Kirchenführer besuchen bombardierte Kirche in Gaza

Die Kirchenführer in der katholischen Kirche von Gaza
Die einzige verbleibende katholische Kirche im Gazastreifen wurde am 17. Juli von einer israelischen Granate getroffen. Kirchenführer verurteilten den Angriff scharf und besuchten die Kirche, begleitet von Lebensmittellieferungen.

Das Gelände der Katholischen Kirche der Heiligen Familie, auf dem rund 500 christliche Flüchtlinge leben, war am vergangenen Donnerstag kurz nach 10 Uhr von einer Granate getroffen worden. Die Explosion ereignete sich in der Nähe des Kreuzes auf dem Kirchendach, wobei Splitter und Trümmer in den Innenhof fielen. Zehn Personen wurden dabei verletzt, drei davon tödlich, unter ihnen der Hausmeister. Auch der Pfarrer der Gemeinde, der argentinische Ordensmann Gabriel Romanelli, erlitt leichte Verletzungen.

Internationale Kritik …

International wurde der Angriff scharf verurteilt. US-Präsident Trump rief den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu an, um sein «Missfallen» über den Angriff auszudrücken. Netanjahu habe signalisiert, dass es ein «Fehler» der Israelis gewesen sei, die Kirche zu treffen. Auch die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die Israel und die Regierung Netanjahu generell unterstützt, kritisierte die israelischen «Angriffe auf die Zivilbevölkerung» als «inakzeptabel».

Papst Leo XIV. erklärte noch am Donnerstagabend, er sei tief betrübt über die Todesfälle und die Verletzungen «durch eine militärische Attacke». Er verzichtete darauf, Israels Armee als Schuldigen zu nennen. Zugleich wiederholte er seinen Appell für eine sofortige Feuerpause und seine «Hoffnung auf Dialog, Versöhnung und dauerhaften Frieden in der Region».

… und israelische Entschuldigung

Netanjahu seinerseits rief am nächsten Tag Papst Leo XIV. an, entschuldigte sich und erklärte: «Israel bedauert zutiefst, dass eine verirrte Granate die Kirche der Heiligen Familie in Gaza getroffen hat. Jedes verlorene unschuldige Leben ist eine Tragödie.» Und weiter: «Wir teilen die Trauer der Familien und der Gläubigen.»
Israel untersuche den Vorfall und bemühe sich weiterhin darum, Zivilisten und religiöse Stätten zu schützen. 

Die unmittelbare Umgebung der Kirche war Ort intensiver Kampfhandlungen gewesen. Ein Militärsprecher erklärte, nach ersten Untersuchungen hätten Geschossteile sie versehentlich getroffen.

Patriarchen bringen Trost

Zwei der ranghöchsten christlichen Führer Jerusalems besuchten am Freitag den Gazastreifen. Der lateinische Patriarch, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, und der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. kamen zu einem seltenen gemeinsamen Besuch in das schwer gesperrte Gebiet, um ihre Solidarität mit der christlichen Gemeinde in Gaza zu bekunden. Sie besuchten das beschädigte Kirchengelände und auch das Al Ahli Arab Hospital und sprachen mit verwundeten Zivilisten und dem Krankenhauspersonal. Kardinal Pizzaballa hatte am Donnerstag Zweifel an der israelischen Darstellung eines «Unfalls» geäussert.

Die Patriarchen kündigten auch die Organisation von Konvois an, die unter dem Schutz der israelischen Armee Hunderte von Tonnen an Lebensmitteln, Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern liefern und die Evakuierung der bei dem Kirchenanschlag Verletzten unterstützen sollen.

In einer von den Kirchen herausgegebenen Erklärung wurde der Besuch als Ausdruck der «gemeinsamen pastoralen Fürsorge der Kirchen des Heiligen Landes» bezeichnet und die anhaltende Sorge der christlichen Führung für die umkämpfte Bevölkerung der Region hervorgehoben. 

Die «Kirche der Heiligen Familie» ist die einzige katholische Kirche im Gazastreifen. Die Gesamtzahl der Christen im Gazastreifen ist seit Oktober 2023 von rund 1000 auf etwa 670 gesunken.

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Times / kathpress

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