«Alles läuft bestens – und doch fehlt etwas»

Andreas Bleisch
Andreas Bleisch führt zusammen mit seinem Bruder Simon das Möbelhaus Betz in Schaffhausen. Ursprünglich wollte er Militärpilot werden – heute kann er dank seiner Bodenhaftung Menschen ermutigen und Arbeitsplätze anbieten.

«Ich bin durch und durch Schaffhauser», hält Andreas Bleisch fest. Mit seinem Bruder Simon ist er in der Stadt aufgewachsen, in der er immer noch wohnt und arbeitet. «Als Jugendlicher war ich begeisterter Fussballer», erzählt der 44-Jährige. «Und ich liebte es, mit Freunden auszugehen.» Er feierte gern – doch zu Hause stellte sich immer wieder eine innere Leere ein. «Alles läuft bestens – und doch fehlt etwas», spürte er damals.

«Ich wusste sofort: Das ist, was ich suche!»

Von Liebe ergriffen

Andreas absolvierte die Ausbildung als Elektro-Mechaniker (heute Automatiker). In dieser Zeit lud ihn ein Freund zu einer «Party mit Gott» in einer Turnhalle ein, einem angesagten Treffpunkt für Junge. «Mir fiel die Ausstrahlung der Leute dort auf – sie waren so alt wie ich, aber sie hatten etwas, das mir fehlte.» Die Lieder berührten den 17-Jährigen. «Plötzlich erfüllte mich Gottes Liebe mit grosser Kraft», erinnert sich Andreas. «Ich wusste sofort: Das ist, was ich suche!» In seinem Leben war bisher alles gut gelaufen. Als er beim Militär für die fliegerische Vorschulung angenommen wurde, erfüllte sich sein grosser Traum. «Ich hatte immer viele Ideen, wollte Pilot werden, vielleicht eine eigene Airline gründen …», erzählt er lächelnd. Bei weiteren Anlässen dieser Jugendgruppe lernte er Jesus und die Bibel besser kennen. Und dazu Evelyne – zwischen den beiden funkte es. Seit 2003 sind sie verheiratet und nun Eltern von vier Kindern zwischen 13 und 20 Jahren. Heute ist das Paar mit Freunden unterwegs, die ebenfalls Jesus nachfolgen und sich in Gesellschaft und Wirtschaft engagieren. Mit ihnen teilen sie, was sie im Leben beschäftigt, lernen voneinander, beten miteinander und geniessen die Gemeinschaft bei feinem Essen.

In Menschen investieren

Die Ausbildung zum Piloten trat der 20-Jährige nicht an. Andreas spürte, dass Gott anderes mit ihm vorhatte. Er überlegte: Wie wäre es, sich selbstständig zu machen? Als Geschäftsmann könnte er in der Gesellschaft Positives bewirken, Ideen entwickeln, Dienstleistungen erbringen und Arbeitsplätze schaffen. Er orientierte sich dabei wieder an Jesus, der die radikale Anweisung gibt: «Wer der Höchste unter euch sein will, soll den Mitmenschen dienen.» Und das wollte Andreas: Gott und den Menschen dienen. Von 2000 bis 2010 arbeitete Andreas in einem Ingenieurbüro in Neuhausen. «Diese Phase war sehr wichtig für mich», erklärt er. «Ich hatte dort einen super Chef, der forderte und förderte.» Von ihm habe er alle unternehmerischen Skills gelernt. Darauf griff Andreas zurück, als er sich für Menschen am Rand der Gesellschaft zu engagieren begann. Um ihnen Zugehörigkeit und Einkommen zu verschaffen, gründete der damals 30-Jährige zusammen mit Freunden Start-ups, darunter ein Zügelunternehmen und eine Reinigungsfirma. Sie verkauften auch Occasions-Möbel, setzten beherzt die Weisung von Jesus um: «Was ihr einem eurer Nächsten getan habt, das habt ihr mir getan.» Menschen ermutigen und befähigen, neue Arbeitsfelder auftun und umsichtig organisieren – das bereitete Andreas Freude. Nicht jede Geschäftsidee führte zum Erfolg, aber die Jungunternehmer lernten viel dabei. «Wir erlebten Hochs und Tiefs miteinander, das schweisste uns zusammen», blickt der Macher zurück.

«Wir erlebten Hochs und Tiefs miteinander, das schweisste uns zusammen.»

Etwas wagen

Bleischs Bruder Simon ist gelernter Zimmermann. Er bildete sich zum Bauingenieur weiter und arbeitete lang als Leiter von Grossprojekten im Ausland. Gemeinsam wagten die beiden einen weiteren Schritt, übernahmen 2017 das Möbel- und Einrichtungshaus Betz in Schaffhausen. Sie bewunderten die Gründerfamilie, welche das Unternehmen über 180 Jahre lang geführt hatte. «Die Auslieferung erfolgte damals noch mit dem Leiterwägeli. Später haben sie zwei Weltkriege überstanden – das machte uns Mut», erklärt Andreas. In die Gesellschaft zu investieren, ist ihm ein zentrales Anliegen – sehr gern unmittelbar vor Ort in Schaffhausen. An den Wahlspruch der Stadt «Deus spes nostra est» – «Gott ist unsere Hoffnung» knüpft er an: «Wir vertrauen darauf, dass Gott seine Hand über uns hält.»

