Norwegen: Gegenwind für christliche Schulen?
Norwegen hat etwa 125 christliche Schulen (davon 85 Grundschulen und 40 weiterführende Schulen), die von rund 3 Prozent der Schüler im Land besucht werden. Insgesamt besuchen etwa 6 bis 7 % der norwegischen Schüler unabhängige und private Schulen.
Unabhängige Schulen mit freier Trägerschaft haben es in dem reichen und hochentwickelten Land nicht unbedingt leicht. Sie erhalten nur 70 Prozent der staatlichen Gelder, die öffentliche Schulen bekommen. «Zusammen mit den Elternbeiträgen ist das genug, um die Schule zu betreiben», sagt Audun Raen, Generalsekretär der Vereinigung für christliche Schulen (KFF, Kristne Friskolers Forbund) in einem Podcast mit dem «Christian Network Europe». Trotzdem findet er es ungerecht, dass christliche Schulen nicht den gleichen vollen Beitrag bekommen wie staatliche Schulen.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass das Gesetz über unabhängige Schulen nicht ausreicht, um die Existenz dieser Schulen zu garantieren. Lokale Behörden können die Gründung einer neuen Schule in ihrer Gemeinde blockieren. Raen: «Einerseits setzt Norwegen also alle universellen Menschenrechte in seiner eigenen Gesetzgebung um. Andererseits können die lokalen Behörden ein Veto einlegen.» Und er fährt fort: «Es ist ein Menschenrecht für Eltern, eine Schule zu wählen, die mit ihrem Glauben übereinstimmt. Das steht auch im Einklang mit der Religionsfreiheit».
«Menschenrecht, Schule zu wählen»
Nachdem bereits im vergangenen Jahr die Bildungsministerin Norwegens, Kari Nessa Nordtun, sich kritisch über private Schulen geäussert und sie als Problem für den staatlichen Zusammenhalt bezeichnet hatte, tadelte in diesem Jahr ein Inspektionsbericht eine christliche Schule, weil sie die biblisch-christliche Ethik von Ehe und Sexualität lehrte.
Audun Raen ist immer noch verblüfft über den Inspektionsbericht. Natürlich müssten Themen über Ehe und Sexualität «mit grösstem Respekt» behandelt werden, aber Christen sollten dennoch das lehren dürfen, was sie für die Wahrheit über diese Dinge halten. «Die Mehrheit der Christen auf der ganzen Welt sieht die Ehe als eine Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau. Man kann einer christlichen Schule nicht verbieten, das zu lehren», sagt er im Gespräch mit CNE-Podcast-Moderator Evert van Vlastuin.
Audun Raens Organisation, KFF, half bei der Formulierung einer offiziellen Beschwerde gegen die Inspektion der Schule. Der Bildungsminister muss nun entscheiden, ob das Urteil der Inspektion richtig war oder nicht - eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen. «Niemand weiss, wie es weitergeht, aber es sieht so aus, als ob die christlichen Schulen mitten in einem ziemlichen Sturm gefangen sind» folgert das CNE.
In der Schweiz weiss der Dachverband «Initiative für christliche Bildung», in dem 11 Schulen mit insgesamt 750 Schülerinnen und Schülern vertreten sind, auf Anfrage bisher nichts von einem offiziellen Konflikt aufgrund ethischer Themenstellungen. Auch christliche Schulen sind hierzulande dem «Lehrplan 21» verpflichtet, der u.a eine ausgewogene Darstellung von Positionen vorsieht. Lehrkräfte könnten dezidiert christliche Überzeugungen lehren, wenn sie sie als ihre persönliche Meinung deklarierten.
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