Würdigung der unsichtbaren Helden
Wir möchten einmal auf ein bedeutungsvolles Leben zurückblicken können. Die Vorstellungen, was unserem Leben Bedeutung verleiht, mögen unterschiedlich sein, nicht selten werden jedoch die falschen Prioritäten gesetzt – dies zumindest lassen uns die «Aha-Momente» bei Beerdigungen ahnen.
Berühmt sein oder bedeutend?
Gerade durch die Medien wird ständig suggeriert, das Leben sei erst dann bedeutend, wenn wir erfolgreich oder berühmt sind. Showbusiness und Spitzensport scheinen dies zu bestätigen oder wir blicken auf einflussreiche Politiker oder Unternehmer und denken: Diese Leute sind wichtig.
In der Kirchenlandschaft läuft es oft ähnlich: Berühmte Persönlichkeiten scheinen zu verkünden: Willst du Bedeutung erlangen, muss du grösser, besser und vor allem sichtbar sein. Influencer werden bewundert, weil sie Millionen von Menschen erreichen, egal welchen Wert ihr Beitrag für jemanden hat. Doch wer wird an deren Beerdigung sein? Sind es Menschen, deren Leben durch die verstorbene Person bereichert worden ist? Oder wird es vielleicht eher darum gehen, im Zusammenhang mit der Person gesehen zu werden und sich ein letztes Mal im Ruhm des Stars zu sonnen?
Die unsichtbaren grossen Helden
Was löst denn im Blick auf eine verstorbene Person ein «Wow» aus? So unterschiedlich Menschen und deren Einflussbereich auch sind, gibt es darauf eigentlich nur eine Antwort: Liebe! Frauen und Männer mit einem Herz für ihre Mitmenschen hinterlassen in denselben tiefe Spuren. Wenn die Gesellschaft von Egoismus, Geltungsdrang und Ambitionen getrieben ist, bilden Leute, die zum Wohl anderer zurückstehen, einen starken Kontrast. Menschen, die sich mehr fürs Ergehen anderer interessieren, als sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, haben starke Wirkung. Dabei verwundert es jedoch nicht, dass sie selbst oft übersehen werden. Schade, dass auf manche erst bei ihrer Beerdigung der Scheinwerfer gerichtet wird! Andere werden schon zu Lebzeiten als anteilnehmende oder ermutigende Personen wahrgenommen. Letztlich können sie aber alle als die «unsichtbaren Helden» bezeichnet werden.
Die «unsichtbaren Helden»
Sie sind überall, auch wenn es viel zu wenige von ihnen gibt: Frauen und Männer, die oft übersehen, aber für ihr Umfeld eine enorme Bereicherung sind. Es sind Menschen, welche ihr Umfeld zum Guten beeinflussen – und dies oft selbst kaum wahrnehmen. Diese Helden drängeln sich nicht in den Vordergrund, auch wenn einige durchaus öffentlich wahrgenommen werden und angesehene Ämter bekleiden. Dabei scheinen ihnen ihre Mitmenschen aber stets wichtiger zu sein als ihr eigener Ruhm. Kurz gesagt: Die «unsichtbaren Helden» lieben. Für sie ist es wichtiger, dass es anderen gut geht, als dass sie selbst auf ihre Kosten kommen.
Menschen, die innerlich satt sind
Normalerweise reifen die unsichtbaren Helden ein Leben lang zu dem heran, was sie zuletzt sind. Gleichzeitig begann der Reifeprozess aber meist schon Jahrzehnte früher. Irgendwie scheinen sie ihren Geltungsdrang überwunden und ihren Wert ausserhalb ihrer selbst gefunden zu haben. Bei näherem Hinschauen wird klar, dass sie von Gottes Liebe erfasst worden sind und diese Liebe sie immer mehr bestimmte.
Oft wird gesagt, die Beziehung mit Gott sei das Wesentliche im Leben. Und oft wird auch betont, dass Menschen durch die Verbindung mit Jesus ihren wahren Lebenssinn finden. Zuweilen mögen solche Aussagen als fromme Floskeln daherkommen, doch spätestens am Grab der unsichtbaren Helden wird deren Wahrheitsgehalt unterstrichen.
Paradoxerweise wird das Leben von Menschen gerade dadurch bedeutsam, dass sie sich selbst weniger wichtig nehmen und sich stattdessen für andere Menschen hingeben. Wer die Worte von Jesus aus Matthäus Kapitel 16, Vers 25 versteht, scheint einen Schlüssel für ein bedeutendes Leben entdeckt zu haben: «Wer sein Leben um jeden Preis erhalten will, der wird es verlieren, aber wer sein Leben für mich einsetzt, der wird es für immer gewinnen.»
Zum Thema:
Flo Wüthrich erzählt seine Geschichte: «Danke für deinen Löwenmut, Grosi!»
In der Corona-Krise: Ein Dank an die vergessenen Helden