Betet!

Das Gebet ist wichtig
Es sind ganz praktische Anweisungen, die Paulus an die Christen in Ephesus weitergibt. Dabei vermittelt er Grundlagen des Zusammenlebens in der Gemeinde, die auch für uns heute von Bedeutung sind. Das Gebet steht im Mittelpunkt vom 2. Teil der Serie.

Paulus schreibt an die Epheser (im Kapitel 3, Verse 14-21): «Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heisst im Himmel und auf Erden, dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid. So könnt ihr mit allen Heiligen begreifen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, auch die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle. Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.»

Ich mag an diesem Bibelwort die Leidenschaft, mit der sich Paulus für seine Glaubensgeschwister in Ephesus einsetzt. Ihm liegt am Herzen, dass es den Christen in Ephesus gut geht, sie im Glauben wachsen und Gott zunehmend erkennen.

Vor Gott auf den Knien

Paulus zeigt hier zwei verschiedene Arten, wie wir beten können. Fürbitte und Anbetung sind wichtige und nicht vernachlässigbare Elemente des Gebets. Allerdings entfaltet der Apostel an dieser Stelle keine umfassende Theologie des Gebets – sonst hätte er den Dank, die Bitte und die Klage ebenfalls erwähnt.

Stolze siebenundachtzig Worte ist die Fürbitte von Paulus (Verse 14-19) lang – und das in nur einem einzigen griechischen Satz. Diese Fürbitte bringt Paulus auf Knien vor Gott. Für Evangelische ist diese Gebetshaltung im Gottesdienst eher ungewöhnlich. Auch im Judentum war diese Körperhaltung keineswegs üblich. Bis heute stehen Juden in der Regel an der Klagemauer in Jerusalem, wenn sie beten. Wer beim Beten kniet, der drückt damit mehrere Dinge aus. Zunächst ist es Dankbarkeit. Paulus beginnt mit «deshalb» und bezieht sich damit auf eine lange Auflistung von Gottes rettendem, gnädigem Handeln in den vorherigen Kapiteln des Briefes. Paulus beugt seine Knie aus Dankbarkeit und Demut. Wenn ich nur ansatzweise verstehe, was es bedeutet, dass Jesus für meine Schuld am Kreuz stirbt und dass mir gratis – geschenkt – Vergebung zuteil wird, dann wäre es eine gute Idee, diese Gebetshaltung des Kniens selbst zu entdecken und auszuprobieren.

Mit seiner Gebetshaltung gesteht Paulus auch seine eigene Schwäche ein. Wer vor Gott auf die Knie geht, zeigt damit: Ich bin hilflos. Ich kann den Lauf dieser Welt nicht grundsätzlich ändern. Ich kann es nicht bewirken, dass Menschen anfangen, an Jesus zu glauben. Aus dieser demütigen Haltung heraus bittet Paulus um Gottes Eingreifen – nicht überheblich, sondern im Wissen darum, an wen sich sein Gebet richtet: an den lebendigen Gott. Es passiert allzu leicht, dass wir Gott im Gebet mit unseren Bitten überhäufen und dann zu einer Art Gebetsautomaten degradieren. Da hilft die Gebetshaltung des Kniens. Sie macht uns unsere Abhängigkeit zu Gott bewusst und so bleibt es ihm überlassen, wann und auf welche Weise er auf ein Gebet antwortet.

Liebe, die alle Dimensionen sprengt

Bemerkenswert ist auch, wie Paulus von Gottes Liebe spricht: Der Apostel wünscht sich sehnlichst, dass die Christen in Ephesus erkennen, wie gross Gottes Liebe ist. Gleich vier Dimensionen nennt er: die Breite, die Länge, die Höhe und die Tiefe. Aus der Mathematik wissen wir, dass da etwas nicht stimmt. Eine Dimension ist doppelt: die Breite und die Tiefe. Und so wie diese Dimensionen mathematisch unvorstellbar sind, so geht es uns auch mit Gottes Liebe. Sie sprengt alle Dimensionen von Raum und Zeit. Darum bittet Paulus für die Christen, dass sie Tag für Tag mehr über Gott ins Staunen kommen, dass sie Tag für Tag erleben, das Beste zu haben, das es auf dieser Welt gibt.

Bei Gott ist alles möglich

Am Ende seines Gebets stimmt Paulus einen regelrechten Lobgesang auf Gott an. Er erinnert uns damit: Bei Gott ist alles möglich! Er ist nicht begrenzt, weder durch unsere Vorstellungen noch räumlich, gesundheitlich oder finanziell. Die göttliche Kraft, die in dieser Welt und in unserem Leben am Wirken ist, ist dieselbe, die Jesus Christus von den Toten auferweckt hat (so sagt er es in Epheser Kapitel 1, Verse 19-20).

Das ist eine Motivation für mich, mich Gott im Gebet anzuvertrauen. Und Menschen, die mir am Herzen liegen, sowie Umstände, die mir im Magen liegen, vor ihn zu bringen und ausdauernd dafür zu beten. Die Leidenschaft und Begeisterung, die Paulus vermittelt, ist ansteckend. Er traut Gott alles zu und lässt sich nicht von menschlichen Wahrscheinlichkeitsrechnungen und Plausibilitätsproblemen abhalten. Das imponiert mir und zeigt die «Aufgabenverteilung» beim Gebet: Ich bringe meine Sorgen und Nöte zu Gott und überlasse sie ihm dann ganz. Was er daraus macht, wie und wann er darauf reagiert, ist seine Sache. Dass er mein Gebet in einer guten Weise beantworten wird, ist gewiss, weil er «der rechte Vater» ist, der seinen Kindern nie schaden wird.

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Zur Serie «Basics des Gemeindelebens»:
Teil 1: Ihr gehört dazu!

Zum Thema:
Den Glauben entdecken
Dossier: Gebet 
Praktische Gebetstipps: «Eine Struktur hilft beim Beten» 

 

Autor: Andreas Schmierer
Quelle: Magazin Faszination Bibel 02/2025, SCM Bundes-Verlag

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