Zwei Männer, ein Abend – und erstaunlich viele offene Türen
Denn was da über die Bühne ging – oder sagen wir: was da von zwei hochpräzisen Wort- und Klanghandwerkern ins Publikum hineingeschleudert, hineingesungen und hineingeflüstert wurde – hatte das geistliche Niveau einer guten Adventslesung und die Schlagfertigkeit eines Kabarettabends, der lieber keine Pause macht, weil sonst jemand wieder ernst werden könnte.
Volles Haus. Volle Herzen. Volles Risiko.
Man lachte – zuweilen laut, schamlos und befreit. Und man weinte – manchmal nur ganz kurz, wenn niemand hinschaute, oder lang und unüberhörbar, wenn man sich ertappt fühlte bei der eigenen Sehnsucht.
Neben all dem Gelächter standen in Malessas Texten immer wieder stille, kleine Fragen – und die kamen am Dienstag ebenfalls an:
- Was wäre, wenn wir nicht nur die Wohnung weihnachtstauglich machen, sondern auch unser Herz?
- Was, wenn Versöhnung wichtiger wäre als der perfekte Zimtstern?
- Was, wenn Weihnachten uns weniger retten soll vor den Kindern, sondern mehr hin zu ihnen?
Andreas Malessa, der Mann, der gleichzeitig Journalist, Theologe, Humorist und heimlicher Seelen-Dompteur ist, brachte Gedanken mit, die so klingen wie ein gut gekelterter Rotwein: vollmundig, erdig, mit einem ironischen Abgang, der hängen bleibt. Wer lacht, ist ertappt. Wer denkt, ist berührt. Wer glaubt, tut beides.
Näher gehts nicht mehr
Und dann Uli Schwenger – der Mann, der am Klavier nicht einfach spielt, sondern ganze Welten loslöst. Mal Gospel, mal Soul, mal Bach, mal Jarrett – und immer so warmherzig, dass man sich fragt, ob das Instrument irgendwann zu glühen beginnt. Er hat diesen seltenen Groove, der sowohl Konzertsaal als auch Kirchenbänke kennen darf. Und der gestern beide in perfekter Balance hielt. Ganz am Ende des Abends stand ein Satz aus dem Buch, der sinngemäss lautet: «Weihnachten feiert nicht unsere Ordnung, sondern Gottes Erbarmen.»
Es war, als würde der Humor uns dahinführen, wo die Seele aufatmen kann. Erst lachen, dann loslassen. Erst ertappt sein, dann verstanden werden. Und in allem und vor allem immer wieder das Zentrum: Gott wird Mensch in Jesus. Näher gehts nicht mehr.
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