Wird das Christentum in Syrien ausgelöscht?

Wird das Christentum in Syrien überleben?
CSI begrüsst Donald Trumps Ankündigung, die Sanktionen gegen Syrien zu lockern. Gleichzeitig mahnt die Organisation zur Vorsicht: Der Schutz der Religionsfreiheit müsse jetzt konsequent verankert werden.

Joel Veldkamp, Leiter der internationalen Kommunikation bei «Christian Solidarity International» (CSI), erklärte gegenüber «CBN News», dass seine Organisation den Schritt des US-Präsidenten ausdrücklich begrüsse. Gleichzeitig wies er auf die verheerenden Folgen der langjährigen Sanktionen für die syrische Bevölkerung hin. «Die Sanktionen haben katastrophale Auswirkungen gehabt», sagte Joel Veldkamp. «Die USA und ihre Verbündeten verhängten diese Sanktionen 2011, zu Beginn des Bürgerkriegs zwischen dem Assad-Regime und einer Rebellenkoalition, die eng mit Al-Qaida verbunden war.»

Veldkamp weiter: «Ziel war angeblich, das Regime für seine Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen oder zu einer diplomatischen Lösung zu drängen. In der Praxis haben die Sanktionen jedoch das ganze Land ruiniert.»

Armut massiv gewachsen

Er selbst habe ein Jahr in Syrien gelebt – vor Beginn der Sanktionen. Damals sei das Land zwar nicht reich gewesen, aber ein Staat mit einer soliden Mittelschicht. Heute jedoch sei die Lage dramatisch schlechter. «Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung leben in Armut», so Joel Veldkamp. «Über eine halbe Million Kinder in Syrien sind kleiner als sie sein sollten – die Folge schwerer Mangelernährung.»

Vieles davon sei auf die Sanktionen zurückzuführen, die von vielen als Versuch gewertet wurden, einen Regimewechsel herbeizuführen. Dieser trat schliesslich im Dezember ein: Bashar al-Assad wurde gestürzt, ein neues, vom Terrorismus geprägtes Regime übernahm die Macht.

Ein Stellvertreterkrieg

«Der Bürgerkrieg in Syrien war im Kern ein Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland», bilanziert Joel Veldkamp. «Lange sah es so aus, als würde Russland gewinnen, da es das Assad-Regime unterstützte. Dieses schien sich tatsächlich durchzusetzen.»

Doch mit dem Zusammenbruch der syrischen Regierung im Dezember, so Joel Veldkamp, hätten die Sanktionen wohl ihren Zweck erfüllt – so zumindest die Interpretation von Präsident Trump, der dies kürzlich in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad betonte.

Donald Tump sagte wörtlich: «Syrien hat viel Leid, Krieg und Tod erlebt. Deshalb hat meine Regierung bereits erste Schritte unternommen, um nach über einem Jahrzehnt wieder normale Beziehungen zu Syrien herzustellen.»

CSI stets gegen Pauschal-Sanktionen

CSI hat sich stets gegen pauschale Sanktionen ausgesprochen, die das gesamte Land treffen und die Bevölkerung kollektiv bestrafen. Gerade Christen in Syrien hätten immer wieder betont, dass ein Überleben ihrer Gemeinschaft nur möglich sei, wenn diese Sanktionen aufgehoben würden.

Trotz der positiven Signale sieht Veldkamp Anlass zur Sorge – und äussert eine klare Warnung: «Das Problem ist, dass die Sanktionen zwar das Assad-Regime zu Fall gebracht haben – aber es wurde durch eine al-Qaida-nahe Diktatur ersetzt», erklärte er. «Der neue Präsident Syriens ist kein Unbekannter: Er ist der Gründer von Al-Qaida in Syrien. Früher nannte er sich Abu Mohammad al-Jolani – heute tritt er als Ahmed al-Sharaa auf. Und die USA scheinen bereit, mit ihm zusammenzuarbeiten.»

Ernste Sorgen

Diese Entwicklung löst unter Beobachtern ernste Sorgen aus – insbesondere im Hinblick auf religiöse Minderheiten. Denn islamistische Regime bringen häufig Unterdrückung, Gewalt und Instabilität mit sich.

«In den vergangenen Monaten kam es zu Massakern an religiösen Minderheiten», so Joel Veldkamp. «Tausende Alawiten wurden an der Küste von pro-Regime-Kräften ermordet. Es gab Angriffe auf die Drusen. Und viele Christen fragen sich: ‘Sind wir die Nächsten?’»

Joel Veldkamp fordert daher, dass die Aufhebung der Sanktionen zwingend mit klaren Schutzmechanismen für religiöse Gruppen einhergehen müsse.

Ein zweites Saudi-Arabien?

«Wenn die USA die Sanktionen lockern, müssen sie gleichzeitig alles dafür tun, dass das Christentum in Syrien nicht ausgelöscht wird», sagte er.

Besonders schockierend seien für ihn die Bilder gewesen, die Trump beim Händeschütteln mit al-Sharaa zeigen – dem neuen Machthaber mit Terrorvergangenheit.
Dass Saudi-Arabien diesen Kurs unterstützt, verstärke die Sorgen zusätzlich: ein Land, das keine Religionsfreiheit kenne und allein den Islam dulde.

«Syrien droht, sich in ein zweites Saudi-Arabien zu verwandeln», warnte Veldkamp. «Die religiöse Vielfalt – über Jahrtausende gewachsen – steht auf dem Spiel. Wenn die US-Regierung nicht aufpasst, könnte sie schon bald für immer verschwinden.»

Iran-Szenario droht

Dringend notwendig seien nun verbindliche Zusagen zum Schutz der Religionsfreiheit – vor allem für Christen. Ohne solche Garantien, so Veldkamp, drohe ein Szenario wie in Iran.

«Syrien könnte sich in ein Land verwandeln, in dem Frauen ihr Haar nicht unbedeckt zeigen dürfen, in dem Alkohol verboten ist, in dem jede öffentliche Manifestation christlichen Glaubens untersagt ist. Wo Christen nach der Scharia nicht gegen Muslime vor Gericht aussagen dürfen oder höhere Steuern zahlen müssen.»

Abschliessend sagte Veldkamp: «Christen in Syrien werden diesen Status zweiter Klasse nicht akzeptieren – ständiger Gefahr ausgesetzt, nur weil sie ihren Glauben leben. Wenn es so weit kommt, werden sie das Land verlassen. Alle.»

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Autor: Billy Hallowell / Daniel Gerber
Quelle: CBN / Übersetzung: Livenet

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