Kolumbien: Acht christliche Mitarbeiter im Massengrab gefunden
Bei den Opfern handelte es sich um Mitglieder der evangelischen Netzwerke «Alianza de Colombia» und «Cuadrangular», die im April in Calamar von Dissidenten der FARC entführt wurden (Livenet berichtete). Der Fundort der Leichen in der Region Guaviare im Zentrum Kolumbiens liegt in einem Gebiet, das von einer Splittergruppe der ehemaligen Farc-Guerilla unter Iván Mordisco kontrolliert wird. Nach Angaben der kolumbianischen Generalstaatsanwaltschaft handelt es sich bei dieser Gruppe um die Verantwortlichen für dieses Verbrechen. Den Getöteten seien Verbindungen zu der noch aktiven ELN-Guerilla nachgesagt worden, wofür es aber keine Beweise gebe.
Grösstes Massaker in diesem Jahr
Die Namen der Ermordeten sind: James Caicedo, Óscar García, Máryuri Hernández, Maribel Silva, Isaid Gómez, Carlos Valero, Nixon Peñaloza und Jesús Valero. Die Vereinigung der Evangelikalen in Kolumbien (CEDECOL) hat ihre «tiefe Bestürzung, Empörung und Ablehnung über die abscheuliche Ermordung von acht christlichen Leitern» zum Ausdruck gebracht.
Laut Friedensforschungsinstitut Indepaz handelt es sich um das grösste Massaker in diesem Jahr in Kolumbien. Bis Ende Mai wurden den Angaben zufolge bereits 67 christliche und soziale Leiter und Mitarbeiter in Konfliktgebieten ermordet.
Christen stören im Drogenhandel
Der kolumbianische Präsdient Gustavo Petro hatte bei Amtsantritt im Jahr 2022 versprochen, Verhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen des Landes aufzunehmen, um einen umfassenden Frieden zu erreichen. Vereinbarte Waffenruhen wurden allerdings wiederholt gebrochen. Die Farc-Dissidenten um Iván Mordisco haben Friedensverhandlungen mit der Regierung bislang verweigert. Zahlreiche Splittergruppen der ehemaligen Farc-Guerilla, der noch aktiven marxistischen ELN und Paramilitärs kämpfen um die Vorherrschaft im Drogenhandel.
«Guerillagruppen, die in der Regel mit Drogenbanden verbunden sind, haben an Macht gewonnen und kontrollieren mehr Gebiete», erklärt Open Doors in seinem Jahresbericht über Kolumbien. Open Doors warnt, dass «diese Gruppen oft Christen angreifen, vor allem wenn sie glauben, dass sie gegen die Geschäfte der Kartelle und Banden sind». Protestantische Christen meiden beispielsweise Korruption und bauen Drogen-Reha-Zentren, was den Guerilla und kriminellen Banden ein Dorn im Auge ist. Aus diesem Grund sind «christliche Leiter besonders gefährdet: Sie werden als Bedrohung angesehen, weil sie in der Lage sind, junge Menschen zu beeinflussen, die von den Banden rekrutiert werden und einen grossen Teil der Guerillagruppen ausmachen».
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