Das Geschenk des Schreibens

Raffael und Doris Störchli
Raffael Störchli, Gemeindeleiter der Life Church Schaffhausen, liebt Menschen und Maschinen: antike Schreibmaschinen – diese restauriert, verkauft und vermietet er. Und er referiert fesselnd über die Kulturgeschichte des Schreibens.

Wenn Raffael Störchli begeistert von seinem kleinen Business «Schreibmaschinen Kult» erzählt, spricht er fast so schnell, wie die Vorzimmerdamen der Patrons damals tippten. Mit seiner Leidenschaft trifft er einen Nerv. Das Bedürfnis, Bits, Bots und Bugs zu entfliehen, lässt immer mehr Leute wieder Bücher lesen, Platten auflegen und analog fotografieren. Mechanische Schreibmaschinen reihen sich da wunderbar ein.

Bedrohtes Denken

Raffael Störchli ist von den Schreibmaschinen, aber auch dem Handwerk und der Geschichte des Schreibens selbst angetan: «Gerade im Wandel des Schreibens hat dieses Geschenk Gottes, dass wir Gedanken und Gefühle niederschreiben können, eine grosse Bedeutung.» Im 19. Jahrhundert hätten nur wenige Menschen geschrieben. Mit dem Aufkommen der Schreibmaschine um 1880 sei das individuelle Schreiben breiter zugänglich und müheloser geworden. «In den 1980er-Jahren hielt dann das Digitale Einzug», fährt Störchli fort. Habe man vorher noch wissen müssen, was man schreiben möchte und einigermassen die Rechtschreibung beherrschen, so liessen sich Tippfehler nun bequem korrigieren. «Heute schreibt die künstliche Intelligenz für uns, wir müssen nicht einmal mehr selbst denken … Hierbei geht etwas Wesentliches verloren – und das beschäftigt mich sehr!», hält Störchli fest.

«Hierbei geht etwas Wesentliches verloren – und das beschäftigt mich sehr!»

Eigenständigkeit bewahren

Darum packt der Pastor immer wieder einige seiner liebevoll restaurierten Schreibmaschinen ein und fährt zu den Menschen. Dabei erzählt er von Wert und Bedeutung eigenständigen Denkens und Schreibens – und stösst damit auf grosses Interesse, ob im Schulunterricht oder in der Erwachsenenbildung. «Ich erlebe auch, wie junge Menschen mich nach Schreibmaschinen fragen. Sie schätzen es, nicht im Netz arbeiten zu müssen und ohne fremde Hilfe Unikate zu schaffen. Das hat viel mit Stil zu tun.»

Werte und Wertiges

Raffael Störchli, der auch die Evangelische Allianz Schaffhausen präsidiert, erwähnt in diesem Zusammenhang das Hope-Markus-Evangelium. Er habe immer einige Exemplare dabei und lobt die ansprechende Aufmachung: «Da hattet ihr eine himmlische Eingebung. Wo ich dieses Buch weitergebe, findet es grossen Anklang.» Werte und Wertiges, wie das Evangelium an sich, weiterzugeben, dafür schlägt sein Herz. Ebenso für gute Gemeinschaft und ein gesundes Miteinander – weit über die Grenzen der Life Church Schaffhausen hinaus.

Leuchtende Aktion

Ein wunderbares Beispiel dafür ist das jährliche Kerzenziehen im November. «Ich verstehe diesen Anlass als Investment für die Region. Die Leute sollen ihre falschen Bilder der ‹frommen Kirche› verlieren. Wir möchten als grosszügig und lebensfroh wahrgenommen werden, als Christen, die mit beiden Beinen im Leben stehen und für andere Menschen da sind.»

Autor: Manuela Herzog, Florian Wüthrich
Quelle: Hope Regiozeitung