Baden-Württemberg: 849 Straftaten gegen Kirchen in 2024
Neben Dorfkapellen, Stadtkirchen und Klöstern waren auch Pfarrhäuser und Kirchenverwaltungen betroffen. Was die reinen Zahlen anbetrifft, ist die Zahl der Fälle in Kirchen leicht zurückgegangen und hat den niedrigsten Stand seit fünf Jahren erreicht. Der geschätzte finanzielle Schaden beläuft sich auf rund 275'000 Euro. Darüber hinaus konnte in etwas mehr als einem Viertel der Fälle ein Verdächtiger identifiziert werden.
Gleichzeitig stiegen die Straftaten in Kapellen im Vergleich zum Vorjahr um rund 26 Prozent, wobei jeder sechste Fall aufgeklärt werden konnte.
Die Zahl der gemeldeten Fälle in Gemeindezentren, Aussenanlagen und Verwaltungsämtern ging 2024 ebenfalls leicht auf 189 zurück, aber die Schadenssumme stieg auf rund 853'000 Euro, was 20-mal mehr ist als im Vorjahr. Damit beträgt die Schadensumme insgesamt über eine Million Euro.
Diese Zahlen stammen aus der Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der FDP-Fraktion, die trotz der Schäden darauf hinwies, dass die Lage «insgesamt stabil» sei, da «keine Anzeichen für einen allgemeinen Verlust des gesellschaftlichen Respekts vor religiösen Symbolen und Kulturgütern im Land zu erkennen sind». Tim Kern, kirchlicher Sprecher der FDP, wies trotzdem darauf hin, dass «Kirchen für viele Menschen nicht nur heilige Stätten, sondern Orte des Schutzes, des Friedens, des Trostes und der Gemeinschaft» seien. «Vandalismus in Kirchen ist daher ein doppeltes Sakrileg».
Evangelische und Katholiken
Der leitende Kirchenrat Christian Schuler bestätigte, dass die Evangelische Landeskirche in Württemberg weniger Meldungen aus ihren Gemeinden erhalten habe, da «Kirchen, die regelmässig geöffnet sind, in der Regel mit Personal besetzt sind, das sie beaufsichtigt, und alle Kirchen verschlossen sind, wenn keine Veranstaltungen stattfinden».
Ein Sprecher der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz warnte hingegen kürzlich: «Was eskaliert, ist die Qualität des Kirchenvandalismus. Alle Tabus sind inzwischen gebrochen.» Für Michael Hertl, Sprecher der Erzdiözese Freiburg, «sind Kirchen heilige Orte, und Einbrecher sind sich oft nicht bewusst, welche spirituellen Auswirkungen ihre Taten haben. Kirchen sollten offene Orte sein und bleiben. Wenn sie sich nun entschliessen, tagsüber zu schliessen oder sich zu sichern, schafft dies Barrieren, die schädlich sein können.»
Sicherheitsmassnahmen
Als Reaktion auf Diebstahl und Vandalismus setzen viele Kirchen in Baden-Württemberg nun auf technische Hilfsmittel zur Verbesserung der Sicherheit und arbeiten eng mit den Behörden zusammen. In besonders gefährdeten Kirchen wurden sichere Aufbewahrungsmöglichkeiten für Wertgegenstände eingerichtet, die «nicht nur den materiellen Schaden begrenzen, sondern auch die Atmosphäre der Kirchen als Orte der Andacht bewahren» sollen.
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