GAFCON verkündet neue «Globale anglikanische Gemeinschaft»
«Wir haben die anglikanische Gemeinschaft nicht verlassen. Wir SIND die anglikanische Gemeinschaft.» Mit einer Erklärung vom 16. Oktober hat GAFCON (Global Anglican Future Conference) nun den Bruch mit der bisherigen weltweiten anglikanischen Kirche vollzogen. Vor allem Kirchen aus dem globalen Süden sehen eine liberale Theologie, Frauen im Bischofsamt und die Liberalisierung der Sexualmoral als Irrweg. Die erstmalige Ernennung einer Frau, Sarah Mullally, als Erzbischöfin brachte nun das Fass zum Überlaufen.
«Ursprüngliche Struktur wiederhergestellt»
«GAFCON hat die Anglikanische Gemeinschaft neu geordnet, indem es ihre ursprüngliche Struktur als Gemeinschaft autonomer Provinzen wiederhergestellt hat», heisst es in der Erklärung. Diese Gemeinschaft sei durch die anglikanischen Bekenntnisschriften («Formularies of Reformation») verbunden, wie sie auf der ersten Lambeth-Konferenz 1867 zum Ausdruck kamen. «Wir lehnen die sogenannten Instrumente der Gemeinschaft ab, nämlich den Erzbischof von Canterbury, die Lambeth-Konferenz, den Anglikanischen Konsultativrat (ACC) und die Primatenversammlung, die es versäumt haben, die Lehre und Disziplin der Anglikanischen Gemeinschaft aufrechtzuerhalten», heisst es in der Erklärung weiter.
Der Vorsitzende der GAFCON, Pfarrer Dr. Laurent Mbanda, Erzbischof und Primas der Anglikanischen Kirche von Ruanda und Verfasser der Erklärung, unterstreicht, dass «die Wiederherstellung unserer geliebten Gemeinschaft nun einzig und allein in den Händen der GAFCON liegt, und wir sind bereit, die Führung zu übernehmen».
Aus Gesprächsforum entwickelt
Die «Global Anglican Future Conference» (GAFCON) war zunächst ein Gesprächsforum anglikanischer Kirchen, die mit dem liberalen Kurs vor allem westlicher anglikanischer Kirchen nicht einverstanden sind. Vor allem anglikanische Provinzen Lateinamerikas, Afrikas und Asiens sind dort vertreten, aber auch europäische und nordamerikanische Anglikaner. Die erste Konferenz fand 2008 in Jerusalem statt und verabschiedete eine Bekenntnisschrift, das «Jerusalem Statement», in der das anglikanische liturgische Erbe sowie die hergebrachte Ämter- und Sexuallehre betont wird.
Insbesondere die Ordination von Frauen und die Öffnung gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen stiess auf Kritik der GAFCON. So protestierten sie scharf gegen die Ernennung einer lesbischen Bischöfin in Wales. Den früheren Erzbischof, Justin Welby, kritisierte GAFCON ebenfalls wegen seiner Haltung zu sexualethischen Fragen. 2023 hatte die Konferenz nach der Freigabe von Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare durch die Church of England erklärt, dass durch «wiederholte Abkehr vom Wort Gottes» das Gemeinschaftsgefüge zerrissen sei.
Organisatorisch und finanziell unabhängig
In der Erklärung vom 16. Oktober mit dem Titel «Die Zukunft ist da» wird den GAFCON-Mitgliedern empfohlen, nicht mehr mit denjenigen zusammenzuarbeiten, «die die revisionistische Agenda vertreten, die das irrtumslose Wort Gottes als letzte Autorität aufgegeben hat». Die Mitgliedskirchen sollten «jeden Hinweis auf die Gemeinschaft mit dem Stuhl von Canterbury und der Kirche von England» entfernen. Darüber hinaus sollen die Provinzen der neuen Globalen Anglikanischen Gemeinschaft «nicht an vom Erzbischof von Canterbury einberufenen Treffen teilnehmen und weder einen finanziellen Beitrag an die ACC leisten noch einen finanziellen Beitrag von ihr oder ihren Netzwerken erhalten».
Die nächste Konferenz des GAFCON wird vom 3. bis 6. März 2026 in Abuja, Nigeria, stattfinden.
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