Kinder vor Pornografie schützen
«liberty4you» ist eine Arbeit, die Sex- und Pornosüchtige in die Freiheit begleitet und ist auch dem Netzwerk «porno-frei.ch» angeschlossen, das von Livenet mitinitiiert wurde. Im Interview erklären die beiden erfahrenen Präventions-Berater Regula Lehmann und Rolf Rietmann, warum es nötig ist, Kinder vor Pornografie zu schützen und welche Auswirkungen der Konsum solcher Inahlte langfrisitg hat.
Livenet: Regula, im Team von «Porno-frei» engagierst du dich besonders für die Prävention in der
     Familie. Warum sollte in diesem Bereich besonders gut hingeschaut werden?
Regula Lehmann: Weil
     Vorbeugen besser ist als Heilen. Die Zahlen zum Pornokonsum von Kindern
     und Jugendlichen sind dramatisch und viele Eltern wägen ihre Kinder in
     falscher Sicherheit. Laut aktuellen Statistiken hat mehr als die Hälfte
     der 11- bis 13-jährigen bereits Pornografie gesehen
     und 21 Prozent der 14-17-jährigen Jungen konsumieren täglich Pornos.
     Weil ich weiss, wie zerstörerisch Pornografie sich auf die psychosoziale
     Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auswirkt, ist für mich klar, dass
     wir in eine wirksame Prävention investieren müssen. Kinder können das, was
     in pornografischen Filmen gezeigt wird, weder einordnen noch verarbeiten. Die
     Überreizung des Gehirns und die Mischung von Ekel und Lust, die
     Pornografie in Kindern hervorruft, fördert die Gefahr, dass Kinder und
     Teenager in eine Sucht abgleiten, aus der sie später nur mit grosser
     Anstrengung wieder austeigen können.
Auf der Beratungsplattform www.porno-frei.ch können
     sich z.B. Eltern über Präventionsangebote informieren. Sehr aufrüttelnd
     ist das Video «Lassen wir die Kinder im Internet alleine?». Was ist das Ziel dieses Videos?
Wir
     möchten Eltern motivieren, ihre Kinder im Internet genauso selbstverständlich
     zu begleiten und zu schützen, wie sie dies beispielsweise im
     Strassenverkehr tun. Es ist elementar, dass Eltern sich mit den Gefahren,
     denen Kinder durch pornografische Inhalte ausgesetzt sind,
     auseinandersetzen und sich informieren, was sie tun können, um ihren
     Nachwuchs bestmöglich vor Schaden zu bewahren. 
Rolf
     Rietmann, du bezeichnest Pornografie und Missbrauch als Pest des 21.
     Jahrhunderts (s. Livenet-Artikel). Welche
     Risiken gehen denn konkret davon aus?
Rolf Rietmann: Der Trend geht zu immer
     früherem Konsum. Die Kinder und Jugendlichen werden teilweise völlig
     enthemmt. Eine junge Frau erzählte mir vor ein paar Wochen, dass es in der
     Berufsschule normal war, dass während dem Unterricht immer 2-3 Jungs
     Pornos schauten. Eine weitere Geschichte: Ein Vater hätte es normal
     empfunden, mit seinen Jungs im Alter von 9 und 12 Jahren regelmässig
     Pornos zu konsumieren. Dies sind Formen der Verrohung, die wir uns vor ein
     paar Jahren nicht im Traum hätten vorstellen können. Heute kam ein Hilfeschrei von
     einer Frau, deren Mann Erektionsstörungen hat im Zusammenhang mit
     jahrelangem Pornokonsum. Das sind Nachrichten aus gerade mal drei Wochen. Wir
     sind daran, den Leib von Seele und Geist abzuspalten. Ganzheitlich war
     gestern. Man kann sich vorstellen, welches Frauen- und Männerbild diese
     Jugendlichen bekommen bzw. haben – geprägt von Tausenden von Pornobildern.
     Eine Studie stellt fest: «Aggressionen gegen Frauen in der
     Online-Pornografie ist weit verbreitet.» Was werden das für Ehemänner und
     Väter, für Ehefrauen und ihre Kinder werden (die Frauen holen leider auf)?
     Wie wird ihre Beziehungsfähigkeit sein, wenn sie schon vor der Pubertät
     lernen, dass Sex eine Ware ist und das Gegenüber – sorry für das harte Wort – zum «Fickmaterial»
