Gegen Menschenhandel in Europa aufstehen
Mit dem Schwerpunkt auf Vernetzung, Schulung und Gebet schuf die Veranstaltung vom 24. bis 28. März 2025 Raum für Kontakt, Dialog und strategische Planung zwischen Organisationen und Einzelpersonen, die sich für die Bekämpfung von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung in Europa einsetzen.
Der Weg zur Wiedereingliederung
Ein wiederkehrendes Thema auf der Konferenz war die Notwendigkeit, Überlebenden des Menschenhandels tragfähige wirtschaftliche Alternativen zu bieten. Die «Freedom Business Alliance» stellte Modelle von Kleinunternehmen vor, die sowohl die Aussteiger stärken als auch Organisationen, die sich für die Wiedereingliederung einsetzen, nachhaltig finanziell unterstützen.
Ein beeindruckendes Beispiel war Hope for the Future, ein in Österreich ansässiger Dienst, der von Andrea Standenherz gegründet wurde. Die von evangelischen Christen geleitete Organisation arbeitet mit Frauen, die aus der Prostitution aussteigen, und bietet ihnen durch Berufsausbildung und Praktika einen Weg zum Wiederaufbau ihres Lebens. Partnerschaften mit Unternehmen und Freiwilligen – evangelischen und säkularen – spielen hier ebenfalls eine entscheidende Rolle.
Künstliche Intelligenz und digitale Öffentlichkeitsarbeit
Technologische Hilfsmittel, einschliesslich künstlicher Intelligenz, spielen bei der Bekämpfung des Menschenhandels eine immer grössere Rolle. Organisationen wie Stop the Traffik zeigten auf, wie anonymisierte und verschlüsselte Daten von geretteten Opfern verwendet werden, um Menschenhandelsmuster zu verfolgen, Hotspots zu identifizieren und kriminelle Netzwerke aufzudecken. Andere Organisationen wie das Justice Project (Deutschland) und das Lona Project (Schweiz) demonstrierten, wie sie online auf Frauen in der Prostitution zugehen, oft über verschlüsselte Kommunikation und spezielle Plattformen.
Diese Hilfsmittel machen es möglich, minderjährige Opfer zu identifizieren, auf Hilferufe zu reagieren und sichere Verbindungen aufzubauen. In den Niederlanden wurde diese Methode nach der COVID-Initiative besonders wichtig, da sich die Prostitution weitgehend auf Privatwohnungen und Online-Anzeigen verlagerte.
Lobbyarbeit und das nordische Modell
Lobbyisten wie Julia Doxat-Purser und Caroline Sanders setzen sich auf EU-Ebene für die Übernahme des nordischen Modells ein – ein Rechtsrahmen, der den Käufer von Sex unter Strafe stellt und nicht die Person, die verkauft wird. Dieses Modell wird in Ländern wie Schweden, Norwegen, Frankreich und Irland praktiziert, und es hat sich gezeigt, dass es die Nachfrage nach Prostitution reduziert. Im Gegensatz dazu haben Länder wie Deutschland, Österreich, die Niederlande, die Schweiz und Griechenland die Prostitution legalisiert, so dass sie oft nicht mehr von einer anderen Tätigkeit zu unterscheiden ist. Dies hat der Ausbeutung im grossen Stil Tür und Tor geöffnet, insbesondere bei Migrantinnen, auch aus Nordafrika, Osteuropa und Asien.
Auffallend ist, dass in der Schweiz Migrantinnen grosse bürokratische Hürden überwinden müssen, um Zugang zu den meisten Arbeitsplätzen zu erhalten – aber keine, wenn sie sich für die Prostitution entscheiden. In der Schweiz sind es praktisch ausschliesslich christliche motivierte Organisationen, die zum Ausstieg aus der Sexarbeit ermutigen und konkrete Hilfe anbieten. Der Kanton Bern hat in diesem Jahr immerhin einen Leistungsvertrag mit einem Arbeitszweig der Heilsarmee abgeschlossen und leistet so Ausstiegshilfe aus der Prostitution.
Daten, Migration und verborgene Realitäten
Die Teilnehmer erörterten auch den Zusammenhang zwischen Migration und sexueller Ausbeutung. Viele Frauen, die mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft nach Europa kommen, landen in der Prostitution – entweder durch Täuschung oder als letzter Ausweg.
Einrichtungen wie die Strawberry Girls (Spanien) arbeiten direkt mit marokkanischen Frauen und ihren Kindern und und helfen, ihnen bei der Bewältigung des kulturellen Wandels zu helfen.
Lichtblicke und kontinuierliches Engagement
Vielleicht die wichtigste Aufgabe der engagierten Netzwerke ist die Sensibilisierung für das Problem von Sexarbeit und Menschenhandel in Europa. Die Aussage «Daten sind immer die Geschichten von Menschen, auch wenn sie quantifiziert werden» zog sich wie ein roter Faden durch die Konferenz.
Das Talita-Projekt (Schweden) hat seine Wurzeln in der Sklaverei-Abschaffungsbewegung des 19. Jahrhunderts hat und inspiriert bis heute. Andere Initiativen wie Heartwings (Schweiz) bringen Politiker ins Herz der Rotlichtviertel, um sie für die Änderung der Gesetze zu sensibilisieren. In Portugal setzt sich die Evangelische Allianz dafür ein, das Bewusstsein in Schulen, Kirchen und Gemeinden zu schärfen.
Von daher war die EFN Bridge 2025 Konferenz nicht nur ein Treffen – sie war ein Aufruf zum Handeln. «Die Realität des Menschenhandels und der sexuellen Ausbeutung in Europa erfordert mehr als nur ein Bewusstsein. Sie erfordert Gebet, Mut, Zusammenarbeit und vor allem Mitgefühl», kommentiert der Nachrichtendienst «Evangelical Focus».
Das European Freedom Network EFN wurde – auf Anstoss aus Schweden hin – 2012 als Netzwerk von europäischen christlichen Personen und Organisationen gegen Menschenhandel gegründet, formierte sich 2017 als legale non-Profit-Organisation und umfasst heute Partner und Mitgliedsorganisationen in über 40 Ländern.
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