Tierisch gut, diese Kinderbibel

Buchpräsentation auf der Buchmesse Frankfurt. Haakon Lie, der Illustrator, und Thomas S. Hansen, der Gestalter und kaufmännische Leiter des norwegischen Fennec Forlag
«Die Kinderbibel, in der alle Menschen Tiere sind.» Damit wirbt die Deutsche Bibelgesellschaft für ihre jüngste Produktion: eine Kinderbibel der anderen Art. Schon auf dem Cover jubelt ein fröhliches Nilpferd als Mose über den Auszug aus Ägypten.

Auf der Frankfurter Buchmesse wurden gerade rund 78‘000 Neuerscheinungen präsentiert. Eine davon ist eine Kinderbibel, die es in sich hat. Unter dem Label «Der Löwe von Juda» hat die Deutsche Bibelgesellschaft den ersten Band einer Kinderbibel herausgegeben, in der alle Menschen Tiere sind. Schon vom Cover lacht einen Mose in Form eines Nilpferds an, Adam springt als Elefant freudestrahlend ins Wasser und Noah ist – natürlich – ein Biber. Haakon Lie (34) lacht, als er das erzählt. Der fröhliche Norweger hatte die Idee zu dieser ausgefallenen Kinderbibel.

Die Geschichte dahinter

Schon als Kind mochte Haakon Bibelgeschichten wie die aus dem Paradies oder von der Arche Noah – sie waren bunt, voller Leben und Tiere. Danach wurde die Bibel für ihn langweiliger. Es war, als ob alte Männer in grauen Gewändern gesagt hätten: «Von hier an übernehmen wir.» Jahre später – Haakon arbeitete inzwischen als Illustrator – war er immer noch von Tieren fasziniert. Er liebte Disneyfilme wie «Robin Hood», wo der Held ein schlauer Fuchs war, genauso wie die christlichen Narnia-Geschichten mit Aslan, dem Löwen. Und er fragte sich: Warum hat noch niemand die Bibelgeschichten mit Tieren erzählt? So begann er mit dem Zeichnen und Entwerfen der einzelnen Charaktere und stellte auch bereits Szenen zusammen. Er hatte weder einen Verlag noch bekam er Geld für diese Entwürfe.

2019 lernte er Thomas S. Hansen kennen, einen Marketing-Manager und Grafikdesigner. Zusammen gründeten sie den Fennec Forlag und arbeiteten über fünf Jahre am Konzept und den Geschichten der Kinderbibel. «Hätte ich gewusst, welcher Berg uns erwartete, hätte ich mich niemals getraut, ihn zu besteigen. Heute bin ich Gott dankbar für diese Gnade der Unwissenheit und für seine Führung», erklärt Haakon heute. 2024 war der erste Band fertig und sie stellten ihn in ihrer Kirchgemeinde der Öffentlichkeit vor – viele kamen und waren begeistert. Im Buchhandel verkaufte sich die Bibel so gut, dass sie zum bestverkauften christlichen Buch Norwegens wurde. Haakons Wohnung war das Versandzentrum und als sie die Bibel kurz nach dem Erscheinen bereits nachdrucken mussten, wurde Thomas’ Wohnzimmer zum Lager. «Ich vermisse unsere allmorgendlichen Fahrten zur Post», lacht Thomas. «Jedenfalls beinahe.»

In dieser Zeit entstand der Kontakt nach Deutschland. Christoph Rösel, Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft, machte nämlich seinen Sommerurlaub in Norwegen. Beim Besuch einer Buchhandlung entdeckte er eine der ersten ausgelieferten Kinderbibeln mit Mose als Nilpferd auf dem Cover. «Genial», dachte er und fotografierte sie für den Programmleiter Michael Jahnke. Der war ebenfalls begeistert und beide wussten: So etwas gibt es in Deutschland noch nicht. Diese Bibel wollen wir «machen». Rösel gibt zu: «Zu Beginn dachte ich nicht, dass irgendjemand Schwierigkeiten haben könnte mit dem Konzept von Tieren, die die Bibelpersonen verkörpern.» Das gab und gibt es natürlich. Thomas S. Hansen erzählt aus Norwegen: «Es gibt diejenigen, die die Bibel lesen, und die sind in der Regel begeistert. Und es gibt einige kritische Stimmen. Die stammen in der Regel von denen, die sie nicht gelesen haben. Zum Glück überwiegen die Begeisterten.»

