Was wir von Wesley Huff lernen können

Wesley Huff
Ein frommer Bibellehrer wird von einem der grössten säkularen Podcaster der Welt eingeladen und darf vor Millionen Zuhörern erklären, warum die Bibel vertrauenswürdig ist. Unwahrscheinlich? Das dachte auch Wesley Huff. Doch erlebte er genau das.

Der in Toronto, Kanada wohnhafte Wesley Huff ist angehender Doktor der Theologie im Bereich der historischen Überlieferung der Bibel. Er arbeitet als Dozent und Sprecher und produziert nebenbei Inhalte für YouTube und anderen sozialen Plattformen, wo er Statements zu verschiedenen Themen aus konservativ-biblischer Perspektive veröffentlicht – bislang völlig unbeachtet von der Öffentlichkeit. Noch am 30. November 2024 hatte sein Kanal lediglich 16‘800 Abonnenten. Aktuell sind es 594'000 Abonnenten. Was ist passiert?

Der erste Funke war eine Debatte mit Billy Carson, einem stark von New Age geprägten Autor und Podcaster, der in sozialen Medien und Büchern seine esoterischen und pseudowissenschaftlichen Behauptungen verbreitet und sich damit eine grössere Fangemeinde aufgebaut hat. Carson greift auch das traditionelle Christentum an mit oft historisch nicht haltbaren Quellen. So behauptet er beispielsweise, dass es eine Sinai-Bibel gäbe, in der Jesus nicht gekreuzigt wurde oder dass Jesus aufgrund des Berichts des Barnabasevangeliums verheiratet war.

Auf einige solche Behauptungen ging Wes Huff in Videos auf seinem Kanal ein und widerlegte sie mit sachlich-historischen Argumenten. Dies zog die Aufmerksamkeit von Mark Minard auf sich, einem anderen YouTuber, der als (inzwischen ehemaliger) Freund Billy Carsons und Christ einen sachlichen Austausch mit Carson über dessen Behauptungen suchte.

Eine folgenschwere Debatte

Minard organisierte eine Debatte zwischen Carson und Huff, die am 18. Oktober 2024 stattfand und trotz nachfolgendem Widerstand Carsons am 9. Dezember 2025 veröffentlicht wurde. Schnell wurde klar, warum sich Billy Carson so vehement gegen die Veröffentlichung wehrte: Theologisch und historisch fundiert, sachlich, respektvoll und dennoch klar entlarvte Huff die diversen Verschwörungstheorien und pseudowissenschaftlichen Behauptungen von Carson als unfundiert. So handle es sich beispielsweise bei der angeblichen Sinai-Bibel um die bekannte Bibelabschrift Codex Sinaiticus, in dessen Text die Kreuzigung klar belegt ist, was Huff ebenso belegen konnte, wie dass das von Carson zitierte Barnabasevangelium eine Fälschung aus dem Mittelalter ist.

Entgegen Carsons Absichten sorgte sein Widerstand gegen die Veröffentlichung für umso mehr Aufmerksamkeit. Und wer die Kommentare unter der Debatte liest – die inzwischen über drei Millionen Abrufe hat –, merkt, dass sie offensichtlich manchem Anhänger Carsons die Augen geöffnet hat.

Auf der grossen Bühne

Die Debatte erregte Aufsehen in der englischsprachigen YouTube-Welt. So viel, dass Joe Rogan darauf aufmerksam wurde. Mit «The Joe Rogan Experience» betreibt er einen der meistgehörten Podcasts der Welt mit fast 20 Millionen Abonnementen bei YouTube, bei dem immer wieder auch höchste Hollywood- und sonstige Prominenz zu Gast ist. So traten in letzter Zeit u.a. Donald Trump, Mel Gibson oder Mark Zuckerberg zu den jeweils rund zwei- bis dreistündigen Gesprächen an – und eben auch Wesley Huff.

Selten erhält eine Person, die öffentlich so klar für die Glaubwürdigkeit der Bibel und des christlichen Glaubens einsteht, eine so grosse Bühne. Über 6,8 Millionen Aufrufe hat der Austausch zwischen Rogan und Huff inzwischen – es ist die Folge mit den vierthöchsten Abrufzahlen in diesem Jahr (nur die Folgen mit Elon Musk, Mark Zuckerberg und Mel Gibson hatten mehr Aufrufe).

