11. Forum Glaube & Gesellschaft: ein Drittel Besucher aus Freikirchen

Das diesjährige Thema war «Resurrecting the Resurrection»
Mit über 650 Anmeldungen war das 11. und bisher grösste Forum Glaube & Gesellschaft ausverkauft. Das Thema «Die Auferweckung von Jesus Christus als Quelle der Erneuerung» wurde aus verschiedenen ökumenischen Perspektiven beleuchtet.

Das Forum Glaube & Gesellschaft ist mehr als ein Kongress. Die Tage werden jeden Morgen, Mittag und Abend mit Gebetszeiten von Mitgliedern der Communauté de Taizé umrahmt. Aussergewöhnlich war auch der Konferenzsaal: Aufgrund von Renovierungsarbeiten an der Aula Magna der Universität fand das Forum in der Kirche des Franziskanerklosters statt. «So viele Leute haben wir normalerweise nicht hier», so Bruder Daniele Brocca, der Guardian des Klosters. Urban Federer, Abt des Klosters Einsiedeln und Mitglied der Bischofskonferenz, freute sich über das Thema der Auferstehung: «Wo Menschen zerstören, kann Gott neu aufbauen. Es braucht die Sehnsucht der Menschen, dass etwas neu aufgebaut und entstehen kann.»

Die Auferstehung sprengt das Weltbild

«Die Auferstehung will nicht ins Weltbild passen. Die Auferstehung des Fleisches passt weder in die Antike noch ins heutige Weltbild», sagte Oliver Dürr, Direktor des gastgebenden Zentrums Glaube und Gesellschaft der Universität Fribourg: «Nicht alles, was nicht mehr zeitgemäss ist, ist einfach falsch. Die Auferstehung stellt unser Selbstverständnis infrage. Die eigentliche Kränkung der Menschheit: Wir sitzen nicht auf dem Thron der Wirklichkeit. Wir haben es letztlich nicht im Griff. Gott, der die Welt erschaffen hat, kann auch heute etwas Neues schaffen.»

Theologische Höhenflüge

Einer der vielen Höhepunkte des 11. Forums waren die akademischen Vorträge von N. T. Wright. Der ehemalige anglikanische Bischof gilt als einer der prominentesten europäischen Bibelwissenschaftler und Theologen der Gegenwart. Seine theologische Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass es ihm gelingt, Forschungsergebnisse zu einer grossen theologischen Synthese zu verbinden. Aus verschiedenen Perspektiven zeigte er auf, wieso die Auferstehung zentral und wieso gerade diese Geschichte so einzigartig ist: «Widerstandsbewegungen haben immer von Revolutionären gelebt. Wenn die Führungsfigur starb, war es häufig zu Ende. Das ist bei Jesus anders.»

Für Wright ist die Auferstehung ein Vorgeschmack der endgültigen Erneuerung der gesamten Welt – und ein Zeichen der Liebe Gottes. Die Vorstellung, dass Gott den Menschen liebt, war zu der damaligen Zeit überhaupt nicht selbstverständlich: «Die Idee des liebenden Gottes war in der heidnischen Welt praktisch unbekannt. Auch die Juden erwarteten Jesus nicht als Messias der Liebe. Die Auferstehung ist der Sieg der göttlichen Liebe.» Für Wright ist klar: Diese Auferstehung muss etwas mit unserem Körper zu tun haben. Weil Jesus leiblich auferstanden ist, wissen wir, dass Gott Ja sagt zu seiner Schöpfung.

Auch Joachim Negel, Professor für Fundamentaltheologie in Fribourg, unterstrich die Bedeutung der leiblichen Dimension der Auferstehung: «Wenn es eine Identität jenseits des Todes gibt, braucht es ein Auferstehungserlebnis. Der Leib ist das Medium unserer Seele. Der Leib ist der Beweis unserer Geschichtlichkeit.»

Neben den akademischen Vorträgen wurde das Thema auch aus künstlerischer Perspektive aufgegriffen. So führte die Schriftstellerin Esther Maria Magnis den Zuhörerinnen und Zuhörer mit ihrer Lesung auf poetische Weise die Radikalität der Auferstehung vor Augen: «Das Erschreckende an der Auferstehung ist, dass sie ernst gemeint ist.» Deshalb geht sie auch jeden Menschen ganz konkret und wirklich an: «Man wirft sich ernsthaft aus abstrakten und gelehrten Höhen, in denen man sich spirituell wunderbar selbst verwirklichen könnte, um sich an den haarigen Knöcheln eines Mannes festzuhalten, der von den Toten auferstanden ist.»

Ökumenische Weite

Am Forum Glaube & Gesellschaft werden theologische Fragen aus verschiedenen ökumenischen Perspektiven beleuchtet. «Die ökumenische Breite freut mich besonders. Christus ist auferstanden. Daher sind wir nicht Totgeweihte, sondern dem Leben Geweihte», sagte Pfarrer Florian Schubert vom EKS-Rat, der Exekutive der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz.

Diese ökumenische Ausrichtung wurde von der Konfessionszugehörigkeit der Teilnehmenden bestätigt. Neben den vielen Teilnehmenden aus den etablierten Grosskirchen, stammten an diesem Forum auch ein Drittel der Teilnehmenden aus Freikirchen. Konsequenterweise gehörte deshalb zum ersten Mal auch der Dachverband Freikirchen.ch nebst der bisherigen Bischofskonferenz und der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) zum offiziellen Patronatskomitee. «Wir möchten hier lernen und unseren Beitrag einbringen. Hier wird ein spannender ökumenischer Dialog und konstruktive Theologie betrieben», erklärt Thomas Eggenberg, Vorstandsmitglied im Dachverband Freikirchen.ch. Wie verschiedene Teilnehmer aus Freikirchen berichteten, wollten sie hier eine Sprache für die Gesellschaft finden, aus der Quelle anderer kirchlicher Traditionen schöpfen und die Tage als konkrete Weiterbildung nutzen.

Zum Thema:
Sind Wunder möglich?: «Die Auferstehung ist nicht tot» 
10. Forum Glaube & Gesellschaft: Lösungsvorschläge für die Gesellschaft 
Wer weiss?: Jesus und die Auferstehung

Quelle: Forum Glaube und Gesellschaft

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