heisst es durchhalten, bis wieder etwas kommt, für das ich meine Leute einsetzen kann», sagt Dominik. Einmal sei das eine Grossbaustelle gewesen, die der ganzen Mannschaft ein Jahr lang Arbeit bescherte. «Ich zahle gern Löhne», stellt der Patron schmunzelnd klar. Er schätze seine zuverlässigen Mitarbeiter sehr, einer von ihnen bildet die Lernenden aus. «Unser Lehrling, der dieses Jahr abgeschlossen hat, ist uns treu geblieben, das freut uns besonders», sagt Blatti. Es sei ermutigend, dass sich immer wieder junge Männer meldeten, die bei ihnen Zimmermann lernen wollten. «Bisher war noch nie eine Frau dabei, sie wäre bei uns auf jeden Fall willkommen!»

«Die Welt ist in Gottes Hand – wir müssen sie nicht retten, das macht er.»

In die Region investieren

Gemeinsam erstellt das Blatti-Team Bauten, die nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend sind, das bereitet allen Freude. Auch wenn Dominik heute mehrheitlich im Büro tätig sei, helfe er gern mit, wenn es auf einer Baustelle etwas anzupacken gebe. Der Bau traditioneller Chalets gehört zu den besonderen Stärken des Betriebs. Doch auch landwirtschaftliche Gebäude realisiert Dominik mit Begeisterung. Aufträge aus den nahegelegenen Tourismusregionen nimmt das Team jederzeit gern an. Die Zimmerei arbeitet regelmässig für auswärtige Kundschaft. Diese wisse die langjährige Erfahrung und das handwerkliche Können zu schätzen. «Selbst wenn das Haus nur als Feriendomizil dient, entsteht daraus ein Mehrwert für die Einheimischen», hält der Fachmann fest. Sein Gottvertrauen lässt Dominik Blatti gelassen in die Zukunft blicken. Wenngleich er seine Möglichkeiten ausschöpft, geht er sorgfältig mit Ressourcen um, beutet die Schöpfung nicht aus. Er ist überzeugt: «Die Welt ist in Gottes Hand – wir müssen sie nicht retten, das macht er.» In der Bibel stehe, dass sie eines Tages wiederhergestellt werde – daran glaubt Dominik Blatti und freut sich drauf.

ZUR PERSON

Was bringt Sie zum Lachen?
Meine Grosskinder und fröhliche Menschen

Worüber denken Sie oft nach?
Über unser Geschäft

Was würde uns an Ihnen überraschen?
Meine Backkünste

Was möchten Sie gern erleben?
Eigentlich bin ich wunschlos glücklich

Wann geraten Sie in einen Flow?
Mit meinem Sohn die Zukunft planend

Autor: Mirjam Fisch
Quelle: Hope Regiozeitung