«Die Auslieferung erfolgte damals noch mit dem Leiterwägeli. Später haben sie zwei Weltkriege überstanden – das machte uns Mut.»

Kultur der Wertschätzung

Die Betz Wohn- & Bürodesign AG bietet Innenarchitektur sowie Wohn- und Büroeinrichtungen auf höchstem Niveau. Ein eigenes Vorhangatelier und optisch ansprechende Akustikprodukte gehören dazu. Der Showroom gibt Einblick in die Art der Möbel und des Designs, hier sei jeder willkommen, mal reinzuschauen. Mit dem Label BASIX bietet die Firma Betz auch ausserhalb des Hochpreissegments zweckmässige Büroausstattungen für KMU an. «Die persönliche Beratung ist uns wichtig», betont Andreas. Auch wenn jemand lediglich ein Ersatzteil für eine Leuchte benötige, werde gern geholfen, bis das passende Stück gefunden sei. «Dafür sind wir uns nicht zu schade.» Auf der anderen Seite leiten und planen sie mit dem selbst gegründeten Label «projekte&planung» grosse nationale Büroprojekte. Für das Team ist dieses Spannungsfeld unterschiedlichster Kunden und Anforderungen oft intensiv. Bereits bei der Rekrutierung seiner Mitarbeitenden legt der CEO sein Credo offen: «Wir leben eine Kultur der Wertschätzung, den Kunden gegenüber und auch untereinander.» So sieht sich Andreas Bleisch heute von einem Top-Team umgeben, es herrsche eine sehr gute Stimmung im Haus.

Ehre und Schönheit

«Menschen inspirieren mich», erklärt der Geschäftsmann. Er arbeite mit begabten Innenarchitektinnen, Designern, Einrichtungsberaterinnen, Projektleitern und Ingenieuren zusammen. «Gott hat alles wunderschön gemacht, Schönheit ist Teil seines Wesens», unterstreicht Andreas. In seiner Firma legt er grossen Wert auf die sorgfältige Gestaltung von Räumen mit edlen Materialien und harmonisch abgestimmtem Mobiliar. «Die Leute sollen sich ‹wohnfühlen›», betont er. Gemeinsam mit renommierten Marken schafft Andreas inspirierende Wohn- und Arbeitswelten, zählt Banken, Detailhändler, Unternehmen aus der Medizinaltechnik, Versicherungen und führende Tech-Firmen, aber auch viele Privatpersonen zu seinen Auftraggebern. «Schönheit tut gut – in jedem Bereich unseres Lebens», ist er überzeugt.

«Gott hat alles wunderschön gemacht, Schönheit ist sein Wesen.»

Er unterstützt das Team vom starthub.sh und hilft mit, eine Schaffhauser Community für Unternehmerinnen und Unternehmer aufzubauen. Regelmässig lädt Andreas (Jung-)Unternehmer der Stadt in den Showroom ein – auch ehemalige Gründer, um von ihren Erfahrungen zu profitieren. «Hier begegnen sich innovative Unternehmer, Pioniere, Gründer und Investoren zum Austausch», erklärt der Menschen- und Möbelfreund. Besonders freut es ihn, wenn er dabei inspirierende Persönlichkeiten aus der Region entdeckt. Der Handel liegt ihm am Herzen: Mit Veranstaltungen für ein vielfältiges Publikum möchte er dazu beitragen, die Altstadt zu beleben.

«Ich frage Gott, was er vorhat, und teile meine Gedanken mit ihm.»

Spazieren und lauschen

Ein Geschäft mit über 30 Angestellten, dazu diverse parallel laufende Projekte zu führen, erzeuge Druck und bedeute oft geballte Herausforderung auf verschiedenen Ebenen. Die Konkurrenz schlafe nicht, und KI verändere vieles. Daher ist Andreas auf langen Spaziergängen in der Natur mit Jesus unterwegs. «Ich frage Gott, was er vorhat, und teile meine Gedanken mit ihm», erzählt er. Dabei komme er zur Ruhe, empfange Impulse für Innovationen. Regelmässig Pausen einzuschalten, sei wichtig, nicht ganze Nächte durchzuarbeiten, wie in jüngeren Jahren. «Wir schauen zuversichtlich in die Zukunft», zieht der CEO Bilanz. Sein Gottvertrauen helfe, Höhen und Tiefen auszuhalten: «Wir sind gemeinsam unterwegs!»

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Autor: Mirjam Fisch
Quelle: Hope Regiozeitung