Gott wirkt trotz Russland mächtig in Transnistrien

Ein junger Mann lässt sich taufen (Symbolbild)
In einem von Russland kontrollierten Teil Moldawiens – in Transnistrien – findet derzeit eine bemerkenswerte christliche Erweckung statt. Trotz des starken Einflusses Moskaus. «CBN» erhielt kürzlich einen seltenen Zugang zur Region Transnistrien.

Von der moldawischen Hauptstadt Chișinău aus erreichte das Filmteam Tiraspol, die Hauptstadt von Transnistrien, wo noch immer ein gewaltiges Lenin-Denkmal den zentralen Platz schmückt.

Gott legte Pastor Jurij Semenjuk die Last aufs Herz, mit seiner Familie in diese unruhige Region zu ziehen.

«In meinem Herzen liebe ich die Menschen, es ist meine Leidenschaft, ihnen zu dienen. Ich liebe Gott und wollte mein ganzes Leben lang etwas für ihn tun. Und irgendwann sagte Gott zu mir: ‘Jurij, ich brauche dich an einem Ort namens Transnistrien’», sagt der Pastor der Kirche «Christus der Retter».

Im Jahr 2000 beschlossen Jurij Semenjuk, seine Frau und ihre drei Kinder, von ihrem Heimatland Ukraine nach Transnistrien zu ziehen. Die ersten sieben Jahre als Missionarsfamilie waren alles andere als einfach.

Von vielen ins Visier genommen

«Ich wurde von Regierungsvertretern, Polizisten, dem KGB und von Gangstern ins Visier genommen. Am schlimmsten waren die Gangster – sie wollten mich töten, sie versuchten, meine Kinder zu entführen. Einmal wurde ich selbst entführt, aber Gott sei Dank konnte ich fliehen», erinnert er sich.

Trotz ständiger Bedrohungen predigte er weiter öffentlich das Evangelium; oft auch in von Banden kontrollierten Gebieten. «Einige der Gangster wurden Christen, evangelikal, ihre Frauen ebenso. Genau das hassten sie; deshalb versuchten sie, uns aufzuhalten.»

«Du lebst noch und hast einen weiteren Tag»

1990 spaltete sich Transnistrien von Moldawien ab und gründete eine eigene Regierung, eine eigene Währung und Staatlichkeit. Obwohl international nicht anerkannt, wurde das Gebiet wirtschaftlich, politisch und militärisch von Moskau abhängig. Etwa 2’000 russische Soldaten sind hier stationiert.

Auch Jurij Semenjuk wurde bald von Moskauer Agenten schikaniert. Doch er liess sich nicht einschüchtern. «Jeden Morgen, wenn ich aufwache, sage ich mir: ‘Jurij, du lebst noch. Du hast einen weiteren Tag, um das Evangelium zu predigen – einen weiteren Tag, etwas für Gottes Reich zu tun.’»

Aus diesen bescheidenen, manchmal lebensgefährlichen Anfängen ist die Kirche «Christus der Retter» zur grössten Gemeinde in Transnistrien geworden. «Wir erleben eine unglaubliche Erweckung. Wir sind nach 24 Jahren auf dem Missionsfeld immer noch am Leben, wir sind immer noch da!»

Ein einfaches Geheimnis

Jeden Sonntag füllt sich die Kirche mit Hunderten von Menschen, viele hören die Botschaft des Evangeliums zum ersten Mal. Das Geheimnis des Gemeindewachstums sei einfach, erklärt Jurij Semenjuk: «Wir lieben Gott, wir versuchen, seinem Wort und seinem Geist gehorsam zu sein. Und weil wir die Menschen lieben, tun wir alles, was möglich ist, um ihnen zu helfen.»

Taufen gehören zum Alltag, während der Woche finden zahlreiche Jugendprogramme für unterschiedliche Altersgruppen statt. Auch Eltern haben ihre eigenen Angebote. Wer nicht in die Kirche kommen kann, begegnet den Gemeindemitgliedern oft auf den Strassen von Tiraspol und umliegenden Städten bei evangelistischen Veranstaltungen.

Zeichen und Wunder

Immer wieder berichtet die Gemeinde von Zeichen, Wundern und Heilungen nach der Verkündigung des Evangeliums. «Zum Beispiel: Ein Krebspatient wird geheilt, oder jemand mit Sehproblemen bekommt seine Sehkraft zurück. Taube beginnen zu hören», erzählt Jurij Semenjuk. «Ich glaube, all diese Kraft steckt im Evangelium. Diese Wunder geschehen, weil wir das Evangelium predigen und Gott rüstet uns dafür aus.»

«CBN» betreibt zusammen mit der Kirche «Christus der Retter» das Projekt «School of Life» in Transnistrien. Jede Woche besuchen junge Menschen verschiedene Kurse, von Computerkenntnissen, Nähen und Fotografie über Englisch und Mathematik bis hin zu Jüngerschaftskursen mit «CBN»’s «Superbook». Auch Mütter nehmen an Tanz-, Gesangs- und Kochkursen teil, die von Freiwilligen angeboten werden.

Viele Familien können sich die Kurse nicht leisten, daher werden sie kostenlos in den Räumen der Kirche angeboten.

Unerschrocken trotz Konflikt

Während die Mehrheit der Bevölkerung eher Teil Russlands sein möchte, sorgt Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine zunehmend für Angst, dass auch Transnistrien in den Krieg hineingezogen werden könnte. 

Semenjuk aber bleibt unerschrocken. Er will trotz drohender Konflikte bleiben. «Wir kennen unsere Berufung. Gott hat uns beauftragt, das Evangelium zu predigen und Jünger zu machen. Daran ändert sich nichts. Ob Krieg ist oder nicht und egal welche Umstände uns umgeben: Unser Auftrag bleibt derselbe.»

Das ist aus der Sowjetunion geworden

Der geistliche Permafrost aus der knechtenden Zeit der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken ist längst getaut und das politische Konstrukt in viele Teile zerfallen. Nämlich in deren 15; in alphabetischer Reihenfolge: Armenien, Aserbaidschan, Estland, Georgien, Kasachstan, Kirgisien, Lettland, Litauen, Moldawien, Russland, Tadschikistan, Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan und Weissrussland.

Gleich wie Transnistrien streben sechs weitere Gebiete nach Autonomie: Abchasien, Bergkarabach, Gagausien, Krim, Südossetien und Tschetschenien.

Vor dem Zerfall der Sowjetunion litten Christen schwer unter den Händen der Genossen. Unter Wladimir Lenin erfolgten Massenhinrichtungen von orthodoxen Priestern und Josef Stalin verlegte Tausende Priester in Arbeitslager. Jurij Semenjuk und seine Gemeinde zeigen, dass die Verfolgung nicht das letzte Wort hat.

Zum Thema:
Wachsende Christenverfolgung: Druck in Russland und besetzten Gebieten 
Unbekanntes Moldau: Hoffnung für das Land am Rand 
Unterschied in Osteuropa möglich: Wie «Wir Kinder von Moldawien» ganze Dörfer belebt
 

Autor: George Thomas/Daniel Gerber
Quelle: CBN/ergänzte Übersetzung: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung