Busse für «illegale missionarische Aktivität»

Baptistengemeinde
In den ostukrainischen Gebieten Luhansk und Donezk (dem «Donbass») hat die russische Polizei in diesem Jahr wiederholt Razzien in Baptistengemeinden durchgeführt und Pastoren zum Teil hohe Bussen auferlegt.

Der Rat der Baptistengemeinden lässt sich in den Ländern, wo er aktiv ist, bewusst nicht offiziell registrieren und weigert sich, die Behörden über die Aktivitäten der Gemeinden zu informieren. Darum werden ihre Versammlungen als illegal betrachtet, und die Gemeinden werden immer wieder Opfer von Razzien und Bussen, wie «Evangelical Focus», gestützt auf die norwegische Menschenrechtsgruppe Forum 18, berichtet.

«Waffen in der Gemeinde»

Polizei verhört Mitglieder der Baptistengemeinde in Krasnodon, vom 8. Juni 2025

Am 8. Juni führte die Polizei eine Razzia in der Baptistengemeinde in Krasnodon in der russisch besetzten Region Luhansk durch, als diese gerade das Pfingstfest feierte. Eine weitere Razzia in einer Baptistengemeinde in Swerdlowsk, ebenfalls in der Region Luhansk, fand am 10. August während des Sonntagmorgen-Gottesdienstes statt. Die Anwesenden wurden dabei gefilmt. Nach dem Gottesdienst durchsuchten die Beamten das Haus, in dem sich die Gemeinde trifft. Sie teilten den Gemeindemitgliedern mit, dass sie «über einen gerichtlich genehmigten Durchsuchungsbefehl verfügten, da die Beamten vermuteten, dass die Kirche Waffen besitze». Die einzigen «Waffen», die sie fanden und fotografierten, waren Bibeln, religiöse Schriften und Bücher.

Darum registrieren sich Gemeinden nicht

Der Pastor der Gemeinde, Wladimir Rytikow, wurde der «ungesetzlichen Missionstätigkeit» für schuldig befunden und am 14. Juli zu einer Geldstrafe von 45'000 russischen Rubeln verurteilt, was mehr als einem durchschnittlichen Monatslohn in der Region entspricht. Pastor Rytikov legte erfolglos Berufung gegen das Urteil ein. Mehr als 50 Gemeindemitglieder unterstützten ihn bei der Berufungsverhandlung am obersten Gericht von Luhansk.

Die Anschuldigungen bezogen sich hauptsächlich auf die Weigerung, sich zu registrieren. «Ich habe erklärt, dass wir uns aus einer Reihe von Gründen nicht registrieren lassen. Einer der Gründe ist die Pflicht des Pastors, den Behörden über das Leben der Kirchenmitglieder und den Dienst in der Kirche zu berichten, und das wäre Verrat», betonte Rytikov nach der Berufungsverhandlung.

Allerdings schützt selbst eine Registrierung nicht vor den Schikanen der Behörden. In derselben Region wurden im Juni zwei protestantische Kirchen mit russischer Registrierung bestraft, weil sie weder auf ihrem Gebäude noch auf ihren Schriften ihren vollen, offiziellen Namen angegeben hatten. Ein Gericht in Donezk hatte zuvor eine örtliche jüdische und eine römisch-katholische Gemeinde wegen der gleichen Vorwürfe bestraft.

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Evangelical Focus/Forum 18/Ergänzte Übersetzung von Livenet

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