Noch erstaunlicher ist der Inhalt des Gesprächs, in dem es um die Überlieferung der Bibel, antike Kulturen, Geschichte, Physik und Metaphysik und vieles mehr ging. Und ganz natürlich verkündete Huff dabei vor dem Millionenpublikum das Evangelium von Jesus.

Noch mehr als die Debatte mit Carson schlug dieser Podcast enorme Wellen. Bibelkritiker und Atheisten stürzten sich auf einzelne Aussagen, die in ihren Augen falsch oder ungenau waren, worauf andere Bibelforscher wiederum Huffs Aussagen verteidigten und untermauerten. Auch Huff selbst korrigierte einige Details seiner Aussagen, hatte aber darüber hinaus diverse Folgeauftritte bei anderen Kanälen. Auch hier zeigen die Kommentare, dass so mancher YouTube-Zuschauer dadurch zum ersten Mal oder ganz neu mit einem demütig vorgetragenen, intellektuell gefütterten Evangelium berührt worden sind.

Ein Lehrstück für jeden Christ

Es ist erstaunlich zu sehen, wie Gott aktuell auf der Videoplattform YouTube am Wirken ist. Gleichzeitig sehen wir hier ein Lehrstück, aus dem jeder Christ Entscheidendes für sein eigenes Leben lernen kann. Denn hier zeigt sich: Gott hat die Fäden in der Hand. Niemals hätte Wes Huff ein solches Drehbuch planen können. Er erfüllte seine Aufgabe dort, wo Gott in hingestellt hatte, und war dann bereit, als Gott die Gelegenheiten entsprechend orchestrierte und ihm den Durchbruch schenkte. Dieses Grundprinzip gilt für jeden Christen. Gott braucht nicht meine Sichtbarkeit, sondern er will meine Treue. Was daraus wachsen kann, liegt allein in seiner Hand.

Weiter zeigt sich: Gute Theologie braucht sich nicht zu verstecken. Es gibt gute, auch intellektuelle Gründe für die Verlässlichkeit der Bibel und des christlichen Glaubens und gut verständliche Theologie kann in einer zunehmend unsicheren Kultur auch auf das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit stossen. Gleichzeitig muss ein solches öffentliches Bekenntnis erst recht im Social Media-Zeitalter auf Widerstand stossen. Dass andere YouTuber mit Kritik-Videos auf den Trend aufspringen, gehört ebenso zum Spiel, wie die teilweise äusserst scharfen und manchmal auch unanständigen Kommentare. Das soll aber den Blick nicht vernebeln für die positiven Kommentare, die zeigen, wie die Botschaft Früchte trägt. Umso mehr benötigen Christen, die sich öffentlich exponieren, die Unterstützung im Gebet durch ihre Mitchristen.

Vielleicht das Wichtigste ist aber, wie Wes Huffs Verhalten zeigt, welchen gewaltigen Unterschied die Art der Kommunikation macht. Als Carson absurde Behauptungen machte, blieb er ruhig, sachlich, argumentativ präzise und vor allem freundlich und respektvoll. Zu keinem Zeitpunkt versuchte er, seine klare Überlegenheit auszunutzen. Das überzeugte mindestens so sehr wie seine inhaltlichen Argumente. Auch im Podcast mit Joe Rogan hatte Huff kein Problem, zu sagen, wenn er Dinge nicht wusste. Er versuchte auch nicht krampfhaft, die Botschaft von Jesus ins Gespräch zu drücken, sondern wartete geduldig bis ganz zum Ende, als der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war.

Botschaft und Verhalten

Christliche Kommentatoren haben seinen Auftritt zurecht als Meisterstück bezeichnet. Nein, es braucht keine Perfektion. Wes Huff hat selber gewisse Aussagen im Nachhinein korrigiert. Aber das mindert das klare Zeugnis nicht. Und es mindert nicht den Effekt, den ein freundliches, demütiges Zeugnis erzielt. Der Engländer John Lennox sagte es einmal so: «Ich glaube wirklich, die Welt schaut genauso sehr auf das Verhalten, wie sie auf den Inhalt schaut.»

Gute Theologie, die gut repräsentiert wird, findet offene Türen. Und diese Ermutigung gilt für jeden von uns. Es lohnt sich darum, sich beides anzueignen: gute Theologie und ein demütiges, freundliches Herz, das diese Theologie vermitteln kann.

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Quelle: Livenet / Netzwerk Bibel und Bekenntnis Schweiz

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