«acasa»: Ein Zuhause bei sich und bei Gott
Im Livenet-Talk, der vom Hope Business Club präsentiert wird, spricht Ruedi Josuran mit dem Ehepaar Gatter. Was hat sie in die Schweiz gebracht? Was ist das Besondere an der geschichtsträchtigen Einrichtung von acasa? Wie würde Jesus heute Menschen bewirten? Und wie lässt sich Raum für andere schaffen, damit sie Gott begegnen können?
Über diese und viele andere Fragen sprechen Christa und Jürgen Gatter, die heute als Gastgeber in Männedorf am Zürichsee leben und arbeiten. Die Häuser, in denen sie aktiv sind, waren früher als Bibelheim Männedorf bekannt, inzwischen heissen die Alterswohnungen und das angegliederte Pflegezentrum «acasa» (Zuhause) und das Gästehaus «elcasa» (Haus Gottes).
Der Weg zur gemeinsamen Berufung
Zu Beginn des Gesprächs bemerkt Ruedi Josuran, dass Christa und Jürgen Gatter nicht nur seit über 30 Jahren verheiratet sind, sondern auch so lange gemeinsam arbeiten. Nach Jürgens Studium auf Chrischona (heute tsc) stand fest, dass sie als Prediger-Ehepaar in die Gemeindearbeit gingen. «Damals war das auch noch üblich, dass die Predigerfrau mitmacht und nicht berufstätig ist», erklärt Christa. Ihr Miteinander bewährte sich, sie ergänzten sich gut in ihren Stärken und blieben auch in anderen Arbeitsstellen bei dieser engen Zusammenarbeit. «Bei manchen haben wir gesagt, wir sind nur im Doppelpakt zu haben.»
Sie wuchsen an neuen Aufgaben und dabei entwickelte sich im Laufe der Zeit ihre Berufung. Die war ihnen nicht Knall auf Fall klar, sondern ergab sich aus ihren Gaben und dem gemeinsamen Arbeiten. Als sie 2021 ein Stellengesuch für die Hausleitung in Männedorf sahen, bewarben sie sich dort und stiegen unter Coronabedingungen in die Arbeit ein – in der Öffentlichkeitsarbeit und der Gesamtleitung des Wohn- und Pflegezentrums und als Gastgeber im Gästehaus.
Ein Haus mit Geschichte
Das ehemalige Bibelheim hat eine lange Segensgeschichte: 1854 begann Dorothea Trudel damit, Gäste in ihrem Haus in Männedorf aufzunehmen, besonders Kranke, die ihr geschickt wurden, nachdem sie für vier kranke Kollegen gebetet hatte und diese gesund geworden waren. Nicht jeder verliess das Haus geheilt, aber alle wurden geistlich gestärkt. Im Zentrum der Arbeit standen von Beginn an Bibelarbeiten, Gebet, das Dasein für Schwache und Kranke und die Gastfreundschaft. Im Laufe der Jahrzehnte wuchs die Arbeit, Häuser kamen hinzu, die Altenpflege wurde ein neuer Schwerpunkt.
Als Ehepaar Gatter in die Arbeit einsteigt, wird im Wohnbereich für Senioren gerade gross angebaut. Vieles wird neu – auch der Name der Arbeit wird an die Zeit angepasst. «acasa» ist Christa Gatters Idee, zuhause, denn dieses Zuhause anzubieten in den Räumen und bei Gott ist immer noch das zentrale Anliegen der Arbeit.
Vorbild ist Jesus selbst
Bei aller Geschichte als Gästeeinrichtung verweisen Christa und Jürgen Gatter immer wieder auf Jesus als den eigentlichen Gastgeber. Der Gottessohn war zwar auch Gast, hat andere besucht und sich bedienen lassen, aber immer wieder hat er Menschen zu sich eingeladen und ihnen innerlich wie äusserlich Raum gegeben: ob das bei den Emmausjüngern war, bei der Speisung der 5'000 oder – besonders eindrücklich – beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern. Gott selbst als Gastgeber ist ein Bild, das sich durch die ganze Bibel zieht. Schon David spricht im bekannten Psalm 23 nicht nur davon, dass der gute Hirte für Weide und Erquickung sorgt, sondern hält fest: «Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde.»
Gott begegnen
Die Begegnung mit diesem Gott möglich zu machen, ist Gatters und ihrem Team ein Herzensanliegen. Das beginnt bei täglichen Andachten und dem Orientieren an der Tageslosung. Sie meinen dazu, dass sie immer wieder «bewusst auf die Spur gehen, wo Gott redet». Dazu dienen dann auch andere Elemente, ob das Bibliodrama ist, das Gottes Wort in besonderer Weise ins Heute holt, oder das gemeinsame Abendmahl. Jürgen Gatter fasst die Wichtigkeit des Gebets für sich persönlich und die Arbeit folgendermassen zusammen: «Also, nicht wir haben jetzt hier das Neue erfunden, sondern wir leben in einer Geschichte, wo viel gebetet wurde. Und wir schliessen uns dem an und lassen uns mit hineinnehmen und versuchen, das auch selber weiter zu prägen.»
Kein Wunder, dass die Atmosphäre in acasa besonders ist. Diese Begegnung mit Gott in der Stille ist allerdings nicht nur für die Gäste und Bewohner wichtig – auch das Leiterehepaar sucht sich regelmässig Auszeiten dafür. Auch mehrtägige Schweigezeiten gehören dazu. «Und das machen wir nicht zusammen», erklären die beiden lachend, das würde bei ihnen nicht funktionieren. So wird acasa für viele Menschen das Zuhause, das sie sich wünschen. Und das Gästehaus elcasa ist das Haus Gottes, das es sein soll.
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