Christentum im Würgegriff der kommunistischen Partei

In China steigert sich die Kontrolle über Christen immer mehr
Neue Regeln verbieten Missionaren Predigten, Bibelverbreitung und Online-Evangelisation – ausser mit Erlaubnis der kommunistischen Partei. Unabhängige Kirchen geraten vermehrt ins Visier. Menschenrechtler sprechen von systematischer Verfolgung.

Die Kommunistische Partei Chinas hat am 1. Mai neue Vorschriften für ausländische Missionare in Kraft gesetzt. Sie verbieten ihnen, ohne staatliche Genehmigung zu predigen, zu evangelisieren oder religiöse Organisationen zu gründen.

Auch die Gründung von Schulen, die Ernennung von Geistlichen, die Nutzung des Internets für illegale religiöse Aktivitäten sowie die Herstellung, der Verkauf oder die Verbreitung von Bibeln und religiösen Audio- oder Videomedien sind laut den online veröffentlichten Bestimmungen der staatlichen Religionsbehörde verboten – sowohl für Ausländer als auch für chinesische Staatsbürger, die sie unterstützen.

Deckmantel über Verfolgung

Diese Massnahmen sind Teil der laufenden Kampagne zur Sinisierung des Christentums und anderer Religionen unter Präsident Xi Jinping. Die Partei rechtfertigt die Regelungen mit der Wahrung der nationalen Einheit – eine Begründung, die nach Ansicht der Menschenrechtsorganisation International Christian Concern (ICC) in Wirklichkeit als Deckmantel für religiöse Verfolgung dient.

«Die Partei hat unabhängige religiöse Aktivitäten immer mit Misstrauen betrachtet, weil sie darin eine Bedrohung für die absolute Loyalität sieht, die die Partei von jedem Bürger verlangt», erklärte ICC. «Unabhängige religiöse Aktivitäten werden regelmässig als sektiererisch oder extremistisch diffamiert, unabhängig von ihrem theologischen Hintergrund. Alle christlichen Aktivitäten müssen sich den staatlich kontrollierten Kirchen unterordnen.»

Strenge politische Vorgaben

Zu diesen staatlich kontrollierten Institutionen gehören unter anderem die protestantische Drei-Selbst-Bewegung und die Patriotische Vereinigung der chinesischen Katholiken, die beide strengen politischen Vorgaben unterliegen.

«Diese Kirchen verbreiten Parteipropaganda und fördern den Personenkult um Präsident Xi Jinping – etwa durch Lieder, Predigten und Gemeindeveranstaltungen», so ICC weiter. Unabhängige Hauskirchen, die ausserhalb dieses Systems agieren, würden regelmässig gestürmt, ihre Mitglieder verhaftet und staatsfeindlicher Aktivitäten beschuldigt.

Zu schlimmsten Verfolgern geworden

China gehört weltweit zu den schlimmsten Verfolgern von Christen und anderen Religionsgemeinschaften. Geistliche müssen dem Sozialismus und der Partei die Treue schwören, sich gegen bestimmte religiöse Aktivitäten und so genannte extremistische Ideologien wenden und jede Form ausländischer Einflussnahme auf die Religion bekämpfen.

Das US-Aussenministerium stuft China regelmässig als «besonders besorgniserregendes Land» ein. Auf dem Weltverfolgungsindex 2025 der Organisation Open Doors steht China aufgrund der kommunistischen und postkommunistischen Unterdrückung auf Platz 15 der weltweit gefährlichsten Länder für Christen.

Im Zuge der Sinisierung lässt die Kommunistische Partei nur fünf offiziell anerkannte Religionen zu, kontrolliert diese aber in allen Bereichen: vom Gottesdienst über Lehre und Führungsstrukturen bis hin zu Kleidung und Sprache der Gläubigen.

Harte Repressionen

Ein Bericht der US-Kommission für internationale Religionsfreiheit (USCIRF) vom September 2024 warnt: «Die Umsetzung der Sinisierungsmassnahmen hat zu systematischen, anhaltenden und schwerwiegenden Verletzungen der Religionsfreiheit und anderer Menschenrechte geführt, darunter Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Masseninhaftierungen, Verschwindenlassen und die Zerstörung religiöser und kultureller Stätten.»

Im April kündigten der staatlich kontrollierte Chinesische Christenrat und das Nationale Komitee der Drei-Selbst-Bewegung die bevorstehende Veröffentlichung des Buches «Sinisierung des Christentums» an.

Wie die Organisation «ChinaAid» berichtete, wird das Werk offiziell als Beitrag zur «Harmonie zwischen christlichem Glauben, chinesischer Kultur und sozialistischer Gesellschaft» vermarktet – in Wirklichkeit dient es jedoch der Umsetzung von Xis «Fünfjahresplan zur weiteren Sinisierung des Christentums (2023–2027)».

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Autor: Diana Chandler / Daniel Gerber
Quelle: Baptist Press / Übersetzung: Livenet

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