Zwei singende Diakone sind AHV-positiv

Markus Dolder und Roland Pöschl
Drei Dinge haben sie gemeinsam: Sie haben in der evangelisch-reformierten Kirche gedient, sind leidenschaftliche Sänger und nun sind sie AHV-positiv, also im Pensionsalter. Beide Männer haben aber nicht aufgehört, ihrer Leidenschaft nachzufolgen.

Markus Dolder zählt zum «Urgestein» der christlichen Liedermacherszene in der Schweiz. Nach einer Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker erwarb er eine Zweitausbildung als Erwachsenenbildner HF. 1981 gab er sein erstes Konzert vor grösserem Publikum, 1983 nahm er seine erste Langspielplatte auf, die auch sein bekanntes Lied «Was ich bruuche, gisch du mir» enthält. Sein Musikstil bewegt sich zwischen Pop, Balladen und Chanson. Ein Bildungsurlaub führte ihn 2012 nach Schottland zur Iona Community, was sein Interesse für Liturgie und Kontemplation verstärkte. Markus Dolders berührende berndeutsche Songs, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geschrieben sind, haben in vielen christlichen Gemeinden einen festen Platz im Repertoire gefunden. Sein kreatives Schaffen zeigt sich in seinen zwölf veröffentlichten Tonträgern, von denen er über 53’000 Exemplare verkauft hat. 

Über drei Jahrzehnte lang war Markus Dolder als ordinierter Sozialdiakon in der reformierten Kirchge tätig, zunächst 20 Jahre in Bümpliz und dann 17 Jahre in Oberwangen bei Köniz. Zuerst gehörten Jugendarbeit, Angebote für Familien und Kursarbeit zu seinen Aufgaben. In den letzten Jahren lag sein Schwerpunkt besonders auf den Bereichen Senioren, der Gruppe 55plus und mittleres Alter, Ökumene und Gemeindeleben. Der 65-jährige wurde im Frühling 2025 pensioniert und gibt weiterhin Konzerte. Markus Dolder ist verheiratet mit Ursula, und gemeinsam haben sie drei erwachsene Kinder. Sie wohnen in Liebefeld bei Bern.

«Theologie der Dankbarkeit»

Roland Pöschl war 36 Jahre lang Jugendarbeiter und wirkte dabei lange in Urdorf ZH und als Diakon in der evangelischen Kirche Sirnach TG. Seine Musik und sein Wesen lassen nicht erahnen, dass auch er selbst bereits im AHV-Alter angekommen ist. Passend zum Lied «Mit Gott über Muure springe» oder «Der Liebesbrief», der davon erzählt, dass sich Gott an dir freut und du ihm wertvoll bist. Als Komponist mag Roland Pöschl Humor, denn Lachen befreit. Heiterkeit schöpft er auch aus dem Glauben an Gott und seiner Schöpfung. Augenzwinkernd bemerkt er: «Wie kann Gott farb- und humorlos sein, wenn er Giraffen, Springmäuse, Stachelschweine und dazu den Menschen erschaffen hat? Das gibt zu denken und bringt die Fröhlichkeit in den Alltag.»

Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war die jährliche Kinderwoche in Sirnach, die von Diakon Roland Pöschl 14 Jahre mit vielen Freiwilligen geleitet wurde. Der Liedermacher komponierte jeweils ein passendes Lied zum Thema, wie das St. Galler Tagblatt berichtet. Mit seiner kräftigen Stimme und der farbenfrohen Musik kann er die Gäste begeistern. Nicht nur wenn er vom «Zauberstab» singt verzaubert er die Seelenstimmung und führt die Zuhörer in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. «Da fliesst auch viel Gottesglaube ein», sagt Roland Pöschl und betont seinen offenen Umgang damit. Eine regel­rechte Blütezeit hatte er Anfang bis Mitte 1990er-Jahre: Mit der Tour «Vitamin C» ergaben sich 30 Auftritte pro Jahr. Er veröffentlichte vier CDs und hat Songs zu vier ERF-Hörspielkassetten beigetragen. Ein Highlight war auch die Veröffentlichung des Liedes: »Du bisch willkomme, du ghörsch dezue« in den Liederbüchern »Lebensgrund« St. Gallen und »Rückenwind« Thurgau. Jetzt, im eigenen Pensionsalter, finde er Behagen darin, sich an Seniorinnen und Senioren zu richten. «Mit meiner Musik Freude und Hoffnung zu vermitteln», führt Roland Pöschl aus, «das mache ich aus einer Theologie der Dankbarkeit heraus.»

Dieser Beitrag erschien bei Dienstagsmail.

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Autor: Markus Baumgartner
Quelle: Dienstagsmail

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