Evangelikaler Pastor und Familie in Syrien ermordet
Pastor Khalid Mezher, Leiter der evangelischen Kirche «Guter Hirte» in as-Suweida, war zusammen mit seiner Familie vor einigen Jahren vom drusischen Glauben zum Christentum konvertiert. Er war in der Region weithin bekannt für seine Arbeit und blieb trotz wachsender Spannungen und Gewaltandrohungen in Suweida. Mezher und seine Familie wurden während der anhaltenden bewaffneten Auseinandersetzungen in der Region zwischen beduinischen Kämpfern und drusischen Milizen getötet, die in der vergangenen Woche mehr als 250 Menschenleben gefordert haben.
Kirche zerstreut
Die Evangelische Kirche zum Guten Hirten war eine der wenigen christlichen Gemeinden in der mehrheitlich drusischen Region. Mezher war laut Syriac Press für sein Engagement im Dienste seiner Stadt und seiner Gemeinde bekannt. Seine Ermordung, zusammen mit seiner gesamten Familie, hat seine Gemeinde erschüttert und internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das Massaker wurde von christlichen Führern und religiösen Organisationen in der Region scharf verurteilt. Ein arabischer Pastor schrieb an seine Unterstützer, dass die Kirche in Suweida nun «zerstreut» sei und viele Mitglieder vermisst würden, wie All Arab News berichtet. In dem Brief hiess es, Pastor Mezher sei «wegen seines Glaubens» getötet worden, ebenso wie Mitglieder seiner Familie. Der Pastor fügte hinzu, dass die in der Region verbliebenen Christen «von Nahrung, Wasser, Strom, Internet und der Hoffnung auf Sicherheit abgeschnitten» seien.
In einem Aufruf der syrisch-orthodoxen Kirche vom Sonntag wurden die Vereinten Nationen und die internationalen Organisationen aufgefordert, schnell zu handeln, um das zu beenden, was sie als «terroristische Massaker» bezeichnete. Die Kirche rief zum weltweiten Gebet auf und beschrieb die Krise als katastrophal, mit weit verbreiteten Vertreibungen und steigenden Opferzahlen. In der Erklärung wurde auch betont, dass Suweida trotz der angekündigten Waffenruhe weiterhin stark bombardiert werde.
Seit langem bedroht
Die christlichen Gemeinden in Suweida und anderswo in Syrien sind seit langem von extremistischen Gruppen bedroht. Jüngste Berichte deuten darauf hin, dass ausser den bewaffneten Beduinen sowohl ISIS-Kämpfer als auch syrische Regimetruppen an den jüngsten Massentötungen beteiligt sein könnten.
Auslöser der Gefechte rund um Suweida war Berichten von Beobachtern zufolge ein Raubüberfall auf einen drusischen Gemüsehändler – daraufhin sollen Drusen Angehörige der Beduinenstämme entführt haben. Seit dem Sturz Assads im Dezember des vergangenen Jahres ist es in Syrien zu mehreren Wellen religiös angestachelter Gewalt gekommen. Im Frühjahr wurden bei Massakern an Alawiten mehr als 1700 Menschen getötet, im Mai starben mindestens 100 Menschen bei Auseinandersetzungen zwischen islamistischen Gruppierungen und Drusen.
Vor drei Wochen tötete ein Selbstmordattentäter 25 Christen in einer Kirche in Damaskus. In allen Fällen gab es Kritik an der Regierung von Präsident al-Sharaa: Sie tue nicht genug, um die Minderheiten in Syrien zu schützen. Auch wurde der Vorwurf erhoben, die regierenden Islamisten würden bewaffnete Gruppen bei Gewalttaten unterstützen.
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