USA: Kirchenbesucher werden jünger
Das verbreitete Bild, dass Kirche etwas für ältere Leute sei, stimmt nicht mehr. Laut der Studie, die Teil des grösseren Forschungsprojekts «State of the Church» (Zustand der Kirche) ist, besuchen Menschen, die zwischen 1997 und 2007 geboren wurden, im Durchschnitt etwa 23 Gottesdienste pro Jahr. Zum Vergleich: Die Generation X (zwischen 1965 und 1980) besucht nur etwa 19 Gottesdienste, und die Babyboomer sowie ältere Generationen kommen durchschnittlich auf unter 17 Gottesdienstbesuche jährlich.
Die Kirchenbesuchsrate von Gen Z hat nach der Pandemie eine deutliche Zunahme erlebt. Auch die Millennials (1981-1996) haben ihren Kirchenbesuch auf 22 Gottesdienste pro Jahr erhöht, was einen Anstieg im Vergleich zu 2012 darstellt (damals waren es 19).
«Historische Wende»
Barna bezeichnet dies als eine «historische» Wende. Die steigende Teilnahme von jungen Menschen an Gottesdiensten wird als gutes Zeichen für die kirchliche Erneuerung und ein positives Signal für Gemeindeleiter gedeutet.
Die Studie stützt sich auf 5'580 Online-Umfragen, die zwischen Januar und Juli 2025 durchgeführt wurden, und geht nicht direkt auf den allgemeinen Rückgang der Kirchenbesuche in den USA ein. Eine Studie des Pew Research Centers zeigt, dass nur 45 Prozent der Erwachsenen unter 30 Jahren regelmässig an religiösen Veranstaltungen teilnehmen, was einen Rückgang von fast 20 Prozent in den letzten zehn Jahren darstellt.
Die Daten von Barna legen nahe, dass die Schere zwischen weniger und stärker engagierten Kirchenbesuchern weiter aufgeht: die einen haben möglicherweise aufgehört, regelmässig in den Gottesdienst zu kommen, während die anderen, die weiterhin gehen, jetzt häufiger anwesend sind.
Ältere immer weniger – die Kirche wird jünger
Ältere Generationen besuchen die Kirche immer weniger, auch wenn sie weiterhin regelmässig teilnehmen. Die Studie zeigt, dass Kirchenbesucher, die vor 1946 geboren wurden, im Jahr 2025 im Durchschnitt 11 Gottesdienste weniger besuchen als im Jahr 2000. Für diejenigen, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden, liegt der Rückgang bei 7 Gottesdiensten jährlich. Das bedeutet einen signifikanten Rückgang von bis zu drei Monaten an verpassten Gottesdiensten.
Ein weiterer Trend ist, dass immer mehr ältere Menschen ganz aufgehört haben, in die Kirche zu gehen. Eine frühere Pew-Studie aus dem Jahr 2007 zeigte, dass etwa 22 Prozent der über 65-Jährigen selten oder nie in die Kirche gingen, während dieser Anteil in der neuesten Umfrage auf 40 Prozent gestiegen ist.
Diese Veränderungen deuten darauf hin, dass jüngere Generationen in Bezug auf religiöse Gemeinschaften offener sind als die älteren, die zunehmend den Kirchenbesuch meiden. Auch nach den Lockerungen der COVID-19-Beschränkungen zeigen die Ergebnisse, dass der Kirchenbesuch in der Generation X wieder auf das Niveau vor der Pandemie gestiegen ist; auch die Millennials verzeichnen einen Anstieg ihrer Teilnahme: beide Altersgruppen gehen im Durchschnitt 1,6-mal pro Monat in die Kirche.
Pastoren: auf neue Chancen einstellen
Nach den Barna-Forschern bestätigen diese Daten die Intuition vieler Pastoren in Bezug auf die sich verändernde Demografie: viele Pastoren seien durch unregelmässige Anwesenheit ihrer Gottesdienstbesucher frustriert und fänden es schwer, in ihren Gemeinden eine Dynamik aufzubauen.
Aber: jüngere Menschen kommen in diesem unregelmässigen Besuchsmuster häufiger – und das bietet neue Chancen. «Diese Verschiebungen in der Zahl der Kirchenbesucher öffnen den Verantwortlichen die Tür für Innovationen», so Brad Hill, Präsident von Gloo, dem Co-Autor der Studie. «Kirchen, die den Schwerpunkt auf zwischenmenschliche Berührungspunkte und digitales Engagement legen – über Text, soziale Medien und andere Online-Tools – können jüngere Generationen besser dort erreichen, wo sie sich bereits aufhalten.»
Barna drückt die Hoffnung aus, dass die Studie den Kirchenleitern hilft, proaktiver zu werden und zu überlegen, wie sie den spirituellen Bedürfnissen der jüngeren Generationen besser gerecht werden können – auch wenn viele nur an zwei von fünf Sonntagen in die Kirche kommen.
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