Ein Künstler sieht das Gesicht Jesu

Der britische Bildhauer Nic Fiddian-Green ist bekannt für seine überdimensionalen Pferdeköpfe.
Der britische Bildhauer Nic Fiddian-Green ist bekannt für seine überdimensionalen Pferdeköpfe, die weltweit ihre Plätze gefunden haben. Gerade hatte er jedoch eine Ausstellung «Das Gesicht Christi». Aus gutem Grund.

Eigentlich sollte er ja etwas Gescheites lernen und zum Beispiel als Professor für Kunstgeschichte Karriere machen. Doch der Plan seines Vaters, eines Marineoffiziers, scheiterte an den schlechten Noten des Sohns. Kunst wurde trotzdem seine Leidenschaft. Der Churchtimes erzählt er: «Ich konnte zeichnen, aber ich konnte nicht malen. Malen war mir nicht körperlich genug. Aber als ich zum ersten Mal mit Ton in Berührung kam, hatte das etwas Greifbares, und diese Fähigkeit, Materie und Form zu bearbeiten, war eine körperliche Handlung. Ich mag dieses direkte Verbinden. Ich fand etwas ganz Natürliches an dem Akt des Formens, des Bauens von grösseren und kleineren Objekten, und mit der Zeit wurden sie ziemlich gross.»

Pferdebilder

Fiddian-Green lebt mit seiner Frau in Surrey. Sie haben vier Kinder und sechs Pferde. Schon seit Studienzeiten ist er fasziniert von diesen Tieren. So begann er, Pferdeköpfe zu modellieren, in Stein zu hauen oder aus Bronze zu giessen. Im Laufe der Jahre wurden diese Skulpturen immer bekannter und immer grösser. Zu den grössten gehört ein über zehn Meter hoher Pferdekopf, der sich zum Trinken nach unten beugt: «Still Water». Die meisten seiner Werke stehen in Grossbritannien, doch Fiddian-Green präsentiert sie auch in Venedig auf der Biennale oder verkauft sie an Sammlungen und Städte weltweit.

Totgesagt

Gesundheitlich hat der Künstler ein paar schwere Jahre hinter sich. Er ist Jahrgang 1963 und seit längerem alkoholkrank. Dann kamen Leukämie und ein Gehirntumor dazu. Seit inzwischen sechs Jahre ist Fiddian-Green trocken und auch den Krebs überstand er. «Ein neuer Morgen ist also ein Wunder, wie wir es uns nur wünschen können. Wir betreten jeden Tag eine neue Welt», erzählt er der Churchtimes und ergänzt, dass Alkoholismus die Krankheit ist, mit der man am schwersten leben kann: «Ich habe zu nah am Abgrund gelebt.»

Heilung und Gesundheit fand er nicht nur in der ruhigen Landschaft von Surrey, sondern auch in einem neuen Zugang zum Glauben. Währenddessen entstanden auch Skulpturen, in denen er sich damit auseinandersetzte: Jesus am Kreuz, betende Hände oder ein überdimensionaler dornengekrönter Kopf – «The Face of Christ», das Gesicht Christi.

Angenommen

Ähnlich wie bei den Pferdeskulpturen erzeugt auch die schiere Grösse der Christusdarstellungen eine eigentümliche Wirkung. Dazu kommt, dass etliche ihren Platz nicht in Kirchen gefunden haben. Das erzeugt oft eine besondere Beziehung zu den Kunstwerken. Beim Hauptwerk der aktuellen Ausstellung, einer Kreuzigungsszene, entstand im Herstellungsprozess ein Riss im Material. Fiddian-Green beliess ihn und nannte die Plastik «Show me your wounds» (Zeig mir deine Wunden. «Christus hat uns seine Wunden gezeigt, also können wir ihm vielleicht unsere zeigen», meint der Künstler dazu.

Er fragte Ausstellungsbesucher, was seine Skulpturen am ehesten für sie ausdrückten, und freut sich: «99 Prozent sahen Annahme im Gesicht Christi.» Er selbst erklärt dem Magazin Premier Christianity, dass er beim Blick in dieses Gesicht ebenfalls Akzeptanz findet, aber auch hört: Sei mutig. Folge mir nach. Was brauchst du denn schon? Dabei sieht er sich und seinen Glauben nicht als am Ziel angekommen an, sondern als auf dem Weg befindlich. Aber er weiss: «Es war ein Vorrecht, diese Werke zu schaffen. Die Zeit, die ich damit verbracht habe, das Gesicht Christi zu finden, war ein Geschenk.» Gefragt, ob diese christlichen Bilder eine einmalige Aktion waren, oder ob er noch mehr davon schaffen wird, lacht Fiddian-Green nur: «Fragen Sie Gott.» Er selbst ist gespannt, wer die Ausstellung besuchen wird – sicher nicht nur gläubige Menschen. Doch der Künstler stellt klar: «Ich will niemanden bekehren. Ich bin nur da, um zu sagen: Hier ist er – was sagst du zu ihm?»

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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