     wird?
Die
     Weltgesundheitsorganisation WHO anerkennt Pornokonsum seit dem 1. Januar 2022 offiziell als
     Sucht. Wie wichtig ist dies einzuschätzen?
Das gleicht einer kleinen
     Sensation, wenn auch die Definition dieser «Impulskontrollstörung» weit gefasst
     ist. Nachlesen kann man dies unter: 6C72 – «Zwangsstörung des sexuellen
     Verhaltens». Bisher wurde stark bestritten, dass nichtstoffgebundener
     Konsum überhaupt süchtig machen kann. Heute weiss man, dass Pornografie so
     abhängig machen kann wie Alkohol oder Drogen. Die Suchtpersönlichkeit, wie
     ich dem sage, ist erschreckend identisch. Es gibt erste Länder, die es mit
     dem Schutz unserer Jugend endlich ernst meinen und nachhaltige bzw.
     ernsthafte Zugangsbeschränkungen einführen wollen oder erwägen. Super!
     Nun kommt aber ausgerechnet die LGBT+-Lobby, die befürchtet, dass damit
     eine Zensur der Aufklärung unserer Kinder einhergehen würde. In der
     Schweiz hat Nick Gugger 2020 eine Motion (20.3374) mit dem
     Titel «Unter-16-Jährige wirksam vor pornografischen
     Inhalten auf dem Internet schützen» eingereicht. Leider lehnte der Bundesrat erneut
     eine Regelung ab. Eine der Begründungen dafür lautete: Wir können unsere Kinder
     nur in der Schweiz schützen. Alle Anbieter im Ausland – und die suchen
     sich den liberalsten Staat – können nicht beschränkt werden.
Regula, Was motiviert dich, dich immer wieder
     durch Vorträge, Bücher usw. für Sexualerziehung und Prävention zu
     engagieren?
Regula Lehmann: Gott
     hat mich vor zwanzig Jahren gefragt, ob ich bereit sei, «den Mund
     aufzumachen». Das versuche ich nach bestem Wissen und Gewissen. Für
     die Pornoprävention setze ich mich ein, weil sie ein zentraler Bestandteil
     des zu Sexualerziehung gehörenden Engagements gegen sexuellen Missbrauch
     und sexuelle Gewalt ist. Als Elterncoach befasse ich mich intensiv mit der
     Frage, was Kinder brauchen, um zu starken und gesunden Menschen
     heranzuwachsen. Wenn ich dann lese und miterlebe, wie viele Kinder und
     Jugendliche durch Übersexualisierung und Pornografie geschädigt werden,
     motiviert mich dies zum Handeln. Ich kann und will zerstörerische Entwicklungen
     nicht passiv hinnehmen, schon gar nicht, wenn sie Kinder betreffen. Auch
     wenn ich immer wieder mal mutlos bin, weil alles, was ich tue nur ein
     Tropfen auf einen heissen Stein zu sein scheint, glaube ich, dass gerade
     der Kinderschutz zu den wichtigsten Anliegen überhaupt gehört. Wenn wir
     unsere Kinder nicht schützen, wenn Mütter und Väter nicht für ihre Kinder
     ein- und aufstehen, wer dann?
Sehen Sie sich hier das Eltern-Präventionsvideo an:
Zur Webseite:
Porno frei
Zum Thema:
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Just do it: Sexualerziehung: Kinder wirksam vor Pornografie schützen
Datum: 03.01.2022
                                    Autor: Florian Wüthrich
                                    Quelle: Livenet
                                  
 
            
     
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
                   
               
               
               
                                             
                                               
                                               
                                               
                                               
                                               
                                               
                                               
                                               
                                               
                                               
                                               
 
 
 
 
