Frankreich: 40`000 evangelikale Fahrende feiern
Von den rund 400`000 «Tziganes» in Frankreich treffen sich etwa 130`000 in den über 220 Gemeinden und Kirchen der Bewegung «Vie et Lumière» (Leben und Licht). Ihr alljährliches Festival in der riesigen «Zelt-Kathedrale» hat inzwischen Tradition, doch selten konnte man es so hautnah miterleben wie in diesem Jahr.
Hinter die Vorurteile schauen
Charlotte Vautier, eine unabhängige Journalistin auf YouTube, verbrachte einen Tag auf dem Festival und veröffentlichte eine 30-minütige Reportage, in der sie aus erster Hand von ihrem Besuch und ihren Gesprächen berichtet. Sie schreibt: «40'000 evangelikale Tziganes versammeln sich einmal im Jahr mitten in Frankreich, in Gien. Es ist die grösste Versammlung dieser Art in Europa. Innerhalb einer Woche kommt es zu einem Phänomen, das es sonst nirgendwo gibt: Die verschiedenen Gemeinschaften der Fahrenden leben zusammen. Es gibt Roma, Jenische, Manouches, Gypsies und sogar Besucher aus England und Irland. Zusammen bilden sie das sogenannte `Zigeunervolk` – die Minderheit, die die meisten negativen Meinungen der französischen Bevölkerung auf sich vereint.» Mehr als jeder zweite Franzose gebe an, dass er sich bei dem Gedanken, Roma oder «Fahrende» als Nachbarn zu haben, unwohl fühlt. «Ich wollte also herausfinden, was sich hinter diesen Vorurteilen verbirgt. Für diese Reportage verbrachte ich einen Tag an ihrer Seite, in den Wohnwagen und in den Predigtzelten, damit sie erzählen konnten, wie das Nomadenleben im Jahr 2025 wirklich ist.»
Glaube – ein starkes Band der Einheit
Charlotte Vautier erlebte ganz verschiedene Reaktionen. Einige zogen es vor, nicht vor der Kamera zu erscheinen, weil sie negative Reaktionen befürchteten, andere luden sie ein, ihre Wohnmobile zu besuchen oder mit ihnen zu essen, um über Kultur und Glauben zu sprechen. «Erst am Ende des Tages habe ich verstanden, warum der Glaube hier nicht nur ein Glaube ist: Er ist ein starkes Band zwischen Gemeinschaften, die lange Zeit von der Gesellschaft gespalten und abgelehnt wurden», schreibt sie in der Beschreibung ihres Videos.
Von evangelikalen Leitern gelobt
Der Youtube-Bericht stiess auf grosses Interesse und wurde mittlerweile über 400`000 mal aufgerufen. Viele Kommentatoren zeigten sich dankbar, einmal hinter die Kulissen des Riesen-Anlasses zu schauen, den sie selbst nicht zu besuchen wagen. Auch läuft ein Treffen von geschätzten 10`000 Wohnwagen und Campern schon rein organisatorisch nicht problemlos ab, was viele Nachbarn bestätigten. Unter denjenigen, die das Video lobten, waren auch Leiter anderer evangelikaler Organisationen in Frankreich.
Die Veranstalterin «Vie et Lumière» ist eine pfingstlich-evangelikale Glaubensgemeinschaft unter Roma und Fahrenden, die seit 1975 der Protestantischen Föderation Frankreichs (FPF) angehört. Sie entstand 1954 durch die Heilung eines jungen Fahrenden, die mehrere Bekehrungen zur Folge hatte, und durch die darauf folgende Arbeit des Pastors Clément le Cossec (gest. 2001), der die Mission zur grössten evangelischen Fahrenden-Bewegung Europas machte.
Zum Thema:
Nicht mehr «Zigeunermission»: Roma: «Die Bibel ist für uns geschrieben worden!»
In Bulgarien: Erstaunliche Veränderung in Roma-Gemeinschaft
In den Niederlanden: Eine Bewegung Gottes unter den Roma