Ein biblisches Konzept

Buchcover Löwe von Juda

Tatsächlich ist die Idee, Menschen durch Tiere zu verkörpern, nicht nur den Disney-Filmen geschuldet. Haakon Lie hat sich in die Charaktere der Bibel und ihre Namensbedeutungen vertieft. Einige biblische Namen verweisen direkt auf Tiere und assoziieren damit bestimmte Eigenschaften: Deborah ist die Biene und beschreibt den Fleiss der Richterin, Jona bedeutet Taube, Lea heisst Kuh und Kaleb ist der Hund – nicht als Schimpfwort, sondern in seiner Treue. Wenn Mose als ägyptischer Prinz, der aus dem Nil gezogen wurde, als Nilpferd dargestellt wird, liegt das ebenfalls nahe. Zu Beginn wollte Haakon ihn zwar als Ameise darstellen, doch das passte irgendwie nicht.

Die Tierdarstellung reduziert die Charaktere auf einzelne ihrer Eigenschaften, doch sie macht sie nicht nur für Kinder greifbarer und verständlich. Fantasievoll, fröhlich und bunt erzählen sie so Gottes Geschichte mit den Menschen auf eine Art und Weise, die begeistert. Auch die düstere Seite der Bibelerzählungen bekommt durch sie ein besonderes Gepräge, wenn der ägyptische Pharao als bissiges Krokodil gezeigt wird und Riesen als ausgestorbene Dinosaurier. Jesus kommt im ersten Band der Kinderbibel noch nicht vor, aber er wird so erscheinen, wie ihn das Wort Gottes vorstellt: als Löwe und Lamm, stark und sanft zugleich. Deshalb hat die gesamte Kinderbibelreihe auch den Titel «Der Löwe von Juda» erhalten.

Kinder erreichen

Auf der Buchmesse erzählt Haakon Lie von seinem grossen Wunsch, dass viele Kinder sich durch seine Bibel von Gott und seiner Geschichte mit uns Menschen begeistern lassen. Dabei denkt er zunächst einmal an seine eigenen frühen Erfahrungen mit dem manchmal sperrigen Buch. Als Programmleiter der Deutschen Bibelgesellschaft ist Michael Jahnke überzeugt: «Kinder brauchen Bilder, die sie emotional erreichen und intellektuell herausfordern.» Die neue Kinderbibel soll durch ihre liebevollen Zeichnungen und verständlichen Erzählungen Brücken in die Lebenswelt der Kinder bauen. Die Tiere ermöglichen es dabei Kindern unterschiedlichster Kulturen, sich mit den Bibelcharakteren zu identifizieren. Auch wenn die Darstellung erst einmal fremd erscheint, passt beim Betrachten plötzlich vieles zusammen. Man muss noch nicht einmal nachlesen, dass der alttestamentliche Josef tatsächlich mit einem Stier verglichen wird – das Bild stimmt auch so. Im Laufe der Erzählung verliert man allerdings das Tier aus dem Blick, denn dann geht es eher um die Handlung und den Charakter der beschriebenen Person.

Haakon Lies Lieblingsfigur in der Bibel ist Simson. Den Richter im Alten Testament hat er als Honigdachs gezeichnet. Der hat nicht nur Simsons Vorliebe für Honig mit ihm gemeinsam, sondern auch seinen unfassbaren Mut und seinen Kampfgeist. Der grösste Wunsch des Illustrators für sein Bibelprojekt – auch in der deutschen Übersetzung – ist, dass die Bibelgeschichten alle Altersgruppen fesseln. «Ich möchte, dass die Leserinnen und Leser entdecken, dass Jesus der grösste Held aller Zeiten ist.»

Zum Buch:
Haakon Lie: Die Reise ins versprochene Land. Band 1 der illustrierten Kinderbibel «Der Löwe von Juda»

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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